Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
Vom Netzwerk:
Last verursachte. Das Seil glitt ihm durch die Hände. Sie rutschten in den Trichter des Strudels, das Boot stand schief. Sam schrie auf, der Professor kippte hintenüber.
    „Ich kann uns alleine nicht mehr halten. Geben sie Sam das Seil weiter!“
    Sie gab Sam ein Stück des Seils.
    „Sam“, schrie er, „wir müssen uns hier rausziehen. Los!“
    Stück für Stück gruben sie sich aus dem Wassertornado, der unter ihnen rauschte und wie ein grimmiges Tier an ihnen zog. Laima packte mit an. Jede Hand rettete ihre Leben. Sie sah, wie von Stein versuchte, einen Haken in die Wand zu schlagen, während er sich weiterhin festhielt. Wild hämmerte er auf den Felsen ein. Nur mühsam gelang es ihm, das Eisen in den Spalt im Gestein zu treiben. Die Schläge hallten in der engen Schlucht wider und mischten sich mit dem Rauschen des Wassers zu einer düsteren Symphonie.
    Nun kam Thian mit seinem Boot. Von Stein wollte gerade das Ende des Seils durch den Haken fädeln. Mühsam zogen sich Sam und Slinkssons mit Laima und dem Professor über den Rand des Strudels.
    „Das Seil, das Seil“, rief Laima Thian zu, der gerade an ihr vorbeitrieb.
    Er erwischte das letzte Stück und glitt tief in den Trichter, sodass sich Laima nicht sicher war, ob er es überhaupt geschafft hatte.
    „Ich kann nicht mehr halten“, schrie Schüssli.
    Dann kam der Ruck des dritten Bootes. Schüssli ließ los. Von Stein riss es von der Wand.
    Ein Schrei. Alle drei Boote nahm der Strom mit sich. Dann ein weiterer Ruck. Sie hingen fest. Eingefroren im Augenblick. Die Welt stand still.
     
    Gerold von Stein hatte es geschafft. Die Leine seines Schlauchbootes war durch den Haken gezogen, den er in den Fels getrieben hatte. Das luftgefüllte Gummi seines Bootes bog sich unter der Last und dem Zug des Gewichts aller andren Boote, an denen die Strömung weiter unerbittlich zerrte.
    Wer aus dem Boot fiel, war weg. Sollte das Schlauchboot jetzt reißen, war es für sie alle das Ende. Ein nasses Grab unter den Felsen des Gebirges.
    „Thian hängt noch in seinem Boot!“
    „Klettern! Klettern!“, rief Professor Carlsen.
    Auf der einen Seite zogen von Stein und Schüssli. Auf der andren kletterte Sam zu Laima und Slinksson ins wackelige Boot, das nur für zwei Personen ausgelegt war.
    „Wir saufen alle ab“, sagte Slinkssons.
    „Abwarten und nicht rumwackeln.“
    Das Boot drohte unter dem Übergewicht voll Wasser zu laufen. Hinter ihnen stieg Thian zum Professor.
    „Nicht atmen“, sagte Sam.
    „Versucht aus dem Strudel herauszukommen“, rief ihnen von Stein zu.
    „Was glaubt der, was wir hier machen.“
    Langsam zogen sie sich vorsichtig vorwärts.
    Es gelang ihnen. Je mehr sie aus der Strömung herauskamen, um so leichter wurde es, auch wenn es sie die letzten Kräfte kostete, die sie hatten.
    Schließlich hatten sie es bis an die Felswand, neben das Boot von Schüssli und von Stein, geschafft. Sie verteilten sich um und atmeten erstmal durch.
    „O Mann. Ich kann nicht glauben, dass ich noch lebe“, sagte Slinkssons.
    „Was ist dieses Loch da vorne? Oder vielmehr woher kommt es?“, fragte Laima.
    „Ich denke, durch den Monsun ist das Hochwasser so angestiegen, dass ein Durchfluss in den Felsen überflutet wurde. So bildete sich der Strudel.“
    „Unglaublich, wir haben noch alle Ausrüstung. Trotz dieser ganzen Aktion“, sagte Schüssli, der in alle Boote gesehen hatte.
    „Außer den Kletterhaken, die mir leider ins Wasser gefallen sind“, sagte von Stein.
    „Hauptsache wir sind alle am Leben, meine Lieben“, sagte Professor Carlsen.
    „Toll!“, sagte Slinkssons. „Wir sind zwar am Leben. Und jetzt? Wir sitzen in einer hundert Meter tiefen Schlucht gefangen und kommen weder vor noch zurück! Auch mit aller Kraft schaffen wir es nicht gegen den Strom. Und bis der Monsun vorbei ist, sind wir verhungert.“
    „Slinkssons, Slinkssons. Mein lieber Figaro, so kurz währt ihre Freude ...“
    „Hat sich was mit Figaro!“
    „Wessen Idee war es mitzukommen?“, sagte Professor Carlsen. „Jeder hatte die freie Wahl. Jetzt müssen sie sich wohl mal an die eigene Nase fassen. Und niemand hat gesagt, dass es ein Spaziergang werden wird.“
    „Erst mit dem Flugzeug abstürzen. Dann wie Hunde ertränkt werden.“
    „Ich werde hochklettern“, sagte von Stein.
    „Mein lieber Gerold, ihre Fingerkuppen sehen nicht gut aus“, sagte Professor Carlsen.
    „Als wir in der ersten Panik gesehen haben, was da kommt, haben wir versucht, uns an den Felsen

Weitere Kostenlose Bücher