Die widerspenstige Braut (German Edition)
dass er fortgelaufen ist, um zu dir zu kommen, Verity?«
Wieder war da diese schleichende, instinktive Nervosität, die viel zu sehr Trauer und Angst glich. Er hasste dieses Gefühl und die Schwäche, die es offenbarte, und bediente sich seiner Wut, um sie zu verhüllen.
»Seit ich dich wiedergefunden habe, frage ich mich, ob das der wahre Grund für deine Flucht gewesen ist. Und jetzt, wo du dich so um diesen Mann sorgst und herauszufinden versuchst, was mit ihm geschehen ist, denke ich, dass du nur deswegen so überzeugt davon bist, dass ihm etwas zugestoßen sein muss, weil er nicht zu dir gekommen ist.«
»So war es nicht zwischen Michael und mir.«
» War es nicht? Immer, wenn du dich davongeschlichen hast, um Katy zu sehen, hast du auch ihn gesehen. Der Freund deiner Kindheit wurde zum Freund der jungen Frau, zu der du geworden bist.« Als ihm eine andere Erinnerung in den Sinn kam, starrte er sie finster an. »Dieser erste Kuss. Das war er, oder? Oder? «
Sie wandte den Blick ab, aber ihre errötenden Wangen verrieten ihm, dass er recht hatte. Zusätzlich zu seiner Wut stieg eine neue Emotion in ihm auf. Eine unerwartete, die die Nervosität erklärte und ihr einen Sinn verlieh. Es war Enttäuschung. Eine so große Enttäuschung, dass selbst die Wut sie nicht mehr verbergen konnte.
Sie hatte diesen jungen Mann geliebt und tat es immer noch. Sie hatte ihn heiraten wollen. Sie hatte eingewilligt, einen anderen Mann zu heiraten, um ihn zu beschützen, und war dann davongelaufen, um mit dem anderen zusammen zu sein. Ihre derzeitige Ehe, ihr Rang und ihr Ehemann gehörten zu einem Leben, das sie niemals gewollt hatte und niemals wollen würde. Es war so nicht geplant.
Er wandte sich ab, als ihm das ganze Ausmaß dieser Erkenntnis klar wurde. Innerlich lachte er über sich. Verdammt, sie hatte es ihm selbst gesagt, oder nicht? Punkt für Punkt hatte sie es ihm erklärt und ihm einen Weg angeboten, sie loszuwerden. Warum also diese … Bestürzung und dieses Gefühl des Verlustes? Schließlich hatte das alles keine Bedeutung für ihn, oder?
»Ich bin nicht gegangen, weil ich vereinbart hatte, mich mit ihm zu treffen. Das schwöre ich. Beim Namen meines Vaters. Ich bin aus den Gründen gegangen, die ich dir genannt habe. Ich war um Michael besorgt, weil Bertram ihn bedroht hatte und weil Nancy mir bei der Hochzeit erzählt hat, dass Bertram ihm dennoch etwas angetan hat. Darum muss ich wissen, was aus ihm geworden ist.«
»Also hast du mich nur geheiratet, um ihn zu schützen?«
»Er ist Katys Sohn. Ihre Familie. Ihr Brotverdiener. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Natürlich habe ich alles getan, was ich konnte, um ihn zu beschützen. Auch wenn es nicht viel gebracht hat.«
Er trat einen Schritt auf sie zu, um offen zu sprechen, ohne dass vier Meter zwischen ihnen standen. Doch sobald er sich bewegte, lehnte sie sich zurück, um den Abstand so groß wie möglich zu halten.
Wieder war in ihren Augen und ihrer Haltung diese nackte Angst. Angst vor ihm und dieser Wut, die sie auf der Straße vor Katys Haus in ihm gesehen hatte. Furcht vor dem, was sie in diesem Moment in ihm sah.
Sie log nicht, war aber auch nicht vollkommen aufrichtig. Sie setzte ein tapferes Gesicht auf, weil sie ihn fürchtete. Und weil sie Angst hatte, was er tun würde, wenn sie zugab, dass sie diesen jungen Mann liebte.
Seine Gedanken wandten sich diesem anderen Verdacht zu, der immer deutlicher geworden war, seit er diesen Raum betreten hatte.
»Verity, als du sagtest, dass man dich zur Ehe genötigt hat, noch vor der Drohung gegen diesen Mann und Katy, was meintest du damit?«
Der Themenwechsel verwirrte Verity. Sie antwortete nicht sofort. Ihre großen Augen beobachteten ihn, aber er konnte sehen, wie ihr Blick leer wurde.
»Hat dich dein Cousin geschlagen, Verity?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das macht man so bei Kindern. Wurdest du nicht geschlagen?«
»Meine Hauslehrer haben mich mit Stockhieben bestraft, das ist wahr. Aber ich habe nicht in ewiger Angst davor gelebt. Hast du es, in diesen Jahren mit Bertram?«
Plötzlich erhob sie sich. »Ich möchte nicht darüber reden. Das ist alles längst vergessen.«
»Ist es das? Als ich durch diese Tür gekommen bin, sahst du aus, als würde ich dich gleich schlagen. Und ich habe dir keinen Grund dazu gegeben.«
»Dieser Mann. Du sagtest, dass du ihn fast …«
»Ich war betrunken, er hat mich beleidigt, und er war ein Mann. Und es war falsch. Ich frage dich noch
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