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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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sie nicht schrecken. Sie hatte für diese Ehe bereits bitter bezahlt – und zwar auf eine Art, wie sie sich die feine Gesellschaft wohl kaum vorzustellen vermochte. Glücklicherweise war der Gemahl kurz darauf gestorben. Der Alkohol, die Frauen und andere Ausschweifungen hatten ihn endlich dahingerafft.
    Sie ließ den großen Koffer zuschnappen, als es an die Tür klopfte. „Herein!“
    „Madam.“ Es war Tatterly, der sie da aus ihren Tagträumen riss. „Verzeihung, aber leider bringe ich schlechte Nachrichten.“
    Während sie sich weiter an ihrem Gepäck zu schaffen machte, sah Annabell zu ihm auf. „Ja?“
    Unsicher fuhr er über das glatte Holz des Türrahmens. Er war ein kräftiger Mann, nicht sonderlich groß, doch muskulös. Man sah ihm an, dass er seinen Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit verdient hatte, obwohl er ein Gentleman von Geburt war und sogar in Oxford studiert hatte.
    „In der Tat.“ Er holte Luft. „Im Gasthof ist kein Zimmer frei. Am Wochenende findet in der Gegend ein Preisboxen statt.“
    „Weiß Sir Hugo schon Bescheid?“
    „Nein, Madam. Er reitet gerade das Gut ab und begrüßt seine Pächter.“
    Nun war sie doch beeindruckt. Sie kannte nicht viele Landbesitzer, die, kaum zurückgekehrt, gleich den Weg zu ihren Bauern fanden.
    „Was für ein gewissenhafter Mensch.“
    „Oh, ja, das ist er wirklich.“ Tatterly stand noch immer im Türrahmen und wirkte ausgesprochen angespannt. Wo sollten sie die Frau nun unterbringen? „Was schlagen Sie vor, Lady Fenwick-Clyde? Das andere Dorf, in dem sich ein Gasthof befindet, liegt weiter entfernt. Da müssten Sie jeden Tag mindestens eine Stunde hin- und herfahren. Oder gar länger, falls wir schlechtes Wetter bekommen.“
    Seufzend ließ sie von ihrem Gepäck ab. Die Lage verschlimmerte sich wirklich mit jeder Minute. „Bitte richten Sie Sir Hugo aus, dass ich ihn gleich nach seiner Rückkehr zu sprechen wünsche.“
    „Natürlich, Madam.“
    Freundlich lächelte sie ihm zu. „Vielen Dank, Mr. Tatterly, für alles, was Sie schon für mich getan haben.“
    „Aber ich bitte Sie, Madam.“
    Noch immer rührte er sich nicht, sondern betrachtete sie unsicher. Auffordernd hob sie die Brauen.
    „Was gibt’s, Mr. Tatterly?“
    „Falls Sie erlauben, würde ich Miss Pennyworth gern mitteilen, dass Sie doch noch nicht aufbrechen. Sie wartet im Kleinen Salon.“ Er errötete merklich. „Oder meinen Sie, sie würde es lieber von Ihnen erfahren?“
    Der Mann ist wirklich leicht zu durchschauen, dachte sie lächelnd. „Im Gegenteil. Dafür wäre ich Ihnen ausgesprochen verbunden. Dann kann ich hier weitermachen und muss nicht zwischendurch hinuntergehen.“
    „Nein, nein. Ich tu es gern.“
    Daran zweifelte sie nicht. Seufzend sah sie ihm nach. Wenn sie noch lange hier blieben, würde sie vielleicht ihre Gesellschafterin verlieren. Susan Pennyworth und sie waren schon sehr lange beisammen. Sie hatten einander in Ägypten kennengelernt. Miss Pennyworth sollte ein junges Mädchen nach England begleiten. Annabell bot Susan an, die Stelle als Gesellschafterin bei ihr anzutreten, sobald das Mädchen wohlbehalten angekommen war. Und Miss Pennyworth hatte angenommen. Doch nun schien Mr. Tatterly der Guten eine neue Position als Gemahlin antragen zu wollen, falls Annabell da nicht sehr irrte. Sollte Susan einwilligen, würde sie ihr das nicht übel nehmen, sondern ihr das Glück von ganzem Herzen gönnen – obwohl sie sie schrecklich vermissen würde.
    Aber im Augenblick musste sie sich mit Dringlicherem herumschlagen. Auf gar keinen Fall hatte sie vor, jeden Tag eine Stunde zur Ausgrabungsstätte anzureisen und dann wieder eine volle Stunde zurück zum Gasthof zu fahren. Oder gar länger …
    Sie begann, wieder auszupacken.
    Hugo atmete tief ein. Es war angenehm lau, und ein wunderbarer Duft lag in der Luft. Im Gebüsch raschelte es, und Vögel schwebten in den Lüften. Wie hatte er England und Rosemont doch vermisst … damit hätte er nie im Leben gerechnet.
    Fester griff er die Zügel, dass Molly scheute. „Ruhig, mein Mädchen“, flüsterte er, beugte sich leicht vor und tätschelte der Stute den Hals. „Es ist alles in Ordnung.“
    Vor ihm lagen die Überreste der römischen Villa. Er ließ Molly halten. An einer Stelle lagen Scherben und irdene Krüge. Die Frau verstand offenbar genau, was sie da tat. Schon während seiner Studienzeit in Oxford hatten ihn Archäologie und das Altertum begeistert. Sonderbar, dass beides auch sie so sehr

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