Die Wiederkehr des gefallenen Engels
sah man an, dass sie geweint hatte. Der Kajal war verschmiert. Schnell rubbelte sie mit dem nassen Waschlappen darüber.
Es klingelte erneut.
Lara stürmte die Treppe hinunter. Schwer atmend öffnete sie die Tür und stand Ben gegenüber.
Draußen herrschte Dunkelheit, nur das Licht der Hausbeleuchtung fiel auf sein Gesicht. Seine Miene wirkte hart, verschlossen.
»Hi Ben«, sagte Lara. »Was für eine Überraschung, ich hatte gar nicht mehr mit dir gerechnet.«
Er nickte mürrisch. »War eine spontane Idee.«
»Ist etwas mit dir?«
»Kann ich reinkommen?«
»Äh ja … ich bin gerade allein zu Hause. Meine Oma ist unterwegs, aber sie kommt bald wieder.«
Warum hatte sie das gesagt? Ihre Großmutter würde nicht vor Mitternacht zurück sein.
Er trat ein. »Können wir nach oben gehen, ich möchte über etwas Wichtiges mit dir reden.«
Lara wurde ganz flau im Magen. Das klang nicht gut und eigentlich hatte sie keine Lust auf Streit oder Diskussionen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr, er stand vor ihr und würde wohl nicht gehen, bevor er gesagt hatte, was er ihr sagen wollte.
»Klar, komm mit«, sagte sie mit vorgetäuschter Ruhe. Als sie oben waren, zog er seine Jacke aus und warf sie über ihren Schreibtischstuhl.
Lara setzte sich aufs Bett. Ben schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Seine Augen waren zusammengekniffen. Er sagte kein Wort, stand einfach da und starrte sie an.
»Hast du was?«, fragte Lara, die das Schweigen nicht länger ertrug.
»Was ist mit dir und Damian?« Er schnaufte. »Läuft da was? Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
Lara war verwirrt. Der aggressive Tonfall, die konkrete Frage nach Damian. Ben wusste etwas. Vielleicht hatte sie jemand heute Mittag beim Spaziergang mit Damian gesehen. Ihr selbst war der See verlassen vorgekommen, aber wer im Wald stand … Niemand hat mich und Damian gesehen. Niemand außer Ben selbst. Er ist dort gewesen, hat uns beobachtet. Wahrscheinlich ist er uns nachgegangen.
Der Gedanke, dass er sie kontrollieren wollte und ihr nachschlich, versetzte sie in Wut.
»Spionierst du mir etwa nach?«, fragte sie mit kalter Stimme.
Er ließ sich von ihrem Tonfall nicht beeindrucken und kam näher, beugte sich zu ihr herab, sodass sie seinen Atem riechen konnte.
Er hat Alkohol getrunken. Und zwar nicht wenig.
Es war unangenehm und sie wich zurück.
»Was treibst du dich mit diesem Typen herum?« Seine Wangen glühten vor Zorn und Eifersucht. »Was soll das? Du bist mein Mädchen.«
»So, bin ich das?«, fragte Lara provokant zurück.
»Ja, du gehörst mir.« Er fasste nach ihr, wollte sie berühren, aber sie stieß seine Hand weg.
»Spinnst du? Ich soll dir gehören? Hast du sie noch alle? Im besten Fall sind wir befreundet, okay, vielleicht kann man sagen, wir gehen miteinander, aber dir gehören?«
»So habe ich das nicht gemeint.« Er schrie fast. Feine Speicheltropfen spritzten aus seinem Mund, trafen Lara im Gesicht. »Und das weißt du auch!«
»Brüll hier nicht so rum oder du kannst gleich wieder gehen.«
Lara stand auf und schob ihn von sich weg, als er die Arme um sie legen wollte. Ben war eindeutig betrunken. »Und jetzt noch einmal zum Mitschreiben: Ich kann mich treffen, mit wem ich will und wann ich will. Kapierst du das? Damian ist nur ein Freund. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin gerne mit ihm zusammen, er kann zuhören und er versteht mich. Das ist etwas, was ich von dir nicht sagen kann.«
Sie schubste ihn zur Tür. »Und jetzt denke ich, ist es an der Zeit, dass du gehst.«
Plötzlich erstarrte Ben, wurde stocksteif. Langsam drehte er sich um, sah ihr direkt in die Augen. Lara fröstelte.
Ben wirkte überhaupt nicht mehr angetrunken, im Gegenteil, sein Blick war klar, als er sie ansah. Grausamkeit lag in diesem Blick und Lara fürchtete sich plötzlich.
Die Dämonen hatten ihre menschliche Gestalt aufgegeben. Sie verbargen sich im Keller eines verlassenen Hauses und warteten darauf, dass ihr Herr zurückkehrte und ihnen neue Befehle gab. Im Licht einer einzelnen Glühbirne saßen sie auf dem schmutzigen Zementboden und fraßen die Tiere, die sie gefangen hatten.
Baat’al, ein mächtiger Feuerdämon, kniete neben den anderen und kaute an einem blutigen Stück Fell, als die Tür aufging und Opha’al die Treppe hinunterkam. Wie die meisten weiblichen Dämonen bevorzugte sie ihre menschliche Gestalt. Sie trug eng anliegende schwarze Lederhosen, die ihre langen Beine betonten. Ihr offenes Haar wippte bei
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