Die widerspenstige Braut (German Edition)
Wohltätigkeit ist beschränkt.«
»Letzten Winter hat er auch noch die Löhne gesenkt«, beschwerte sich ein anderer. »Und er war zu geizig, die Arbeitsräume ausreichend zu beheizen. Kauft seiner Frau davon wohl lieber Schmuck.«
Katy saß still in einer Ecke und nickte. Verity warf ihr ab und an einen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass sich die jungen Männer nicht einfach nur so beschwerten.
Es war für Katy nicht schwer gewesen, diese Männer zu sich zu rufen, um Verity Rede und Antwort zu stehen, da alle drei Freunde von Michael gewesen waren. Nachdem sie ihre Meinung über die Eisenhütte kundgetan hatten, bat Verity die drei, sie nach draußen zu begleiten und den kleinen Zaun zu reparieren, den Katy um ihren Küchengarten stehen hatte.
Sie positionierte sich so weit wie möglich vom Haus entfernt, damit sie außerhalb Katys Hörweite waren. Dann winkte sie Timothy herbei. »Ich wollte nicht in ihrer Anwesenheit darüber sprechen, Tim, aber ich muss wissen, was aus Michael geworden ist.«
Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich weiß nur wenig, und was ich weiß, ist nicht gut.«
»Erzählen Sie es mir!«
»Er hat sich mehr beschwert als die anderen und hat nicht darauf gewartet, dass die Tochter des Meisters danach fragt, wie wir es getan haben. Ich schätze, er war einfach mutiger. Und er hat sich mit anderen getroffen, in den großen Städten. Er ging ab und zu nach Liverpool und zu ein paar geheimen Treffen in der Nähe von Shrewsbury. Mr Travis hat es ihm verboten, aber er ging trotzdem hin.« Timothy zuckte mit den Schultern. »Eines Tages ging er weg und kam nicht wieder.«
»Wurde er verhaftet?«
»Wenn ja, haben wir nichts davon erfahren. Seltsame Sache. Schwierig, einen Mann vor Gericht zu stellen, ohne dass jemand davon etwas mitbekommt.«
Schwierig war es tatsächlich, aber unmöglich?
»Einige denken, dass er sich was Besseres gesucht hat«, sagte er. »Kann es ihm nicht verdenken. Wie Sie wissen, konnte er gut mit dem Eisen umgehen. Besser als jeder andere. Er war genauso begabt wie Ihr Vater. Der alte Mr Thompson hat ihn auch teilweise deshalb schon als kleinen Jungen gemocht. Aber den neuen Meister – den mochte er gar nicht, oder?«
Nein, überhaupt nicht, dachte Verity. Ihr Vater hatte Michael sehr gerngehabt, und nicht nur wegen Katys Rolle in ihrem Haus. Er war ein paarmal ins Werk gegangen und hatte Michael gezeigt, wie man geschickt mit dem Schmiedeeisen umging. Nur Michael schien diese Dinge schnell zu lernen.
Nun war er verschwunden, genau zu dem Zeitpunkt, an dem Bertram gedroht hatte, ihn deportieren zu lassen. Aber niemand hatte von seiner Verhaftung und Verurteilung gehört.
Bertram hätte natürlich dafür sorgen können, dass Michael in einer anderen Grafschaft verhaftet wird. Aber selbst dann hätte der Prozess eines Radikalen oder Revolutionärs Aufmerksamkeit erregt, und es wäre darüber wahrscheinlich sogar in den Londoner Zeitungen berichtet worden.
Zwei Jahre lang hatte sie im Stillen um sein Schicksal gebangt. Sie hatte sich eingeredet, dass Nancy gelogen haben könnte und Michael immer noch im Werk arbeitete, sein Können vervollkommnete und sich um Katy kümmerte, während er darauf wartete, dass Verity zurückkam und ihm eine besondere Partnerschaft anbot. Doch nun war offensichtlich, dass Nancy nicht gelogen hatte. Bertram hatte tatsächlich etwas getan, um Michael verschwinden zu lassen.
»Ist er der Einzige, der so plötzlich verschwunden ist?«, fragte sie. »Es gab doch noch andere, oder?«
Timothy dachte darüber nach. »Da war noch Harry Pratt, der Anfang dieses Jahres verschwunden ist. Er hatte vorher Ärger mit Mr Thompson, daher denken die meisten Leute, dass er einfach abgehauen ist, auch wenn seine Frau das nicht glauben will. Man sagt, dass auch drüben in Staffordshire ein paar Männer verschwunden sind. Aber so, wie die Gesetze momentan aussehen, würde ich auch gehen, wenn jemand mich zu sehr beobachtete.«
»Ich würde gerne noch mit ein paar anderen sprechen«, sagte sie. »Vielleicht weiß einer der älteren Männer mehr als Sie.«
Timothy schüttelte den Kopf. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht allein ins Werk gehen, Mylady. Es ist nicht mehr so wie unter Ihrem Vater. Dort gibt es sehr wütende Männer, und sie erwarten sich nichts Gutes von diesem Adligen, den Sie geheiratet haben. Man mag Sie noch, aber …«
Aber sie war nicht länger eine von ihnen. Es war Jahre her, dass sie diesen Hügel heruntergelaufen war,
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