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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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des
Büros an. Ich saß ebenfalls da, gegen die Zapfsäule
gesackt, und ließ die letzten Tropfen ungehindert
heraussickern. Ich taumelte zurück und ließ mich
schwerfällig auf den Sockel fallen, dann stand ich taumelnd auf
und zog mir die Hose wieder hoch.
    »Warum hast du das gemacht?« fragte Jamie, immer noch um
Luft ringend.
    Ich winkte ihm zu, während ich mich bemühte, meinen
Gürtel zu schließen. Mir wurde allmählich wieder
schlecht, als mir die Schwaden von Kneipengestank aus meiner Kleidung
in die Nase stiegen.
    »Tuut…« Ich wollte sagen ›tut mir leid‹,
doch statt dessen kam nur ein Seufzen heraus. Dieser widerspenstige
Teil meines Gehirns dachte plötzlich wieder an fettige Eier mit
Speck, und mein Magen sprudelte wie ein Geysir. Ich krümmte mich
zusammen, würgend und keuchend, und fühlte, wie sich meine
Eingeweide wie eine Faust zusammenballten; meinem Willen nicht
unterworfen, mit einem eigenen Leben; so mußte sich eine Frau
fühlen, wenn ein Ungeborenes in ihr strampelt. Meine Kehle wurde
aufgeschürft durch den aufsteigenden Schwall von Mageninhalt.
Jamie fing mich auf, als ich im Begriff war umzufallen. Ich stand da
in der Haltung eines halbgeöffneten Taschenmessers und
ließ das Erbrochene geräuschvoll auf den Tankstellenboden
platschen. Jamie schob mir eine Hand hinten in die Cordsamthose, um
zu verhindern, daß ich nach vorn mit dem Gesicht in die Kotze
fiel, und legte mir die andere Hand auf die Stirn, während er
etwas vor sich hin murmelte. Ich übergab mich immer wieder;
inzwischen tat mir der Magen schrecklich weh. Tränen standen mir
in den Augen, meine Nase lief, und mein Kopf fühlte sich
insgesamt wie eine reife Tomate an, kurz vor dem Aufplatzen. Zwischen
den einzelnen Würgeanfällen rang ich um Luft, bekam kleine
Brocken von Erbrochenem in die Luftröhre, hustete und spuckte
gleichzeitig. Ich hörte mich selbst, wie ich ein ebenso
schreckliches Geräusch von mir gab wie Eric, als er am Telefon
durchgedreht war, und hoffte, daß niemand vorbeikäme und
mich in einer so würdelosen und schwachen Verfassung sähe.
Ich hielt inne, fühlte mich ein wenig besser, dann ging es
wieder los, und ich fühlte mich noch zehnmal schlechter. Mit
Jamies Hilfe bewegte ich mich zur Seite und ließ mich an einer
verhältnismäßig sauberen Stelle des Betons, wo die
Ölflecken alt aussahen, auf Hände und Knie nieder. Ich
hustete und spuckte und würgte einige Male, dann fiel ich in
Jamies Arme zurück und zog gleichzeitig die Beine bis zum Kinn
an, um den Schmerz in meiner Magenmuskulatur zu lindern.
    »Geht’s jetzt besser?« fragte Jamie. Ich nickte.
Ich ließ mich runtersacken, so daß ich mit beiden
Hinterbacken auf den Fersen saß, und vergrub den Kopf zwischen
den Knien. Jamie tätschelte mir die Schulter. »Gleich ist
alles wieder gut, Frankie, mein Junge.« Ich spürte, wie er
sich für ein paar Sekunden entfernte. Er kam mit einigen rauhen
Papiertüchern aus dem Handtuchspender auf dem Tankstellenplatz
zurück und rieb mir den Mund mit einem Zipfel davon ab und
danach den Rest meines Gesichts mit einem anderen Stück. Er
brachte sie sogar in den Abfalleimer.
    Obwohl ich mich immer noch betrunken fühlte, mir der Bauch
weh tat und meine Kehle sich anfühlte, als hätte darin ein
Rudel Stachelschweine einen Kampf ausgefochten, ging es mir erheblich
besser. »Danke«, brachte ich heraus und unternahm den
Versuch, aufzustehen. Jamie half mir auf die Füße.
    »Herrje, da hast du dich ja schön zugerichtet,
Frank.«
    »Jo«, sagte ich, während ich mir die Augen mit dem
Ärmel abwischte und mich umschaute, um zu sehen, ob wir noch
immer allein waren. Ich klopfte Jamie ein paarmal auf die Schulter,
und wir setzten uns in Richtung Straße in Bewegung.
    Wir gingen die verlassene Straße entlang, ich schwer atmend
und Jamie mich bei einem Ellbogen festhaltend. Das Mädchen war
verschwunden, soviel war mir klar, doch ich war nicht traurig
darüber.
    »Warum bist du abgehauen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich mußte mal.«
    »Was?« Jamie lachte. »Warum hast du das nicht
einfach gesagt?«
    »Konnte nicht.«
    »Nur weil das Mädchen dabei war?«
    »Nein«, sagte ich und hustete. »Konnte nicht
sprechen. War zu betrunken.«
    »Was?« Jamie lachte.
    Ich nickte. »Ja«, sagte ich. Er lachte erneut und
schüttelte den Kopf. Wir gingen weiter.
    Jamies Mutter war noch auf und machte uns Tee. Sie ist eine
große Frau, immer mit einem grünen Morgenmantel bekleidet,
wenn ich nachts nach der

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