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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schickt uns, um Sie abzuholen.« Henrietta pflanzte sich vor Samantha auf. »Er sagte« – sie imitierte mit tiefer Stimme Colonel Gregory –, »›Hat sie etwa Angst, zur Gesellschaft zu kommen?‹«
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte Samantha automatisch.
    »Genau das habe ich ihm gesagt.« Mara nahm Samanthas Hand und schwang sie. »Sie haben vor gar nichts Angst, stimmt’s?«
    Wenn das nur wahr wäre. »Jeder fürchtet sich vor irgendetwas, Mara.«
    »Wovor fürchten Sie sich, Miss Prendregast?«, fragte Agnes.
    Samantha konnte sich nur zu gut die Szene vorstellen, vor der sie sich fürchtete. Irgendjemand auf dieser Gesellschaft würde mit dem Finger auf sie zeigen und sie als Diebin anprangern. Die Kinder würden einen Schock bekommen. Colonel Gregory würde ihr die Tür weisen, und sie würde gehen, tief beschämt und wütend. Adorna hatte sie gewarnt, dass die Vergangenheit sie überall einholen könnte. Sie dachte, sie hätte das inzwischen akzeptiert. Aber noch nie war der Einsatz so hoch gewesen. Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht dazuzugehören.
    Es war der Zusammenhalt der Gregory-Familie, der sie anzog. Die warme Zuneigung der Kinder. Die Scherze und das Lachen. Die Tränen und die Umarmungen. Nichts weiter. Bestimmt nicht Colonel Gregory selber. Ganz gewiss nicht.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Prendregast«, tröstete Agnes. »Wir werden unser bestes Benehmen an den Tag legen.«
    »Auf keinen Fall wird etwas schmutzig gemacht«, sagte Samantha im Befehlston.
    »Nein, Miss Prendregast«, kam die vereinte Antwort.
    »Und Mara wird bestimmt wunderschön singen«, fuhr Agnes fort.
    »Wunderschön«, stimmte Henrietta ihr zu.
    Emmeline pflanzte sich ganz wichtig vor Samantha auf. »Wir werden auch wunderschön singen.«
    »Ja, das werden wir«, sagte Vivian. »Da wir zusammen mit Mara singen, haben wir nichts zu befürchten.«
    »Ich weiß, dass es ganz wundervoll werden wird. Ihr alle werdet wundervoll sein.« Samantha sah eine Chance, sich noch eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen. »Wollen wir jetzt nicht lieber noch einmal üben?«
    »Nein. Sie servieren einen Lunch in den Zelten, und es gibt ein Zelt extra für die Kinder mit Puddings und Eis.« Mara zog sie mit sich. »Gehen wir auf die Gesellschaft.«
    Clarinda kam eilfertig aus dem Haus, wo sie gewartet hatte.
    »Hier ist Ihre Haube, Miss Prendregast.« Sie band die Haube unter Samanthas Kinn, während Samantha fein gearbeitete Handschuhe aus mattgoldenem Glacéleder anzog.
    »Wir sollten doch noch einmal üben«, beharrte Samantha.
    »Ich muss um fünf Uhr üben, und deshalb werde ich jetzt nicht üben. Aber dann können Sie kommen und mir helfen«, schmeichelte Mara.
    »Eine wundervolle Idee«, sagte Samantha erleichtert. Nach vier Stunden hätte sie bestimmt eine Erholungspause nötig.
    »Und Mrs. Chester sagt, dass ich für morgen nach dem Mittagessen zum Vorsingen eingeplant bin«, berichtete Mara.
    Es wurde besser und besser. »Dann werde ich ebenfalls dort sein. Schließlich brauchst du eine Klavierbegleitung.«
    Während sie über den Rasen gingen, betrachtete Samantha die drei riesigen, bunten Zelte, die am See aufgestellt waren, offen nach allen Seiten und geschmückt mit Wimpeln. In dem ersten stellten die Diener lange Tische auf und Geschirr zum Servieren. In einem zweiten hüpften ein Dutzend Kinder unter den wachsamen Augen ihrer Gouvernanten und Kindermädchen herum. Und in dem größten Zelt hatten sich viele gut gekleidete Männer versammelt. Unter ihnen befanden sich nur einige wenige hell gekleidete Frauen. Alle sprachen so miteinander, wie Menschen es tun, die sich lange nicht gesehen hatten.
    Die Geräusche von Gelächter und Unterhaltungen wehten herüber, und Samantha wurde die Kehle eng, als sie versuchte, die Stimmen der Erwachsenen zu identifizieren.
    Aber sie konnte nur eine heraushören – Colonel Gregorys tiefe Stimme. Sie konnte ihn aufgrund seiner breiten Schultern ausmachen. Er stand da mit Lady Marchant an seinem Arm.
    Lady Marchant sah bewundernd zu ihm auf, als er sich mit einer Gruppe festlich gekleideter Gentlemen und Soldaten in Uniform unterhielt, die ihm zuhörten und nickten, als wäre Colonel Gregory ein Orakel.
    So viel Aufmerksamkeit war nicht gut für ihn. Es würde ihn noch eingebildeter machen.
    Die Mädchen ließen Samanthas Hand los, nachdem sie ihre Pflicht getan hatten, und rannten weg, um sich zu den anderen Kindern zu gesellen. »Wiedersehen, Miss Prendregast.

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