Die widerspenstige Braut
Wiedersehen!«, riefen sie.
Als er ihren Namen hörte, sah Colonel Gregory auf – und unterzog sie einer außerordentlich schmeichelhaften Musterung. Er lächelte nicht, aber seine blauen Augen verströmten die Hitze glühender Kohlen.
Samantha errötete und verfluchte ihre Hellhäutigkeit.
Falls Lady Marchant sein Interesse bemerkt hatte oder Samanthas Reaktion darauf, gab sie es mit keinem Anzeichen zu erkennen. Sie trat vor, nahm Samanthas Hand und zog sie in den Kreis. »Hier ist unsere kleine Gouvernante, Gentlemen.«
Die feierlichen Gesichter erhellten sich, und die Männer verbeugten sich derartig erfreut, dass Samantha klar wurde, dass Colonel Gregory die Wahrheit gesagt hatte. Diesen Gentlemen war es gleichgültig, ob sie eine Gouvernante war. Sie sehnten sich schlicht nach weiblicher Gesellschaft.
Lady Marchant hakte sich wieder bei William unter. Jeglicher Zweifel, den sie möglicherweise wegen Samanthas Anwesenheit hegen würde, war gut verborgen hinter einem liebenswürdigen Lächeln. »Ist sie nicht charmant?«
Ein junger Offizier mit einem wirklich fantastischen braunen Schnauzbart verbeugte sich. »In der Tat, Ma’am, ich bitte Sie um das Privileg, mich ihr vorzustellen.«
»Dich vorzustellen? Du Glos, du Hund.« Ein anderer Offizier stieß ihn beiseite. »Lady Marchant wird mich ihr vorstellen.«
Samantha lachte leise, ein tiefer, warmer Ton. »In der Tat, Lady Marchant, stellen Sie mich allen vor. Ich habe gehört, dass in der Vielzahl eine gewisse Sicherheit liegt.«
Alle Männer stöhnten und reihten sich für die Vorstellung auf.
Lady Marchant drohte ihnen spielerisch mit dem Finger.
»Bevor ich mit der Vorstellung beginne, Gentlemen, muss ich Miss Prendregast warnen, dass Sie alle unverheiratet sind und den Wunsch nach einer Frau verspüren. Und falls sie den Wunsch nach einem respektablen Ehemann verspürt, sollte sie sehr vorsichtig umgehen mit ihren Galanterien.«
»Unverheiratet und den Wunsch nach einer Frau? In der Tat, das werde ich nicht vergessen«, versprach Samantha.
Lady Marchant stellte ihr den ersten der bestens gekleideten Herren vor, einen Mann von zirka fünfzig Jahren mit schweren Augenlidern und lichter werdendem Haar. »Dies ist Mr. Langdon, ein Gentleman, der wegen seines Charmes und seiner Tanzkünste sehr begehrt ist.«
»Ich fühle mich geehrt, Miss Prendregast.« Er küsste Samanthas Fingerspitzen auf schmeichelhafte und liebenswerte Weise.
»Graf Hartun. Seine Mutter würde ihn gern gut verheiratet wissen.« Lady Marchant lächelte ihn verständnisvoll an. »Ich habe ihr meine Unterstützung versprochen.«
»Danke für Ihre Warnung. Und, Miss Prendregast, es ist ein Privileg für uns, Sie in unserem Kreis zu haben.«
Samantha hätte sich am liebsten gewunden unter dem unverwandten, ernsten Blick von Graf Hartun. Es war beinahe so, als wüsste er, dass sie etwas verbarg, und er nicht nachlassen würde, es herauszufinden.
Lady Marchant wies elegant auf den schnauzbärtigen Offizier, der sehr schneidig in seiner Uniform aussah. »Lieutenant Du Clos aus der Kompanie meines Mannes. Er kam dieses Frühjahr aus Indien zurück, wo er innerhalb der Damenwelt den Ruf eines umschwärmten Offiziers genoss.«
Lieutenant Du Clos küsste ebenfalls Samanthas Hand, aber er platzierte seinen Kuss mit einer Intimität auf ihrem Handrücken, die ihr ein unbehagliches Gefühl vermittelte. Sein Verhalten und Lady Marchants Warnung waren ein eindeutiges Signal für Samantha, dass es sich bei ihm um einen Frauenhelden allererster Güte handelte. Sie würde darauf achten, auf gar keinen Fall allein mit ihm zu sein.
»Gentlemen, Gentlemen!«, klatschte Lady Marchant jetzt in die Hände. »Versuchen Sie, sich zusammenzureißen. Miss Prendregast mag unsere neueste Schönheit sein, aber überfordern Sie sie bitte nicht. Vielleicht würden einige von Ihnen so freundlich sein und ihr etwas zu essen und zu trinken holen.«
Andere Männer versammelten sich um sie, und Samantha begrüßte sie ebenfalls. Ihre Fähigkeiten als Taschendiebin kamen ihr jetzt sehr zustatten. Sie hörte nicht auf ihre Worte, sondern beobachtete ihre Augen und ihre Gesten, hinter denen sie versuchte, ihren Charakter zu ergründen. Sie musste lediglich einen klaren Kopf behalten, dann würde sie das hier unbeschadet überstehen.
Oh, und sie brauchte natürlich auch Glück. Ein kluger Dieb würde niemals die Bedeutung des Glücks unterschätzen.
Kapitel 18
»Siehst du William, Darling? Du hattest Recht.
Weitere Kostenlose Bücher