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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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das
Telefon.
    »Scheiße«, sagte ich und mußte gleich darauf
über mich selbst lachen. Ich wischte mir schnell den Hintern ab,
zog meine Hose hoch, betätigte die Spülung und tapste in
den Flur hinaus, während ich noch mit dem
Reißverschluß beschäftigt war. Ich hastete die
breiten Stufen zum Treppenabsatz des ersten Stocks hinauf, wo unser
Telefon steht. Ich rede seit ewigen Zeiten auf meinen Vater ein,
daß er noch ein paar Telefone anschaffen soll, doch er sagt,
daß wir nicht oft genug angerufen werden, als daß
Nebenanschlüsse gerechtfertigt wären. Ich erreichte das
Telefon, bevor der Anrufer, wer immer es sein mochte, auflegte. Mein
Vater war nicht aufgetaucht.
    »Hallo«, sagte ich. Der Anruf kam aus einer
Fernsprechzelle.
    »Krä-äächz!« brüllte eine
Stimme am anderen Ende. Ich hielt den Hörer von meinem Ohr weg
und sah ihn mürrisch an. Weitere kleine Schreie drangen aus der
Hörmuschel. Als sie aufhörten, hob ich den Hörer
wieder an mein Ohr.
    »Porteneil fünfdreieins«, sagte ich kühl.
    »Frank! Frank! Ich bin’s. Ich! Hallo, hallo!«
    »Ist da ein Echo in der Leitung, oder sagst du alles
zweimal?« fragte ich. Ich erkannte Erics Stimme.
    »Sowohl als auch. Ha ha ha ha ha!«
    »Hallo, Eric. Wo bist du?«
    »Hier. Wo bist du?«
    »Hier.«
    »Wenn wir beide hier sind, warum bemühen wir dann das
Telefon?«
    »Sag mir, wo du bist, ehe dein Kleingeld zu Ende
ist.«
    »Aber wenn du hier bist, dann mußt du das doch
wissen. Oder weißt du nicht, wo du bist?« Er kicherte.
    Ich sagte ruhig: »Hör auf, so albern zu sein,
Eric.«
    »Ich bin nicht albern. Ich verrate dir nicht, wo ich bin; du
würdest es bloß Angus weitersagen, und der würde die
Polizei benachrichtigen, und die würde mich in die Klinik
zurückbringen. Scheiße!«
    »Gebrauche nicht so ordinäre Vierbuchstabenworte. Du
weißt, daß ich sie nicht leiden kann. Natürlich
werde ich Dad nichts verraten.«
    »Scheiße ist ein Wort mit… sieben Buchstaben. Ist
die Sieben nicht deine Glückszahl?«
    »Hör mal, willst du mir nicht endlich sagen, wo du bist?
Ich möchte es wissen.«
    »Ich werde dir sagen, wo ich bin, wenn du mir deine
Glückszahl nennst.«
    »Meine Glückszahl ist e.«
    »Das ist keine Zahl. Das ist ein Buchstabe.«
    »Es ist eine Zahl. Es ist eine transzendente Zahl:
Zweikommasiebeneinsacht…«
    »Das ist Betrug. Ich meinte eine ganze Zahl.«
    »Dann hättest du dich genauer ausdrücken
sollen«, sagte ich und seufzte, als das Piepsen ertönte und
Eric mehrere Münzen nachwarf. »Soll ich dich
zurückrufen?«
    »Hoho! So leicht bekommst du es nicht aus mir heraus! Wie
geht es dir überhaupt?«
    »Mir geht es gut. Wie läuft’s bei dir?«
    »Wie verrückt, ist doch klar«, sagte er ziemlich
empört. Ich mußte lächeln.
    »Hör mal, ich gehe davon aus, daß du hierher
zurückkommst. Wenn du kommst, verbrenne bitte keine Hunde oder
so was. Okay?«
    »Wovon redest du? Ich bin es, Eric. Ich verbrenne keine
Hunde!« Er fing an zu schreien. »Ich verbrenne keine Hunde.
Scheiße! Was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Beschuldige
mich ja nicht, daß ich Hunde verbrenne, du kleiner Bastard! Bastard!«
    »Schon gut, Eric, es tut mir leid«, sagte ich so schnell
ich konnte. »Ich möchte nur, daß du keine
Schwierigkeiten bekommst. Sei vorsichtig. Tu nichts, was die Leute
gegen dich aufbringt. Die Leute können schrecklich empfindlich
sein…«
    »Na ja…«, hörte ich ihn sagen. Ich lauschte
auf sein Atmen, dann wandelte sich seine Stimme. »Ja, ich komme
nach Hause. Nur für kurze Zeit, um zu sehen, wie es euch beiden
geht. Ich nehme an, ihr seid allein, du und der Alte?«
    »Ja, nur wir beide. Ich freue mich darauf, dich zu
sehen.«
    »Oh, gut.« Es entstand eine Pause. »Warum besuchst
du mich nie?«
    »Ich… ich dachte, Vater hätte dich an Weihnachten
besucht?«
    »Hat er das? So, so… aber warum kommst du nie?« Er hörte sich traurig an. Ich verlagerte mein
Gewicht auf den anderen Fuß und ließ den Blick über
die Treppe zum oberen Absatz schweifen, halb in der Erwartung, meinen
Vater zu sehen, wie er sich über das Geländer beugte, oder
seinen Schatten an der Wand des oberen Flurs zu entdecken, wo er
glaubte sich verstecken und heimlich meine Telefongespräche
belauschen zu können.
    »Ich verlasse die Insel nicht gern für längere
Zeit, Eric. Es tut mir leid, aber ich bekomme dabei immer so ein
entsetzliches Gefühl im Magen, als ob darin ein dicker Klumpen
wäre. Ich kann nicht so weit weggehen, nicht über

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