Die Wespenfabrik
einschließlich
einiger ziemlich unerfreulicher Vorrichtungen wie Stolperdrähte
und Fußangeln, so ausgelegt, daß fallende Körper auf
verborgene Flaschen mit abgebrochenem Hals, die senkrecht im Gras
stecken, treffen, elektrisch auszulösende Minen aus Rohrbomben
und kleinen Nägeln, alles im Sand vergraben, und einige
hochinteressante, wenn auch schwer zu realisierende Waffen wie
Wurfscheiben, deren Ränder mit Rasierklingen ausgerüstet
sind.
Nicht, daß ich zur Zeit jemanden umbringen will, all das
dient viel mehr Verteidigungs- denn Angriffszwecken und gibt mir ein
Gefühl größerer Sicherheit. Bald habe ich das
nötige Geld für eine richtige große Armbrust, und
darauf freue ich mich riesig; das wird mich über die Tatsache
hinwegtrösten, daß sich mein Vater niemals hat
überreden lassen, eine Flinte oder ein Gewehr zu kaufen, mit dem
ich wirklich etwas hätte anfangen können. Ich habe zwar
meine Schleudern und Wurfgeschosse und mein Luftgewehr, und unter den
richtigen Voraussetzungen können sie alle tödlich sein,
aber sie haben eben nicht die große Reichweite, die ich
anstrebe. Mit den Rohrbomben ist es dasselbe. Sie müssen direkt
am Zielobjekt plaziert oder können allenfalls geworfen werden,
und selbst das Schleudern von speziell dafür konstruierten
Bomben mit dem Katapult ist ungenau und langsam. Ich kann mir auch
vorstellen, daß mit einem Katapult ziemlich unerfreuliche Dinge
passieren können; die Schleuderbomben müssen mit einer
recht kurzen Zündschnur ausgestattet sein, wenn sie so schnell
nach der Landung am Ziel detonieren sollen, damit sie nicht
zurückgeworfen werden können, und ich bin bereits ein
paarmal nur knapp davongekommen, als sie losgingen, gleich nachdem
sie aus der Schleuder abgeschossen waren.
Natürlich habe ich mit Kanonen herumexperimentiert, sowohl
mit reinen Projektilwaffen als auch mit Mörsern, die die
Schleuderbomben weiter tragen würden, doch alle waren
unhandlich, gefährlich, träge und neigten leicht dazu, in
die Luft zu fliegen.
Eine Schrotflinte wäre das Ideale, obwohl mein Traum eine
.22er Büchse mit gezogenem Rohr wäre, aber ich werde mich
mit einer Armbrust begnügen müssen. Vielleicht wird es mir
eines Tages gelingen, einen Weg zur Umgehung meiner offiziellen
Nichtexistenz zu finden und selbst einen Antrag auf eine Waffe zu
stellen, obwohl, wenn man alle Umstände in Betracht zieht, man
mir wahrscheinlich den Waffenschein verweigern wird. Oh, wenn ich
doch nur in Amerika leben würde! denke ich manchmal.
Ich zerlegte gerade die Benzinbomben aus den versteckten
Waffenlagern, da ich sie seit einiger Zeit nicht mehr hinsichtlich
der Verdunstung überprüft hatte, als das Telefon klingelte.
Ich sah auf meine Armbanduhr und war überrascht, wie spät
es bereits war: fast elf Uhr. Ich rannte zum Telefon hinunter und
hörte, wie mein Vater zur Tür seines Zimmers ging, als ich
daran vorbeikam.
»Porteneil fünfdreieins.« Piepser
ertönten.
»Scheiße, Frank, ich habe elende Schwielen an den
Füßen. Wie geht’s dir, zum Teufel, mein junger
Freund?«
Ich sah den Hörer an, dann zu meinem Vater hinauf, der sich
im oberen Stock über das Treppengeländer beugte und sich
die Schlafanzugjacke in die Hose stopfte. Ich sprach ins Telefon:
»Hallo, Jamie, was veranlaßt dich, mich so spät noch
anzurufen?«
»Wie…? Ach so, der Alte ist in der Nähe, was?«
sagte Eric. »Richte ihm einen Gruß von mir aus, und
daß er ein Sack voll schäumendem Eiter ist.«
»Jamie läßt dich grüßen«, rief ich
zu meinem Vater hinauf, der sich ohne ein Wort umdrehte und in seinem
Zimmer verschwand. Ich hörte, wie er die Tür schloß,
und wandte mich wieder dem Telefon zu. »Eric, wo bist du
diesmal?«
»Ach, wieder diese Scheiße. Ich sage es dir nicht. Rate
mal!«
»Wie soll ich das wissen… Glasgow?«
»Ah ha ha ha ha ha!« grölte Eric. Ich umklammerte
fest das Plastik in meiner Hand.
»Wie geht es dir? Alles in Ordnung?«
»Mir geht es hervorragend. Wie geht es dir?«
»Großartig. Hör mal, wie ernährst du dich?
Hast du Geld? Fährst du per Anhalter, oder was? Du wirst
gesucht, weißt du das? Aber bis jetzt haben sie noch nichts in
den Nachrichten durchgesagt. Du bist noch nicht…« Ich hielt
inne, bevor ich etwas sagte, bei dem er einhaken könnte.
»Ich komme gut zurecht. Ich esse Hunde. Ha ha ha.«
Ich stöhnte auf. »O Gott, das ist doch nicht dein Ernst,
oder?«
»Was soll ich denn sonst essen? Es ist toll, Frankieboy; ich
treibe mich in den
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