Die Wette
die Flasche ab. “Kasey, was ist los? Heute Morgen wolltest du mir den Laufpass geben, weil du keine feste Beziehung willst. Jetzt mache ich eine Bemerkung über Männer, die von Frauen wie dir träumen, und du fällst über mich her, als hätte ich dir einen Heiratsantrag gemacht.”
Sie errötete und wandte sich ab. “Ich weiß, dass es kein Heiratsantrag war, aber es klang so … definitiv. Das ist alles.”
“Es war nicht definitiv, okay? Doch ich wüsste gern, was du an mir auszusetzen hast, dass du mich ständig daran erinnerst, dass ich nur eine vorübergehende Affäre bin. Ist es mein IQ? Bin ich dir nicht intelligent genug?”
“Das ist nicht fair.”
Sofort tat es ihm leid. “Ja, du hast recht. Erst sage ich, dass ich es fantastisch finde, dass du so intelligent bist, und dann benutze ich es gegen dich.” Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. “Aber immer wenn du so auf Abstand gehst, frage ich mich, warum. Ich habe die Geduld verloren, entschuldige.”
“Vielleicht kann ich es erklären.” Sie holte tief Luft. “Lass uns ins Wohnzimmer gehen, ich zünde die Kerzen an.”
“Einverstanden.” Die Stimmung war ruiniert, was ihm gar nicht gefiel, doch ihre Aussage, sie könnte nicht seine Traumfrau sein, hatte ihn schwer getroffen. Für ihn konnte sie die Traumfrau sein, und er mochte es nicht, dass sie den Gedanken völlig verwarf.
Kurz darauf saßen sie aneinander geschmiegt auf dem Futon, die Kerzen brannten, und die Stimmung hatte sich schon wieder gebessert. Er konnte ihr nicht lange böse sein. Außerdem gefiel es ihm, mit ihr zu kuscheln.
Es gefiel ihm sogar verdammt gut. Er stellte sich vor, wie es wäre, jeden Abend so zusammenzusitzen und dann gemeinsam ins Bett zu gehen und sich noch etwas enger aneinander zu schmiegen und am nächsten Morgen nebeneinander wach zu werden. Er konnte sich Kasey wunderbar in der Rolle vorstellen. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie ihn nicht.
Sie nahm die Decke, die über der Rückenlehne des Futons lag, und breitete sie über ihnen aus, um sich vor der kalten Luft der Klimaanlage zu schützen. Dann trank sie einen Schluck von dem Champagner. “Der ist gut.”
“Das bist du auch. Sehr gut.” Er sprach nicht den Toast, den er sich eigentlich vorgenommen hatte, stieß mit ihr nicht auf weitere Nächte wie diese an. Sie könnte es falsch verstehen.
“Nick, ich bin nicht oft mit Männern ausgegangen, ich hatte auch nicht viele Lover.”
“Wegen deiner Intelligenz.”
“Unsinn. Ich … ähm … war immer so eine Art Mauerblümchen.”
“Wenn ich dich so ansehe, ist das nur schwer zu glauben.”
“Es stimmt aber. Letzten Sommer hat meine … Freundin … geholfen, mein Äußeres zu verändern. Neue Frisur, neue Kleidung, Make-up – alles, was dazugehört.”
Er legte den Daumen unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. “Welche Augenfarbe hast du wirklich?”
“Grau. Völlig uninteressant.” Sie hatte die Worte schon ausgesprochen, als ihr bewusst wurde, wie sie in den Ohren eines Menschen klingen mussten, der graue Augen hatte. “Nicht, dass deine Augenfarbe langweilig wäre. Ich liebe deine Augen. Es ist ein strahlendes Grau, doch meine sind …”
“Würdest du die Kontaktlinsen herausnehmen, damit ich selbst beurteilen kann, ob ich sie langweilig finde?” Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm ihre natürliche Augenfarbe besser gefallen würde. Je mehr sie die wahre Kasey Braddock enthüllte, desto besser gefiel sie ihm. Ihre Persönlichkeit – halb Mädchen, halb Frau – faszinierte ihn.
“Ohne Kontaktlinsen bin ich fast blind.”
“Ich wette, du hast irgendwo eine Brille herumliegen.”
“Brille!” Entsetzt starrte sie ihn an. “Als wenn ich eine Brille aufsetzen würde, wenn du da bist. Das würde ja mein ganzes Image ruinieren.”
“Willst du mich deshalb nicht zu nah an dich heranlassen? Weil du besessen bist von dem Gedanken, ein bestimmtes Image zu schaffen? Mich interessiert dieses Image nämlich nicht.”
“Bist du sicher?” Sie betrachtete ihn über den Rand des Glases hinweg. “Denk an den Tag, an dem wir uns kennenlernten. Wärst du daran interessiert gewesen, mit einer Frau mit Brille, Schlabberkleid und geflochtenen Haaren auszugehen?”
Ihm gefiel die Richtung der Unterhaltung nicht. “Wahrscheinlich nicht”, gab er schließlich zu. “Aber …”
“Siehst du? Das ist genau das, was ich meine.”
“Aber der Look passt nicht zu dir, er entspricht nicht deiner Persönlichkeit. Du würdest
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