Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Schmerzen von ihrem Nacken hinauf und über den Kopf. Direkt hinter die Augen. Migräne.
Lara hatte schon oft Migräne gehabt, aber dieses Mal war es anders. Es fühlte sich an, als würden Nadeln durch ihre Augen getrieben. Noch einmal erbrach sie sich, aber es kam nur noch Galle hoch.
Sie war wie betäubt. Nur mühsam konnte sie aufstehen. Ben schwieg und reagierte nicht, er half ihr nicht und beobachtete sie nur. Sie starrte zurück. Zu schwach, um wütend zu sein.
»Was willst du?«, keuchte sie.
Er lachte. »Ich will, dass du mein wirst. Wenn wir uns vereinen, haben wir die Macht, Satan vom Thron zu stoßen. Asiszaar hat mir erzählt, dass dein Vater dabei ist, die Herrschaft über die Hölle zu verlieren. Die Dämonen haben sich gegen ihn erhoben und die letzten Mauern sind kurz davor zu fallen. Aber das braucht uns keine Sorgen zu bereiten. Soll die Hölle fallen und sollen Dämonen darin herrschen bis zum Jüngsten Tag, uns wird die Welt gehören und wir können damit machen, was wir wollen. Unendlicher Reichtum wartet auf uns. Ein Leben, wie du es dir niemals vorstellen kannst.«
Lara lächelte bitter. Sie erinnerte sich an die Macht der gefallenen Engel. Ihr Vater war der Höllenfürst selbst, auch wenn ihr allein bei diesem Gedanken schon wieder übel wurde. »Satan wird dich wie einen Wurm zertreten«, keuchte sie in der Hoffnung, Ben in eine Diskussion zu verstricken und Zeit zu gewinnen. Sie war noch immer schwach, aber mit jedem Moment, der verging, kehrte ein Teil ihrer Kraft wieder und ihr Gehirn arbeitete ohne Unterlass. Vielleicht würde es ihr gelingen, Ben zu überlisten oder wenigstens so lange aufzuhalten, bis Hilfe kam.
Ben schien von ihrer Aussage nicht beeindruckt. »Ja, allein bin ich zu schwach, aber mit dir gemeinsam kann ich ihm widerstehen.«
»Niemals«, krächzte Lara. »Niemals.«
»Oh, du hast mich falsch verstanden. Das war keine Trage.«
Er schoss nach vorn, stieß Lara zu Boden, packte sie an den Haaren und schleifte sie aus dem Zimmer.
Lara schrie, strampelte wild mit den Beinen, versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, aber es war sinnlos. Der Schmerz raubte ihr fast die Sinne und jegliche Widerstandskraft.
Dann ging es polternd die Treppe hinunter. Mehrfach schlug sie hart auf den Stufen auf. Als sie endlich unten waren, ließ Lara die angehaltene Luft aus ihrem Körper entweichen. Es gab nichts, woran sie sich festhalten konnte. Kein Gegenstand, mit dem sie sich ihm zur Wehr setzen konnte. Ben zog sie geradewegs zum Ausgang und riss die Tür auf.
Abrupt endete seine Bewegung. Lara schielte aus dem Augenwinkel und an Ben vorbei nach draußen. Sie sah zwei Männer mit langen schwarzen Haaren in Ledermänteln. Wilde Gesichter, auf denen Verblüffung zu erkennen war. Regungslos standen sie da und starrten Ben an.
Dunkle Engel waren erschienen.
»Was wollt ihr zwei Arschlöcher denn hier?«, fragte Ben. Lara registrierte, dass seine Stimme nicht zitterte. Offensichtlich hielt er sich für stark genug, es mit den beiden aufzunehmen. Oder er bluffte. Lara sah ihre Chance gekommen. »Bitte«, flehte sie. »Helfen Sie mir.«
Die Köpfe der gefallenen Engel senkten sich zeitgleich hinab. Sie blickten auf Lara.
»Gib uns das Mädchen!«, sagte der eine. »Sofort!«
»Was seid ihr? Komiker?«
»Satan selbst schickt uns.«
»Prima, ihr habt euren Spruch aufgesagt. Ganz brav. Und jetzt verpisst euch.«
In den Händen der Höllenkrieger erschienen gebogene Klingen.
»Ach, jetzt verstehe ich«, meinte Ben gelassen. »Ihr wollt spielen. Na, dann dreht euch mal um.«
Jetzt erst bemerkte auch Lara die Gruppe junger Leute, die im Rücken der gefallenen Engel aufgetaucht war. Vollkommen verwirrt erkannte sie Marc, Jessi, Mona und Sam. Nur Kevin war nicht dabei. Neben ihnen reihten sich acht weitere Jugendliche auf, die sie nicht kannte. Was machten sie hier? Normale Menschen konnten sich nicht im Kampf mit dunklen Engeln messen, sie selbst hatte Damian in Berlin kämpfen sehen. Es war unmöglich. Selbst ein Dutzend würde keine Chance haben.
Dann geschah es. Vor ihren Augen verwandelten sich die Jugendlichen in Dämonen. In den verschiedensten Gestalten und Größen, aber allesamt gefährlich mit Reißzähnen und messerscharfen Klauen. Marc war zu einem mächtigen Feuerdämon geworden. Jessi sah plötzlich aus wie eine Kriegerin mit geschlitzten Augen, dunkler Haut und spitzen Reißzähnen. Selbst als Dämon war sie unbeschreiblich schön. Mona hingegen wirkte wie ein
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