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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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Dominic für ihn verwandt, als er hörte, auf wessen Grund und Boden die römische Villa lag. Dominic hatte gesagt, der Mann wäre gefährlich. Bestimmt hatte er recht … Seufzend wandte sie sich wieder der Arbeit zu.
    Hugo saß locker im Sattel – trotz der Schmerzen im linken Oberschenkel und des starken Ziehens in der Leiste. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich gern selbst bemitleideten. Bei Waterloo hatte ihn eine Kugel getroffen – vielen anderen war es weit schlimmer ergangen.
    Für seine Tapferkeit hatte man ihn in den Adelsstand erhoben. Es zuckte um seine Mundwinkel. Dabei hatte er nur getan, was getan werden musste. Und wie hatte der Vater sich sein ganzes Leben lang gemüht, dem Sohn einen Titel zu verschaffen. Nun war er tot, und dennoch hoffte Hugo, er möge es wissen und sich freuen. Obwohl der Verstand ihm natürlich sagte, dass dies ganz unmöglich war.
    Er widerstand der Versuchung, sich nach Lady Fenwick-Clyde umzusehen, weil er nicht sicher war, ob er dabei Verlangen oder Mitgefühl empfinden würde. Stattdessen trieb er Molly zu einem forschen Trab an.
    Fenwick-Clyde war ein alter Lustmolch gewesen, der bei den Straßendirnen im Ruf stand, ein grober Gesell zu sein. Hugo runzelte finster die Stirn. Warum das Kind nicht beim Namen nennen? Fenwick-Clyde war ein Sadist gewesen. Und man hatte gemunkelt, dass er seine Neigungen auch bei seiner jungen Frau auslebte. Der Mann hatte ihn stets mit tiefem Ekel erfüllt, und folgerichtig war er dem Kerl aus dem Weg gegangen. Deshalb war ihm dessen Gemahlin auch nie begegnet. Sie hatte sich ohnehin kaum bei gesellschaftlichen Anlässen gezeigt. Ob sie noch immer ein solch zurückgezogenes Leben führte, nun da ihr Gemahl verstorben war?
    Egal, was kümmerte es ihn?
    Inzwischen hatte er den Kiesweg erreicht, der nach Rosemont führte. Der Landsitz war nach den unzähligen Rosenbüschen seines Parks benannt, die im Spätfrühling und Sommer üppig erblühten. Hugo ließ Molly für den Rest des Wegs in einen leichten Galopp fallen.
    Einige Minuten später brachte er die Stute abrupt zum Stehen. Beschwingt stieg Hugo ab. Endlich wieder daheim. Fast ein ganzes Jahr war er fort gewesen.
    Tief holte er Luft – es duftete wunderbar frisch nach gemähtem Gras und Blumen. Er lächelte versonnen. Sein Heimweh nach Rosemont war stärker gewesen, als er zugegeben hätte.
    Die Stufen zum Haupteingang lagen genau in der Mitte zwischen den beiden Flügeln des Hauses. Es war zur Zeit Königin Elisabeths erbaut worden im damals typischen Stil aus gebrannten roten Ziegeln und schweren Eichenbalken. Vor sechsunddreißig Jahren hatte er hier im Zimmer der Haushälterin das Licht der Welt erblickt.
    Jetzt öffnete sich die Tür, und Butterfield trat heraus. Groß und hager, hielt sich der alte Butler mit mehr Würde als selbst der Eiserne Duke. Wellington war ja allgemein bekannt für seine hohe Meinung von der eigenen Person. Hugo war im vergangenen Jahr einer seiner Attachés gewesen und erinnerte sich nur zu gut an die Haltung des großen Feldherrn.
    „Butterfield!“, rief er und umarmte den Alten, wenn der sich auch sträubte.
    „Sir Hugo“, erwiderte er leicht strafend, was indes nicht über seine Freude hinwegzutäuschen vermochte. „Lassen Sie das doch bitte.“
    Hugo hatte ein Einsehen mit dem alten Diener und gab ihn frei. „Da haben Sie sich früher aber weniger spröde gezeigt, mein Lieber.“
    „Ja, allerdings waren Sie da noch ein kleiner Rabauke. Heute muss ich Sie mit ‚Sir‘ anreden, und man hat Sie gerade für Ihre Tapferkeit ausgezeichnet.“
    „Nicht doch.“ Hugo winkte ab. „Die Kutsche mit meinem Gepäck wird später eintreffen. Während der Reise begann es heftig zu regnen. Die Straßen haben sich in ein einziges Schlammloch verwandelt.“
    Ein Stalljunge kam breit grinsend angelaufen, nahm Mollys Zügel und führte sie davon. Hugo erwiderte das Lächeln des Burschen und ging dann hinein. Endlich wieder daheim, wünschte er sich nichts sehnlicher, als in Ruhe mit einem Schwenker besten Cognacs in der Bibliothek Platz zu nehmen.
    Er betrat die Halle und betrachtete das schöne Parkett und die polierten Rüstungen und Waffen. Schilde jeder Form und Größe, Bajonette und Musketen zierten die Eichenvertäfelung. Alles blinkte und blitzte. Kein Wunder. Schließlich führte hier Butterfield sein strenges Regiment über die Dienerschaft. Doch der Butler war nicht mehr der Jüngste. Man musste bald eine Haushälterin einstellen, um ihn zu

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