Die Wette
geflirtet hätte, hätte sie damit vor ihren Kolleginnen prahlen können. Aber sie war weiter gegangen. Und das würde sie nun bestimmt niemandem verraten.
Als sie vor dem Bürogebäude hielt, schien ihr unfassbar, dass gerade ein Tag vergangen war. Erst gestern hatte sie ihren Wagen hier geparkt, ohne sich des Mannes bewusst zu sein, der aus Versehen auf die Hupe gedrückt hatte. Erst gestern hatte sie Nick Ashton entdeckt, den Traummann aus ihrer Kindheit, der einen Baum vor dem Büro von
Beckworth
stutzte. Und sie hatte den langen Strohhalm gezogen.
Sie war froh über das Meeting heute Morgen, so konnte sie noch ein oder zwei Stunden Zeit schinden, bevor sie ihren Kolleginnen eine Story vorsetzen musste. Und sie kam gerade noch rechtzeitig.
Der Baum, den er gestern geschnitten hatte, sah wirklich aus wie ein Kunstwerk. Sie erinnerte sich daran, wie hart er körperlich gearbeitet hatte, bevor er die lange, leidenschaftliche Nacht mit ihr verbrachte. Für seine dreißig Jahre war er wirklich in guter Verfassung, hatte nicht einmal darüber geklagt, dass er müde war.
Sie selbst hatte einen wesentlich leichteren Tag gehabt, trotzdem war sie als Erste eingeschlafen. Seine sanfte Stimme und das leise Plätschern des Wasserfalls hatten sie eingelullt und ins Land der Träume geschickt. Was für eine wundervolle Nacht lag hinter ihr. Und was für ein Durcheinander hatte sie angerichtet.
Sie fuhr allein im Fahrstuhl hinauf und betrat den Konferenzsaal in dem Moment, als Arnold Beckworth das Meeting eröffnen wollte. Während Beckworth davon sprach, wie wichtig es war, aggressive Kundenwerbung zu betreiben, starrten Kaseys Kolleginnen sie unentwegt an, grinsten oder hoben fragend die Augenbrauen. Sie konnten es offensichtlich kaum erwarten, von ihrem Date mit Tarzan zu hören.
Welche Ironie des Schicksals, dass Beckworth gerade heute von Kundenwerbung sprach, während sie versuchte, einen potenziellen Kunden so schnell wie möglich abzuschrecken. Sie würde jedoch warten müssen, bis Nick sie anrief.
Da er sie abgeholt hatte, hatte sie seine Privatnummer nicht gebraucht, und während des aufregenden Dates hatte sie nicht daran gedacht, danach zu fragen. In seinem Geschäft wollte sie ihn nicht anrufen, da er vielleicht gerade wieder auf Bäumen herumkletterte und einen Anruf nicht entgegennehmen konnte. Außerdem sollte er nicht glauben, dass sie zu sehr erpicht darauf war, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
Aber sobald er anrief, und sie war sicher, dass er es tun würde, würde sie ein Date für denselben Abend vorschlagen, aber diesmal nur zu einem Kaffee. Wenn sie sich früh trafen, gegen sieben, dann konnte sie noch zu der Tupperparty ihrer Mutter gehen. Kasey hatte zwar kein Interesse an diesen Haushaltswaren, doch sie hatte beschlossen, ihrer Mutter eins von diesen praktischen Teilen zum Geburtstag zu bestellen. Es wäre zwar keine Überraschung mehr, aber ihre Mutter könnte mehr Umsatz verbuchen, und sie bekäme ein Geschenk, das ihr gefiel.
Nick brauchte eine häusliche Frau, die sich gern um Küche und Garten kümmerte. Kasey hatte nur Interesse an Sex. Das mochte für eine gewisse Zeit spannend sein, aber irgendwann würde er von ihr Hausfrauenqualitäten erwarten. Immerhin besaß er ein
Haus.
Sie hoffte, der Gedanke an Nick Ashton, den Hausbesitzer, würde den Gedanken an Nick Ashton, den tollen Liebhaber, vertreiben.
Natürlich war der fantastische Sex mit ihm nicht alles. Der Mann war einfach goldig mit seiner mit Wein gefüllten Wasserflasche und den Crackern. Er war so stolz auf sein kleines Haus und den Garten, in dem er eine Oase der Ruhe geschaffen hatte. Sie waren letzte Nacht nicht besonders leise gewesen. Das Gestell der Hängematte hatte ganz schön gequietscht.
“Kasey? Kasey, sind Sie mit Ihren Gedanken überhaupt bei uns?”
Verwirrt blickte sie auf und merkte, dass Beckworth sie direkt angesprochen hatte. Und sie hatte von Nick geträumt. Sie räusperte sich und hoffte, dass ihre Wangen nicht so rot waren, wie sie fürchtete. “Natürlich, Mr Beckworth. Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie ich ein zusätzliches Geschäft an Land ziehen kann.”
“Genau das war meine Frage, Kasey.” Er schaute sie über den Rand seiner Lesebrille hinweg an. “Wir alle haben Kontakte, aus denen Kunden werden können – Menschen in unserer Kirchengemeinde, Freunde, die wir im Country Club haben, sogar Familienmitglieder. An wen also haben Sie gedacht?”
Sie hätte wissen müssen, dass er sie
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