Die widerspenstige Braut
Augen konzentrierte.
»Ich weiß, was du tust«, brüllte Colonel Gregory. »Du bist hinter Lady Marchant her …«
Jetzt schnappten alle umstehenden Gäste nach Luft. Der Kreis um die Männer schloss sich etwas mehr.
Mit gierigen Augen beugte Valda sich vor.
Mr. Monroe versuchte, Colonel Gregory einen Faustschlag zu versetzen. Colonel Gregory wich ihm aus. Frauen kreischten. Männer brüllten.
Und Valda spürte einen Ruck an ihrem kostbaren Täschchen.
Sie griff danach. Es hing immer noch über ihrem Arm. Sie fuhr herum und wandte sich der Person neben ihr zu – der Person, die offensichtlich versucht hatte, ihre Karte zu stehlen.
Es war diese große Gouvernante mit dem weißblonden Haar. Diese Miss Penny Gast. Flink wie eine Schlange ergriff Valda das Handgelenk dieses raffinierten Mädchens und drehte es. »Geben Sie sie zurück!«
»Was?« Miss Gast tat so, als wäre sie total verblüfft.
Mit ihrer anderen Hand griff Valda in ihre versteckte Rocktasche. Sie umfasste den kühlen Griff ihrer neuen Pistole und zog sie unbeholfen heraus. Dann richtete sie sie auf Miss Gast und fauchte: »Geben Sie sie zurück!«
»Verdammter Mist!« Miss Gast stolperte nach hinten, als sie die Pistole anstarrte. Die Menge umschloss sie, verhinderte, dass sie weg konnte.
Lady Marchant schüttelte Valda. »Lady Featherstonebaugh, was tun Sie da?«
Die Leute um sie herum bemerkten die Pistole. Die Frauen kreischten erneut laut auf. Colonel Gregory und Mr. Monroe hörten auf zu kämpfen.
»Geben Sie sie zurück!«, befahl Valda erneut.
Miss Gast hielt ihre Hände hoch, zeigte ihre leeren Handflächen. »Ich habe doch nichts. Sehen Sie?«
»Was ist hier los?« Colonel Gregory schob sich zu ihnen vor.
Valda drückte ihre Pistole Miss Gast in den Magen.
Colonel Gregory erstarrte. »Beweg dich nicht. Samantha, beweg dich nicht.«
»Sie hat meine … meine Dokumente gestohlen«, klagte Valda sie an. »Jeder weiß, dass sie eine Taschendiebin ist.«
Dieses dämliche Luder, Lady Marchant, mischte sich ein.
»Nein, ist sie nicht. Ich habe Ihnen gesagt, dass sie es nicht ist.
Sie haben ihren Namen verwechselt.«
»Um Himmels willen, Valda, bist du verrückt?« Rupert starrte sie entgeistert über die Köpfe der Menge an.
»Ich habe nichts getan. Sehen Sie?« Miss Gast sprach in diesem gelassenen Tonfall, der Valda bis zum Wahnsinn reizte.
Valda hätte sie am liebsten alle erschossen, aber sie hatte nur eine Kugel. Eine Kugel, mit der sie dieses Miststück, das ihre Karte gestohlen hatte, erledigen würde. »Keiner bestiehlt mich.«
Mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen zeigte Miss Gast allen ihre leeren Hände. »Warum überprüfen Sie nicht, ob Ihr Dokument noch da ist? Sie werden feststellen, dass ich es nicht habe.«
Valda zögerte.
Miss Gast schien es aufrichtig zu meinen.
Lady Marchant klang nervös.
Colonel Gregory sah … blass aus.
Mit ihrer freien Hand befühlte und quetschte Valda den weichen Stoff ihres Damentäschchens. Sie konnte das Knistern von Papier hören. Ihr wurde zunehmend schlecht. Vorsichtig zog sie ihre Pistole zurück. Kein Mensch bewegte sich, als sie die Verschnürung ihres Täschchens öffnete und hineinspähte.
Da war sie. Die Karte, gefaltet in ein steifes Quadrat, beschrieben mit roter Tinte, die deutlich ihre Wichtigkeit signalisierte.
Sie ließ die Pistole sinken. »Ich … ich, es tut mir Leid, Miss Gast. Ich dachte, Sie hätten … ich dachte, Sie wären jemand anders.«
»Mein Name ist Miss Prendregast.« Die Stimme der jungen Frau klang fest, aber ihre Hände zitterten so heftig, dass sie sie in den Falten ihres Rockes versteckte. »Miss Samantha Prendregast.«
Mr. Monroe schob sich aus der Menge nach vorn, tauchte neben Valda auf und nahm ihr die Pistole ab.
Die Zuschauer seufzten erleichtert auf.
Lady Marchant legte sich die Hand an die Stirn und bekam einen ganz und gar undamenhaften Ohnmachtsanfall, einen, bei dem sie zu Boden stürzte und mit ihrer Wange hart auf dem Marmor aufschlug.
Mr. Monroe kniete sich neben sie und rief: »Riechsalz! Wir brauchen Riechsalz!«
Colonel Gregory ergriff Miss Gast und zog sie in seine Arme.
Ein paar Sekunden lang sah auch sie so aus, als würde sie zusammenbrechen. Dann jedoch reckte sie ihren Kopf und sagte in scharfem Ton: »Sie mögen mich nicht, ich mag Sie nicht, und ich lasse mich nicht bestrafen für den Tod Ihrer Frau. Ich werde nicht den Sündenbock für Ihre Schande spielen. Also lassen Sie mich los – auf der
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