Die widerspenstige Braut (German Edition)
um mit den Dorfkindern zu spielen. Als verheiratete Frau war Verity für sie zudem noch nutzlos. Und als Gräfin konnte man ihr nicht einmal mehr trauen.
Timothys Blick wanderte zur Straße. Ohne ein Wort zu sagen, reagierten seine Freunde auf die unausgesprochene Warnung. Sie ließen von ihrer Arbeit an Katys kleinem Zaun ab und kamen zu ihnen, damit sie alle zusammenstanden.
Verity drehte sich herum, um zu sehen, was diese Reaktion verursacht hatte. Ein Pferd galoppierte die Straße entlang, darauf saß ein großer Reiter. Es handelte sich um Hawkeswell.
Sie trat ein paar Schritte vor, damit er gezwungen war, stehen zu bleiben, bevor er Michaels Freunde erreichte. Er konnte andere allein mit seiner schieren Größe und Stärke einschüchtern, aber momentan war es seine Wut, die dafür sorgte. Er bemühte sich zwar, sie zu unterdrücken, aber sie war in seinen Augen und seiner angespannten Körperhaltung zu erkennen. Seit jenem ersten Tag in Cumberworth hatte sie ihn nicht mehr so aufgebracht erlebt.
Schließlich sah er auf sie herunter. »Ein sonderbares Treffen, Verity.«
»Ich habe Katy gebeten, sie hier zu versammeln, um die Wahrheit darüber zu erfahren, wie es um das Werk steht.«
»Zu welchem Zweck? Du hast kein Mitspracherecht in der Angelegenheit, und dein Vetter wird deine Einmischung nicht besonders zu schätzen wissen. Die Tatsache, dass du es versuchst, ist wahrscheinlich der Grund dafür, warum er dich verheiratet hat.«
Es war Teil der grausamen Wahrheit, und er zögerte nicht, sie ihr ins Gesicht zu sagen. Er war sogar noch wütender, als sie gedacht hatte.
In seinem Gesicht war keine Sanftheit mehr, während er auf sie hinuntersah. »Du hast mich heute hintergangen. Ich kann nur annehmen, dass es nicht das erste Mal war.« Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern trottete mit seinem Pferd ein paar Schritte weiter. Dorthin, wo der Kutscher beim Anblick seines Herrn die Kutsche gebracht hatte. »Bringen Sie meine Frau jetzt zurück!«
Als der Kutscher die Tür öffnete, hatte sie keine andere Wahl, als einzusteigen. Hawkeswell folgte ihr nicht, als die Kutsche zu fahren begann. Sie blickte aus dem Fenster und sah, wie er das große Pferd in Richtung der Arbeiter lenkte.
19
Als Verity zurück im Haus war, erfuhr sie, dass Colleen und Mrs Geraldson mit der Droschke zu einem spätnachmittäglichen Besuch bei ihrem nächsten Nachbarn waren.
Hatte Hawkeswell sie gebeten, das Haus zu verlassen, damit er sich in Ruhe um seine eigensinnige Frau kümmern konnte? Oder hatte Colleen seine Stimmung erkannt, den Grund erraten und ihre Gastgeberin und sich vernünftigerweise vom Schauplatz entfernt?
Verity ging in ihr Zimmer, setzte ihren Hut ab und setzte sich in den Sessel. Zu Pferd würde er nicht lange brauchen, um ihr zu folgen. Ganz egal, was er diesen jungen Männern zu sagen hatte, und sie bezweifelte, dass es etwas Freundliches war, er würde bald hier sein.
Sie bemühte sich, die Angst zurückzudrängen, die sich in ihrem Magen ausbreitete. Es war so wunderbar lange her, dass sie dieses unangenehme Gefühl empfunden hatte, und sie war es nicht mehr gewohnt. Diese schleichende Angst stieg immer wieder in ihr hoch, sosehr Verity auch versuchte, sie zu unterdrücken. Fügsamkeit wollte sich in ihr breitmachen, in der Hoffnung, die Sache dadurch abzukürzen. Sie wollte um Vergebung flehen und verabscheute sich selbst dafür.
Innerhalb weniger Minuten war sie wieder das junge, einsame Mädchen, das nur beten konnte, dass die Wut schnell vorüberging und die Bestrafung bald vorbei sein würde. Empfindungen, Geräusche und Bilder aus der Vergangenheit schossen ihr in den Kopf und untergruben ihre Gelassenheit. Sie versuchte sich zurückzuziehen, fort von der Welt und sich selbst. Dort fand sie einen festen Halt für ihre Emotionen.
Das Pferdegetrappel vor dem Haus zerstörte diese Atempause. Die Geräusche eines Reiters, der vom Pferd stieg, verursachten ihr Übelkeit. Seine Schritte unten im Flur ließen ihre Schläfen pochen.
Er war zu allem fähig. Alle Männer waren das. Jeder Mensch war es. Er hatte selbst zugegeben, wie viel von dieser Wut in ihm steckte. Er beherrsche sie jetzt, hatte er gesagt, aber die Welt gab ihm das Recht, sie an ihr auszulassen, falls er das wollte.
Sie wollte so sehr daran glauben, dass er es nicht tun würde, aber sie war sich nicht sicher. Wut konnte im Menschen eine ungeahnte Grausamkeit wachrufen und ihn viel zu leicht zu drastischen Mitteln greifen lassen,
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