Die widerspenstige Braut
Unsere kleine Gouvernante macht ihre Sache sehr gut.« Teresa klang hochzufrieden, als sie sich wieder bei ihm unterhakte.
William erriet den Grund ihrer Zufriedenheit. Er wurde weiter und weiter entfernt aus Samanthas Nähe, und das war genau das, was Teresa gewollt hatte. Samantha zum Zentrum des Interesses zu machen, damit sie William für sich selbst hätte.
Eine bewundernswerte Strategie, die sowohl Samantha als auch Teresa zum Vorteil gereichte. Nur William war frustriert.
Obgleich … warum sollte er sich so fühlen? Er hatte gehofft, dass Samantha sich spielend in diese Gesellschaft einfügen würde. Nicht weil er sie wollte, sondern weil derartige Beweise ihrer Tüchtigkeit ihr Selbstvertrauen geben und eine bessere Gouvernante aus ihr machen würden. Sie wäre demzufolge noch geeigneter, seinen Töchtern diese Fähigkeiten zu vermitteln. Er betrachtete grübelnd das zertretene Gras unter seinen Stiefeln und fragte sich, warum sie die anderen Männer nicht so herausforderte, wie sie ihn herausforderte. Bei ihnen war sie ungezwungen charmant und liebenswert. Ihm gegenüber war sie ständig stachelig und kratzbürstig.
Und die Tatsache, dass Teresa das Gefühl hatte, ins Geschehen eingreifen zu müssen, bedeutete, dass er sein Interesse an Samantha nicht ausreichend verborgen hatte, was schädlich für alle Beteiligten war. Sogar wenn er sich Teresa gegenüber indifferent verhalten, sie nicht als eine mögliche Ehefrau betrachten und behandeln würde, verdiente sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit als sein Gast. »Komm«, sagte er zu Teresa. »General und Lady Stephens sind eingetroffen. Wir sollten sie begrüßen.«
Er führte sie weg.
Dennoch gelang es ihm irgendwie, ohne dass es ihm bewusst war, Samantha im Blickfeld zu behalten, die von einer ständig anwachsenden Menge von Gentlemen, Lords und Offizieren umschwärmt wurde. Sie hatte es sogar geschafft, die Aufmerksamkeit von Lord Hartun zu fesseln, einem Mann, dessen Familie sowohl alt als auch reich war. Ein Mann, so gingen die Gerüchte, der beste Verbindungen bis in die geheimsten Abteilungen des Innenministeriums hatte. Lord Hartun war einer der willigen Teilnehmer an dem Plan, Lord und Lady Featherstonebaugh zu umgarnen.
Wenn Lady Bucknell sie nicht so warm empfohlen hätte, wäre William sehr misstrauisch gewesen, was Samanthas Reize betraf.
Aber wie konnte er nicht fasziniert sein von ihr? Ihre Gesten waren ungekünstelt und offen, ganz anders als die der vereinzelten Damen, die sich unter seinen Gästen befanden. Ihre schlanken Finger flatterten wie Vögel. Sie war lebhaft, blond, einzigartig in einer Weise, dass die anwesenden Männer ihr Glück kaum fassen konnten.
Während William die Gäste begrüßte, plauderte und lächelte, beobachtete er sie. Er beobachtete sie nicht, weil er die Befürchtung hatte, dass sie aus Unsicherheit irgendwie ins Stocken geraten könnte. Er beobachtete sie, weil er seine Augen nicht abwenden konnte von ihr.
Ihr kehliges Lachen ertönte, verwegen und frei.
Die Köpfe der Damen wurden zum wiederholten Mal zum Tuscheln zusammengesteckt.
»Du liebe Güte.« Teresa hatte jetzt diesen stahlharten Blick in den Augen, der nichts Gutes verhieß für irgendwelche weiblicherseits ausgeheckten Bösartigkeiten. »Ich muss mal kurz meinen lieben Freundinnen einen Besuch abstatten.«
»Natürlich.« Er sah, wie sie sich zu der Gruppe von Frauen gesellte und sie mit unglaublicher Liebenswürdigkeit zu Samantha geleitete. Sie stellte sie einander vor, und nach nur wenigen Momenten lachten alle gemeinsam.
Keine Frage, Teresa hatte den Tag gerettet.
»Lady Marchant ist die perfekte Wahl als Ihre Gastgeberin.«
Mr. Gray, ein Gentleman, dessen Erscheinungsbild seinem Namen alle Ehre machte, sprach mit lauter Stimme. Dann überflog sein Blick die kleine Runde von vier Männern, die William umringten. Als er sicher war, dass niemand anderer in der Nähe war, senkte er seine Stimme. »Haben die Ratten den Köder bereits geschluckt?«
»Noch nicht. Sie hocken nach wie vor in ihrem Rattenloch.
Aber ich habe ihnen nicht nur eine Einladung mit einer persönlichen Botschaft übersandt, in der ich meinen Wunsch äußere, dass sie als meine Nachbarn mit ihrer Eleganz unsere Gesellschaft beehren möchten, sondern ich habe zusätzlich unserem Spion unter ihren Bediensteten eine Gästeliste zukommen lassen. Inzwischen kennen Lord und Lady Featherstonebaugh jeden einzelnen Namen.« Williams Geste schloss die vier Gentlemen in der
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