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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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müssen, um
die Sicht auf das Wasser zu gewähren, gönnte ich mir eine
Tasse Kaffee und ein Spiel ›Invasoren aus dem All‹. Sie
hatten eine neue Maschine aufgestellt, aber nachdem ich etwa ein
Pfund ausgegeben hatte, hatte ich sie im Griff und gewann ein
Raumschiff zusätzlich. Es fing an, mich zu langweilen, und ich
setzte mich mit meinem Kaffee an einen Tisch.
    Ich studierte die Plakate an den Wänden des Cafés, um
zu sehen, ob in der nächsten Zeit in der Gegend etwas
Interessantes geboten sein würde, doch abgesehen vom Filmclub
war nicht viel los. Als nächstes stand Die Blechtrommel auf dem Programm, doch mein Vater hatte mir das Buch vor Jahren
geschenkt, eins der wenigen wirklichen Geschenke, die er mir je
gemacht hatte, und ich hatte daher geflissentlich vermieden, es zu
lesen, genau wie Myra Breckinridge, ein anderes seiner
seltenen Geschenke. Meistens gibt mir mein Vater einfach das Geld,
das ich haben will, damit ich mir meine Wünsche selbst
erfüllen kann. Ich glaube nicht, daß es ihn wirklich
interessiert, aber andererseits hat er mir auch noch nie etwas
abgeschlagen. Soweit ich das beurteilen kann, besteht zwischen uns so
etwas wie eine unausgesprochene Vereinbarung, daß ich den Mund
halte über meine offizielle Nichtexistenz und als Gegenleistung
auf der Insel mehr oder weniger alles tun kann, was mir beliebt, und
mir in der Stadt mehr oder weniger alles kaufen kann, was ich will.
Das einzige, worüber wir kürzlich in Streit geraten waren,
war ein Motorrad für mich. Er sagte, daß er mir eins
kaufen würde, wenn ich ein bißchen älter wäre.
Ich schlug vor, daß es sinnvoll wäre, es mir im Hochsommer
zu kaufen, damit ich etwas Übung hätte, bevor die
Straßen vom feuchten Wetter glitschig wären, doch er war
der Ansicht, daß im Sommer zu viele Touristen in der Stadt und
auf den Landstraßen herumführen. Ich glaube, er will es
einfach hinausschieben, vielleicht befürchtet er, ich
könnte zuviel Unabhängigkeit erlangen, oder vielleicht hat
er einfach nur Angst, daß ich mich damit umbringen könnte,
wie es vielen Jugendlichen passiert, wenn sie ein Motorrad bekommen.
Ich weiß es nicht; ich weiß nie genau, was er eigentlich
für mich empfindet. Und wenn ich schon darüber nachdenke,
ich weiß auch nie genau, was ich eigentlich für ihn
empfinde.
    Ich hatte im stillen gehofft, daß ich jemand Bekannten in
der Stadt treffen würde, doch die einzigen Leute, mit denen ich
sprach, waren der alte Mackenzie im Laden für Jagd- und
Angelbedarf und Mrs. Stuart im Café, die gähnend und fett
hinter ihrer Resopaltheke saß und ein Groschenheft las. Es ist
ohnehin nicht so, daß ich allzuviele Menschen kenne, wenn ich
ehrlich bin; Jamie ist mein einziger echter Freund, obwohl ich durch
ihn ein paar Leute in meinem Alter kennengelernt habe, die ich als
Bekannte betrachte. Die Tatsache, daß ich nicht zur Schule gehe
und so tun muß, als ob ich nicht dauernd auf der Insel leben
würde, hat dazu geführt, daß ich ohne andere Kinder
meiner Altersstufe aufgewachsen bin (abgesehen von Eric
natürlich, doch auch der war sehr lange weg), und ungefähr
zu jener Zeit, als ich daran dachte, mich weiter von zu Hause weg zu
wagen und mehr Leute kennenzulernen, drehte Eric durch, und es wurde
in der Stadt eine Zeitlang ungemütlich.
    Mütter ermahnten ihre Kinder, sich ordentlich zu benehmen,
sonst würde Eric Cauldhame sie holen und ihnen
schreckliche Dinge mit Würmern und Maden antun. Ich vermute, es
war unvermeidlich, daß sich die Gerüchte allmählich
dahingehend auswuchsen, daß Eric Kinder in Brand setzte, nicht
nur ihre Hunde, und wahrscheinlich war es ebenso unvermeidlich,
daß viele Kinder schließlich mich für Eric
hielten oder annahmen, ich hätte die gleichen Neigungen. Oder
vielleicht ahnten ihre Eltern etwas im Zusammenhang mit Blyth, Paul
und Esmeralda. Wie auch immer, sie liefen vor mir davon oder bewarfen
mich aus der Ferne mit unschönen Dingen, also trat ich
möglichst wenig in Erscheinung und beschränkte meine kurzen
Besuche in der Stadt auf ein wortkarges Minimum. Bis zum heutigen Tag
werde ich mit sonderbaren Blicken bedacht, von Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen, und ich weiß, daß einige Mütter
ihren Kindern androhen, wenn sie sich nicht benähmen, würde
sie Frank schnappen, aber das stört mich nicht. Ich werde
damit fertig.
    Ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr etwas leichtsinnig nach Hause
zurück, indem ich durch die Pfützen auf dem Weg schoß
und den sogenannten Hopser

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