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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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Braut würde kaum lange auf sich warten lassen. Was für eine entsetzliche Situation!
    „Wieso sollten wir denn abreisen?“, fragte Susan verständnislos. „Ich dachte, du und Sir Hugo wärt euch einig, dass wir hier wohnen dürfen.“ Sie wirkte ganz verzweifelt.
    „Möchtest du mir vielleicht sagen, weshalb du Rosemont auf gar keinen Fall verlassen willst?“
    Selbstverständlich kannte Annabell die Antwort bereits. Mr. Tatterly hatte sich sofort in die Freundin verliebt, als sie vor drei Monaten hergekommen waren. Selbst Susan war dies auf Dauer nicht verborgen geblieben, und sie genoss die Aufmerksamkeit des sympathischen Mannes.
    Die Gesellschafterin errötete tief. „Ich … Ich weiß nicht, Annabell. Also nicht, dass er je etwas gesagt hätte … und vielleicht ist es auch allein meine Eitelkeit … aber, nun ja …“ Sie räusperte sich. „Eigentlich verfiele ich ja im Traum nicht auf den Gedanken, derlei auch nur anzusprechen. Dennoch glaube ich, möglicherweise …“
    „Dass Mr. Tatterly zarte Bande zu dir geknüpft hat?“, unterbrach Annabell, um die Freundin zu erlösen.
    „Ja.“ Susan sank ermattet auf einen Sessel. Die Kürze der Antwort hatte sie offenbar überfordert. „Es macht jedenfalls den Eindruck.“
    Liebevoll ergriff Annabell ihre Hände. „Liebes, der Mann ist dir mit Haut und Haaren verfallen und versucht nicht einmal, seine Gefühle zu verbergen.“
    Susans Blick verriet eine solch unendliche Sehnsucht, dass Annabell nur hoffen konnte, die Freundin möge keine böse Überraschung erleben. Sie selbst wusste jetzt, wie es war, wenn einem das Herz brach. Zärtlich drückte sie Susans Hände und ließ sie dann wieder los.
    „Wenn er endlich den Mut findet, wird Mr. Tatterly dir bestimmt einen Antrag machen.“
    „Glaubst du wirklich?“
    „Ich bin mir sogar ganz sicher, Susan.“ Sie seufzte, Jetzt war es ganz unmöglich, Rosemont sofort zu verlassen. Erstens wäre es Timothy gegenüber unhöflich gewesen, und zweitens wollte Annabell nicht dem Glück ihrer Freundin im Wege stehen. Seufzend öffnete sie den Koffer und packte wieder aus.
    Angetan mit einem sehr züchtigen weißen Tageskleid ging Annabell hinunter in den Salon. Sie trug heute sogar ihre Witwenhaube aus zarter Brüsseler Spitze. Auf einem Sofa saß Juliet, die sittsam die Hände im Schoß gefaltet hatte. Wie stets war sie nach der neusten Mode gekleidet und gab ein wunderbares Bild ab.
    Ihr gegenüber auf einem unbequem wirkenden Stuhl mit hoher Lehne hatte Timothy Fenwick-Clyde Platz genommen, einziger Sohn und Erbe ihres verstorbenen Gemahls. Annabell musterte ihn.
    Er war schlank, blass und trug das hellblonde Haar modisch frisiert. Mit den grauen Augen, schmalen, aber wohlgeformten Lippen und eleganten Händen sah er seinem Vater sehr ähnlich.
    Sein exzellent geschnittener Gehrock im Marinestil wurde von Pantalons ergänzt. Am Abend würde er beides gegen elegante Kniehosen und einen Frack austauschen. Anders als Hugo legte er auf angemessene Kleidung nämlich seit jeher großen Wert.
    „Wie geht es dir, Timothy?“ Annabell trat näher.
    Erstaunt sprang er auf. „Annabell!“ Das Blut stieg ihm in die fahlen Wangen. „Ich wusste gar nicht, dass du und Lady Fitzsimmon miteinander bekannt seid.“
    Annabell lächelte und nahm Platz. „Wir sind uns erst kürzlich auf Rosemont zum ersten Mal begegnet. Ich leite hier die Ausgrabung einer römischen Villa.“
    „Ah, etwas Derartiges hätte ich mir denken können“, erklärte er missbilligend. „Du hast deine Liebe zu diesem Zeitvertreib ja nach dem Tod meines Vaters für dich entdeckt.“
    „In der Tat. Es verschafft mir größte Befriedigung und bewahrt der Nachwelt unser aller Geschichte“, erwiderte sie. „Was könnte man sich sonst noch von einem Zeitvertreib wünschen, wie du es zu nennen beliebst?“
    Rasch wies Juliet mit einer eleganten Handbewegung zum Teetisch. „Wie wäre es mit einer Erfrischung, Annabell?“
    „Sehr gern, Juliet. Ich habe nämlich noch nicht gefrühstückt“, bedankte sich Annabell, der ebenfalls nicht an einem offenen Streit mit dem Stiefsohn gelegen war, liebenswürdig.
    „Dann sollten Sie unbedingt etwas essen“, befand Juliet und läutete nach dem Diener. „Hugo wäre entsetzt, wenn ein Gast auf Rosemont darben müsste.“
    „Sir Hugo hält sich also derzeit hier im Hause auf?“, fragte Timothy und betrachtete Annabell mit hochgezogenen Brauen. „Ich glaubte, da meine Stiefmutter hier wohnt, er müsste noch auf

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