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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Grund. Er nickte immer wieder.
»Ich weiß, ob du Starkbier getrunken hast oder Lager. Und
ich kann auch Guinness herausriechen.«
    »Ich trinke nie Guinness«, log ich, insgeheim
beeindruckt. »Ich habe Angst, eine Sportlerkehle zu
bekommen.«
    Das Witzchen war offenbar an ihn vergeudet, denn er fuhr ohne
Unterbrechung fort: »Das ist nur zum Fenster hinausgeworfenes
Geld, weißt du. Erwarte nicht von mir, daß ich deinen
Alkoholismus finanziere.«
    »O je, du redest einen Mist«, sagte ich und stand
auf.
    »Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe bessere Männer
als dich gesehen, die dachten, sie könnten mit dem Trinken
umgehen, und die mit einer Flasche Wermut in der Gosse
endeten.«
    Wenn dieser letzte Schlag unter die Gürtellinie zielen
sollte, dann ging er daneben; die Wirkung von diesem
›Bessere-Männer-als-du‹ war schon längst
verpufft.
    »Es ist doch wohl mein Leben, oder nicht?« sagte ich und
stellte meinen Teller ins Spülbecken, bevor ich die Küche
verließ. Mein Vater sagte nichts.
     
    An diesem Abend sah ich fern und erledigte einigen Papierkram,
brachte die Landkarten auf den aktuellen Stand, indem ich den neu
benannten ›Hügel Des Schwarzen Zerstörers‹
einfügte, schrieb einen kurzen Bericht über das, was ich
mit den Kaninchen gemacht hatte, wobei ich sowohl die Wirkung der
benutzten Bomben als auch die neueste Herstellungsmethode festhielt.
Ich beschloß, in Zukunft die Polaroidkamera in den
Kriegsutensilienbeutel zu packen; bei Strafexpeditionen mit geringem
Risiko, wie die gegen die Kaninchen, würde sich das
zusätzliche Gewicht und der Zeitaufwand für ihren Einsatz
mehr als auszahlen. Bei ernsthafteren Kampfhandlungen
müßte der Kriegsutensilienbeutel natürlich aufs
Nötigste beschränkt bleiben, und eine Kamera wäre
lediglich eine Belastung, doch ich war seit Jahren keiner echten
Bedrohung mehr ausgesetzt gewesen, seit jener Zeit, als einige
größere Jungen aus der Stadt mich auf dem Heimweg von
Porteneil aus dem Hinterhalt angegriffen und verprügelt
hatten.
    Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, daß das Leben ganz
schön schwer war, doch es entwickelte sich dann doch nicht so
schlimm, wie ich erwartet hatte. Einmal bedrohte ich sie mit meinem
Messer, nachdem sie mich auf dem Fahrrad angehalten hatten und
anfingen, mich herumzuschubsen, und Geld von mir verlangten. Sie
zogen sich damals zurück, doch ein paar Tage später
versuchten sie einen Überfall auf die Insel. Ich hielt sie mit
Stahlprojektilen und Steinen zurück, und sie feuerten mit
Luftgewehren zurück, und eine Zeitlang war das Ganze ziemlich
aufregend, doch dann kam Mrs. Clamp mit dem wöchentlichen
Nachschub und drohte, die Polizei zu holen, und nachdem sie ihr ein
paar häßliche Worte an den Kopf geworfen hatten,
verschwanden sie.
    Damals fing ich an, mein System der geheimen Vorratslager
einzurichten, indem ich Stahlgeschosse, Steine, Bolzen und
Bleigewichte zum Angeln hortete und verpackt in Plastiktüten
oder Schachteln an strategischen Stellen überall auf der Insel
vergrub. Ich legte auch Schlingen und Stolperdrähte, die mit
Glasflaschen verbunden waren, im Gras und auf den Dünen
über dem Bach aus, so daß jeder, der sich anzuschleichen
versuchte, sich entweder in der Schlinge verfangen oder über den
Draht stolpern und die Flasche aus ihrem Loch im Sand ziehen und auf
einen Stein schleudern würde. Ich blieb während der
nächsten paar Nächte wach, den Kopf aus der
rückseitigen Schräge des Dachbodens gereckt, angestrengt
auf das Klirren von brechendem Glas oder gemurmelte
Verwünschungen lauschend oder das einfachste Signal,
nämlich die Vögel, die sich gestört fühlten und
davonflatterten, doch es geschah nichts mehr. Ich ging den Jungen in
der Stadt eine Zeitlang aus dem Weg, indem ich nur mit meinem Vater
hinging oder wenn ich wußte, daß sie in der Schule
waren.
    Das System der geheimen Vorratslager hat noch immer Bestand, und
ich habe das eine oder andere Versteck noch durch Benzinbomben
ergänzt, wo eine mutmaßliche Angriffslinie sich über
ein Gebiet erstreckt, in dem die zerberstenden Flaschen als
Warnanlage dienen; die Schlingen habe ich allerdings entfernt und im
Schuppen verstaut. Mein Verteidigungshandbuch umfaßt Dinge wie
Karten der Insel, auf denen die Munitionsverstecke und mögliche
Angriffslinien gekennzeichnet sind, sowie eine Zusammenfassung meiner
Kampftaktiken, eine Liste von Waffen, die ich besitze oder noch
anzufertigen gedenke; diese letzte Kategorie

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