Die widerspenstige Braut
auf ihr Herz zielte.
Kapitel 17
Das Gäste-Cottage war sehr hübsch. Klein, aber hübsch. Der perfekte Zufluchtsort für jemand, der den Gästen, die auf das Landgut strömten, aus dem Weg gehen wollte.
Weiß gekalkte Wände drinnen, und es lag inmitten eines Gartens, in dem rosa und weißer Phlox blühte, violette Stiefmütterchen und leuchtend rote Begonien. Eine überdachte Veranda führte zur Haustür, auf der Schaukelstühle und ein Tisch standen, falls der Gast Lust verspürte, den Blick auf die Berge zu bewundern.
Samantha verspürte diese Lust nicht, und deshalb blieb sie drinnen und wanderte zwischen den beiden Räumen hin und her. Sie wünschte sich, dass sie Colonel Gregory gegenüber fest geblieben wäre, was ihre Teilnahme an der Gesellschaft betraf. Sie hatte die Nacht über wach gelegen in ihrem neuen Bett und die verschiedenen möglichen Katastrophen durchgespielt, die sich ergeben könnten, wenn sie sich unter Hunderte von Menschen mischte. Adorna hatte sie nach Cumbria geschickt, um sie weit weg von ihrer traurigen Berühmtheit anzusiedeln, nicht, um die Gefahr, erkannt zu werden, herauszufordern.
»Geh’n Sie jetzt, Miss Prendregast?«, rief Clarinda aus dem Schlafzimmer.
»Noch nicht.« Samantha schritt energisch hin und her im Vorderzimmer und schwang ihre Arme wie ein paradierender Soldat.
Ja, dieses Cottage passte ihr sehr gut. Die Decken waren hoch mit freiliegenden Dachsparren, die bis zum Reetdach reichten und dadurch die Illusion von Geräumigkeit erzeugten.
In diesem Raum war ein kleiner Tisch mit Stühlen, ideal für zwei Leute, sollten sie den Wunsch haben, zu essen oder ein Spiel zu spielen. Dazu gab es einen Schrank, in dem Geschirr und Decken aufbewahrt wurden. Ein blaues Brokatsofa stand vor dem aus weißen Steinen gemauerten, in eine Wand eingelassenen Kamin. Dieser Kamin war nicht nur offen zum vorderen Raum, sondern auch auf seiner Rückseite zum Schlafzimmer hin.
Das Schlafzimmer war ideal. Es enthielt eine Frisierkommode, in der Clarinda Samanthas Unterwäsche verstaut hatte, und einen Kleiderschrank für ihre Garderobe. Ein eichenholzgerahmter Spiegel hing über der Frisierkommode. Das Bett war schmaler als Samanthas Bett in dem großen Haus, aber es reichte für eine Person, die allein schlief, und die braungestreifte Daunendecke war genauso dick und üppig wie die, die sie zurückgelassen hatte.
Es war der perfekte, behagliche Platz für ein romantisches Stelldichein. Sie kniff die Augen zusammen. War das der wirkliche Grund, warum er sie hier untergebracht hatte?
Aber nein. Das war die reine Narretei. Er hatte sie geküsst, Da, aber sie hatte sein Misstrauen ihr gegenüber bemerkt, als er ihr das Cottage vorgeschlagen hatte. Er verdächtigte sie offensichtlich einiger schändlicher Taten. Des Diebstahls der Miniatur seiner Frau möglicherweise. Oder er befürchtete, dass sie ihn verführen wollte. Er hatte gestern seine Meinung mehr als klargemacht. Frauen wollten Sicherheit, und sie würden alles tun, um sie zu erlangen. Er verdächtigte sie, dass sie ihn verführen würde, sobald sie die Gelegenheit dazu bekäme. Dabei hatte in Wirklichkeit er sie verführt! Ein schrecklicher Mann, aber auch typisch, dass er ihr die Schuld für sein Fehlverhalten gab.
»Colonel Gregory wird sich fragen, wo Sie bleiben, Miss«, rief Clarinda ihr erneut zu.
Und das war das eigentliche Problem, nicht wahr? Mitten in ihren sorgenvollen Überlegungen, ob sie möglicherweise erkannt werden würde, machte Samantha sich Sorgen um Colonel Gregory. Verdammter Mann! Er machte sie so wütend. Es war schlimm genug, dass er sie geküsst hatte. Das war ein einmaliges Vorkommnis, eins, das sie schließlich abgetan hätte als etwas, womit zwei Menschen ihre gegenseitige Wut abreagiert hatten. Aber als er gesagt hatte, dass sie ausziehen müsse, weil sie seine moralische Stärke in Versuchung führen würde … nun ja, das konnte sie nicht ignorieren. Besonders nicht, wenn sie jeden Tag in einer Situation mit ihm konfrontiert wäre, wo sie nicht seine Gouvernante, sondern eine Gleichgestellte war.
Sie blieb stehen und rieb sich die Stirn.
Clarinda kam zur Schlafzimmertür. »Kein Wunder, dass Sie sich so viel Zeit gelassen haben, Miss. Warum ham Sie mir nicht gesagt, dass die Kinder kommen und Sie abholen?« Grinsend wischte sie sich ihre Hände an der Schürze ab. »Sie seh’n richtig festlich aus in ihren neuen Kleidern.«
Samantha ging zum Fenster und teilte die Spitzengardine, um
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