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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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ruderten eine ganze Weile, ehe sie die Paddel für einen Augenblick ruhen ließen. Gerold von Stein und Schüssli überholten sie. Die andren Boote waren hinter ihnen. Sie sahen, dass Sam und der Professor mit ihrem Schlauchboot gefährlich tief im Wasser lagen. Dahinter kam Thian angerudert.
    „Verfolgt es uns?“
    „Ich weiße es nicht“, sagte Slinkssons. „Es hat uns ja schon einige Male wiedergefunden.“
    „Was ist es?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Und was könnte es sein?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Das ist ja wirklich sehr hilfreich“, sagte Laima und gab auf.
    Dann fing es an zu regnen.
    „Der Monsun!“
    Slinkssons starrte nach vorn und stach stoisch mit seinem Paddel ins Wasser, als ob er gar nicht merkte, dass es heftig regnete.
    Die Tropfen waren so dick, dass sie beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche einen feinen Sprühnebel erzeugten, der über dem Fluss hing. Der Niederschlag war so heftig, dass das Boot ernsthaft in Gefahr war, vollzulaufen.
    „Wir müssen das Wasser abschöpfen“, sagte Laima.
    „Dann machen sie es doch.“
    „Was für ein Gentleman, wirklich.“
    „Ich hatte nie vor einer zu sein.“
    Laima suchte nach einer Tasse und schöpfte, während Slinkssons Kurs hielt.
    „Von oben Wasser. Von unten Wasser. Ich wäre gern mal wieder auf sicherem Festland“, dachte Laima laut.
    „Sie können ja wieder zurückschwimmen.“
    „Aha, ist doch noch was vom legendären Sarkasmus des Figaro Elvis Slinkssons übrig.“
    „Wenn sie auch nur irgendwem verraten, dass ich noch einen zweiten Vornamen habe, vergesse ich mich. Ich war gestern übermüdet und in guter Laune, die gar nicht typisch für mich ist.“
    „Das unterschreibe ich sofort. Schade eigentlich. Vielleicht wären sie sonst ein ganz netter Kerl.“
    Es hatte so plötzlich wieder aufgehört zu regnen, wie es angefangen hatte. Sie hatten zwischen den Kurven des Canyons den Sichtkontakt zu den andren verloren.
    „Der Fluss erscheint mir auf einmal so ruhig“, sagte Laima.
    „Die Wasseroberfläche ist ruhig“, sagte Slinkssons. „Aber ich habe den Eindruck, dass die Strömung stärker geworden ist. Der Regen bringt mehr Wasser. Wir fahren schneller und ich muss stärker gegensteuern.“
    „Wo mögen die andren nur sein? Hören sie! Ruft da nicht jemand?“
    „Alles hallt hier tausendmal wieder. Aber um die nächste Kurve und man hört nichts mehr.“
    „Sein sie mal still! Da ruft doch jemand. Das sind Schreie!“
     
     
     

16
     
    Ihr Boot glitt um die Felsen.
    „Das Seil“, hörten sie von Steins Stimme. „Fangen sie das Seil!“
    Figaro Slinkssons war ebenso überrascht wie Laima. Vor ihnen ragte die Felswand steil auf. Es ging nicht mehr weiter, es gab keinen Ausweg. Der Fluss endete hier.
    Dann sahen sie vor sich auf dem Wasser, dass es doch einen Ausweg gab. Es war ihr Tod.
    Ein riesiges Loch in der Wasseroberfläche bildete einen unnatürlichen Schlund. Der glatte Wasserspiegel verformte sich zu einem breiten Trichter. Der Strudel hatte mehrere Meter Durchmesser.
    „Das Seil“, war alles, was Laima noch wahrnahm. „Greift das Seil!“
    Auch Slinkssons war wie gelähmt. Er handelte blitzschnell. Die Felswand raste auf sie zu. Sie sahen, dass von Stein ein Seil ausgeworfen hatte, das auf dem Wasser im Sog des Strudels auf ihrer Bahn trieb. Der Wirbel hatte sie erfasst und würde sie mit wenigen Drehungen erbarmungslos in die Tiefe ziehen und ertränken. Die ungeheure Kraft setzte zu einer immer schneller werdenden Beschleunigung an.
    Im letzten Moment schnappte er das Ende des dünnen Seils. Es riss das Boot herum und Slinkssons fiel fast rücklings heraus. Die Strömung war so stark, dass auch Gerold von Stein Mühe hatte, sie festzuhalten. Jetzt begann ein Kampf mit den Naturgewalten. Laima sah, wie von Stein sich mit aller Kraft gegen die Wand des Bootes stemmte. Hinter ihm hielt Roger Schüssli sich und das Boot an einem Anker, den er in eine Felsspalte gehakt hatte.
    Das zweite Boot mit Professor Carlsen und Sam kam um die Ecke. Auch sie begriffen die Situation viel zu spät. Gerold von Stein band das Seil am Boot fest und versuchte, zusammen mit Schüssli den Anker zu halten, an dem ihr aller Leben hing.
    „Reicht mir die Hand“, rief Laima.
    Ihr Boot war in der Strömung aus der Bahn geraten, sodass der Professor und Sam drohten, sie zu verfehlen. Sam warf sich mit aller Kraft im richtigen Moment auf die Seite und erwischte Laimas Hand. Slinksson ächzte bei dem Ruck, den die neue

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