Die widerspenstige Braut
strahlten und sahen in den Kindern des Colonel ein Spiegelbild ihres eigenen Nachwuchses.
Auf ein geflüstertes Zeichen von Samantha hin, schoben Agnes und Vivian Mara nach vorn, und Mara verbeugte sich. Das Klatschen wurde stärker, und Williams väterlicher Stolz meinte, verschiedentliche »Bravo« – Rufe gehört zu haben.
Bevor der Beifall endgültig verklang, führte Samantha die Kinder geschlossen aus dem Musikzimmer, wobei sie Emmelines Hand hielt, damit sie dem Publikum keine Handküsse zuwerfen konnte.
»Das war ganz reizend, Colonel Gregory«, lobte Lady Blair.
»Sie haben außerordentlich talentierte Kinder.«
»Natürlich.« Er grinste, als wären seine Töchter der beste Chor auf dieser Welt… was sie seiner Überzeugung nach auch waren. »Sie haben einen außerordentlich talentierten Vater.«
Alle lachten. Ihnen hatte die Vorführung gefallen, ihnen gefiel das Essen und auch der Wein. Sie waren sehr zufrieden mit Teresas Sitzordnung und mit den Dekorationen. Und diejenigen, die den eigentlichen Zweck dieser Gesellschaft kannten, waren begeistert über die Anwesenheit von Lord und Lady Featherstonebaugh und über die Aufmerksamkeit, die Lady Featherstonebaugh an den Tag legte, sobald sich wichtige Leute in kleinen Gruppen versammelten und »vertraulich« über englische Truppenbewegungen sprachen, über Sabotagepläne und sogar über Möglichkeiten, die russische Botschaft in Paris zu infiltrieren.
Ja. Alles lief genau so ab, wie William es geplant hatte.
Alles außer seiner Werbung um Teresa.
Er bekam mit, wie Mrs. Chester vor der Tür die Kinder unter ihre Fittiche nahm und Samantha bedeutete, wieder zur Gesellschaft zurückzukehren.
Er legte keinen Wert darauf, Teresa zu heiraten. Und das alles nur wegen Samantha. Es war ihre Schuld, dass er sich von seinen Pflichten ablenken ließ. Ihre Schuld, dass er einer passenden Heirat derart gleichgültig gegenüberstand.
Wie üblich versetzte die Gegenwart von Samantha alle in helle Aufregung. Dieses Mal nicht nur die jungen Männer, sondern mehr als ein Elternpaar betrachtete Samantha mit gierigen Blicken und würde versuchen, ihm seine Gouvernante abspenstig zu machen, bevor sie heimreisten.
Als die Gäste sich nach und nach zu dem Mahl begaben, das die Diener im Esszimmer aufgebaut hatten, erhob Duncan sein Glas auf Samantha. »Die Gouvernante der Mädchen hat hervorragende Arbeit bei dieser Aufführung geleistet.«
»Ja. Das hat sie in der Tat.« Das war alles, was William sagte, aber er schaute Samantha geradezu liebevoll an.
Und sie errötete prompt.
Lady Stephens verhielt ihre Schritte und General Stephens neben ihr ebenfalls. Sie musterten erst Samantha, dann William und wieder Samantha. Sie erkannten zu viel in seinem Blick, in ihren gesenkten Augen und ihrer erstarrten Haltung. Andere bekamen das leider nun auch mit. William wollte nicht, dass die Leute über ihn und seine Gouvernante tratschten. Auf der anderen Seite – wenn es Gerede gab, würde das alles sehr vereinfachen. Wenn er ihren Ruf zerstörte mit einer so unschuldigen List, müsste er sie heiraten. Was ihm aus irgendeinem Grund als ein großartiger Plan erschien.
Hatte sie ihn in einem magischen Netz gefangen, dass er sich derartige Tollheiten ausdachte?
»Also!« Duncan klatschte so laut in die Hände, dass einige Gäste zusammenfuhren, damit er die Aufmerksamkeit auf sich zog. »Gehen wir hinein zum Essen. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, und ich brauche noch eine Tischdame.« Er steuerte auf Teresa zu.
Teresa jedoch drehte ihm abrupt den Rücken zu und marschierte vor ihm aus der Tür.
Die Gäste schnappten unisono nach Luft und bedauerten den verschmähten Duncan, der in seiner typisch spitzbübischen Art sagte: »Wie man sieht, bin ich für die Damenwelt unwiderstehlich.«
Unter viel Gelächter gingen alle in das Esszimmer, wo ein Büfett aufgebaut war, das die Gäste über den Ballabend bringen sollte, bis um Mitternacht das eigentliche Abendessen serviert würde.
Duncan trat an Williams Seite und murmelte: »Hör auf, Miss Prendregast so anzuglotzen.«
Lieutenant Du Clos bot Samantha seinen Arm, und sie akzeptierte ihn. Sie hörte dem Lieutenant zu, aber ihr Blick streifte Williams, und er spürte die heiße Welle der Erregung, die ihn von oben bis unten durchrieselte. Sie reizte ihn zu jeder Minute. Er wollte sich an sie ranpirschen wie ein Hengst an eine Stute. Er wollte sie von hinten nehmen, ihre Hüften halten und in sie eindringen. Er wollte sie
Weitere Kostenlose Bücher