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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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einen Dobermann, zu fressen, als Danas vor ihm auftauchte und ihm kurzerhand den Kopf abschlug.
    Der Kampf mit dem letzten Dämon war schwieriger gewesen. Das Untier hatte ihm aufgelauert, als er den Schrottplatz verlassen wollte. Es war ein großes, mächtiges Biest, das seine dolchartigen Krallen mit Geschicklichkeit und Wucht einsetzte. Danas hatte tiefe Wunden davongetragen, bevor es ihm gelang, dem Dämon sein Schwert in den Rachen zu stoßen.
    Nun saß er mit hängendem Kopf auf der rostigen Karosserie eines alten Renaults und betrachtete das Blut, wie es langsam aus seiner offenen Brust floss. Die Wunde war tief und sie erschöpfte ihn.
    Es war kalt. Ein eisiger Wind trieb Regen gemischt mit Schnee heran und peitschte in sein dreckverschmiertes Gesicht. Die goldenen Locken hingen strähnig herab. Fin Teil seiner Unterlippe fehlte. Seine Flaut schien sich in Pergament verwandelt zu haben, denn sie war spröde und rissig wie altes Papier. Graue Linien durchfurchten es. Danas wusste, wie er aussah. Dies war der Preis für das Töten. Er kannte ihn und war bereit, ihn zu bezahlen. Mit dem Blut floss auch Energie aus seinem Körper. Er musste unbedingt ruhen, aber er fand die Kraft nicht, sich zu erheben.
    Ob Arias das Gleiche durchlebt hatte, bevor er starb?, fragte er sich stumm.
    Er wollte beten, aber die Worte verließen seinen zerfetzten Mund nicht.
    Eine Träne lief seine Wange hinab, verlor sich im Regen, der von ihm herabtropfte.
    Ich habe versagt. Die Aussicht auf Ruhm hat mich geblendet und nun sterbe ich, ohne den Auftrag zu erfüllen. Gabriel hat warnend zu mir gesprochen, aber ich habe ihm nicht zugehört. Ich war zu sehr von meiner Eitelkeit geblendet und jetzt ist es zu spät. Lara ist in Gefahr, aber ich werde nicht da sein, um sie zu beschützen.
    Der Regen prasselte noch heftiger auf ihn ein. Zum ersten Mal in seinem Dasein erfuhr er, was Schmerzen waren und wie sich Kälte anfühlte. Dieser Körper verging und mit ihm seine Seele, die niemals wieder den Himmel sehen würde.
    Eine Zeit lang saß er unbeweglich da. Dann änderte sich plötzlich die kalte und trostlose Atmosphäre um ihn herum und er spürte, dass ein Engel erschienen war.
    Langsam schlug er die Augen auf.
    Vor ihm stand Damian, der bedächtig auf ihn herabblickte. Sein Gesicht leuchtete in der hereinbrechenden Dunkelheit. Das für Engel so ungewöhnliche schwarze Haar umspielte sein Antlitz. Danas blickte in die grauen Augen und fand dort vor allem eines: Liebe.
    Damian blickte auf die Wunden, er sah, wie das Blut aus dem schlanken Körper floss.
    »Mein Bruder«, sagte er leise. »Schließe deine Augen.«
    Danas tat, wie ihm geheißen. Er wunderte sich nicht. Damian würde die Erlösung oder das Versprechen auf ein weiteres Leben sein. Wie es auch kommen sollte, er war bereit.
    Als Damian sah, wie sich der andere entspannte, hob er ihn hoch. Einem Kind gleich bettete er den Engel auf seinen Armen und trug ihn davon.
     
    Das Haus war leer. Lara stand am Fenster und blickte die Straße entlang, auf der ihre Mutter vor einer Stunde davongefahren war, um eine Woche in der Sonne zu verbringen.
    Ich würde jetzt auch gern am Meer spazieren gehen. Die Wellen beobachten, wie sie den Strand überspülen. Möwen bei ihrem Tanz im Wind beobachten.
    Lara versuchte, sich vorzustellen, dass sie mit Ben dort entlangging, aber das Bild wollte sich nicht einstellen. Sie blickte im Geist auf ihre geöffnete Hand, aber sie war leer.
    Dann war sie es nicht mehr.
    Eine Hand umschloss die ihre fest und sicher. Ohne ihr wehzutun.
    Sie schaute auf und sah in das Gesicht ihres Vaters. Noch nie zuvor hatte sie von ihm geträumt oder war sein Bild in ihrem Geist aufgetaucht. Aber sie erkannte ihn sofort, von den Fotografien, die ihre Mutter so eifrig hütete und vor ihr verbarg, ohne dass sie ahnte, dass Lara sie längst entdeckt hatte.
    Aber endlich, endlich konnte sie in seine Augen sehen. Es waren dunkle Augen so tief wie das Meer um Mitternacht, so schwarz wie eine Nacht ohne Sterne, aber es waren sanfte Augen, die sie anblickten.
    Ihr Vater trug ein verblichenes T-Shirt und abgeschnittene, ausgefranste Jeans, in denen braun gebrannte muskulöse Beine steckten. Er war größer, als es auf den Fotos den Anschein hatte, fast einen Kopf höher als sie. Seine dunklen Haare waren kurz geschnitten, von grauen Strähnen durchsetzt. Ein wenig verstrubbelt gaben sie ihm das Aussehen eines nachdenklichen Menschen, der über seine Arbeit Nebensächlichkeiten wie

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