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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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einem boshaften Augenzwinkern. »Vielleicht verstehen Sie die meine nicht ganz. Godfrey scheint ein armer Mann zu sein. Wenn er gekidnappt worden ist, dann wohl nicht seines eigenen Besitzes wegen. Der Ruf Ihres Reichtums ist weit verbreitet, Lord Mount-James, und ich halte es für durchaus möglich, daß sich eine Verbrecherbande Ihres Neffen bemächtigt hat, um von ihm Informationen über Ihr Haus, Ihre Gewohnheiten und den Aufbewahrungsort Ihrer Schätze zu erhalten.«
      Das Gesicht unseres kleinen unfreundlichen Besuchers wurde weiß wie seine Halsbinde.
      »Du lieber Himmel, was für ein Einfall! Ich hätte nie an eine solche Schurkerei gedacht! Was für unmenschliche Schufte es auf der Welt gibt! Aber Godfrey ist ein Prachtjunge, ein treuer Bursche. Nichts würde ihn bewegen können, seinen Onkel ans Messer zu liefern. Ich werde noch heute abend das silberne Tafelgeschirr auf die Bank bringen lassen. Und Sie, Herr Detektiv, scheuen Sie keine Mühe, drehen Sie jeden Stein um, der Junge muß gefunden werden. Was das Geld angeht, nun, wenn es mit einem Fünfer oder sogar einem Zehner getan ist, dürfen Sie immer auf mich rechnen.«
      Doch auch in seiner gemäßigten Geistesverfassung vermochte uns der aristokratische Geizhals nichts mitzuteilen, was uns hätte weiterhelfen können, denn er wußte wenig über das Privatleben seines Neffen. Unser einziger Anhaltspunkt war das bruchstückhafte Telegramm, und mit dem Text in der Hand brach Holmes auf, ein zweites Glied für seine Kette zu suchen. Wir hatten Lord Mount-James abgeschüttelt, und Overton war gegangen, um sich mit den anderen Mitgliedern seines Teams über das Unglück zu beraten, das sie befallen hatte.
      Nicht weit entfernt vom Hotel gab es ein Telegraphen-Büro. Dort blieben wir stehen.
      »Es lohnt, einen Versuch zu machen, Watson«, sagte Holmes. »Mit einem Durchsuchungsbefehl könnten wir natürlich Einsicht in die Kontrollzettel verlangen, aber so weit sind wir noch nicht. Ich nehme nicht an, daß man sich an einem derart überlaufenen Ort an Gesichter erinnert. Probieren wir es also.«
      »Es tut mir leid, Sie belästigen zu müssen«, sagte er auf die freundlichste Art zu der jungen Frau hinter dem Schalter. »Aber da ist ein kleiner Fehler unterlaufen bei einem Telegramm, das ich gestern aufgab. Ich habe keine Antwort erhalten und fürchte nun sehr, daß ich vergessen habe, meinen Namen drunterzusetzen. Könnten Sie mir sagen, ob dem so ist?«
      Die junge Dame blätterte in einem Bündel Kontrollzettel.
      »Um wieviel Uhr war das?« fragte sie.
      »Kurz nach sechs.«
      »An wen ist das Telegramm gerichtet?«
      Holmes legte den Finger an die Lippe und warf einen Blick auf mich.
      »Die letzten Worte lauteten, ›stehen Sie uns bei – um Gottes willen‹«, flüsterte er vertraulich. »Ich bin sehr beunruhigt, daß keine Antwort kommt.«
      Die junge Dame zog eines der Formulare heraus.
      »Hier ist es. Es steht kein Name drunter«, sagte sie, das Blatt auf dem Schalterbrett glattstreichend.
      »So erklärt sich natürlich, warum ich keine Antwort erhalte«, sagte Holmes. »Du lieber Gott, wie kann man nur so dumm sein! Auf Wiedersehen, Miss, und vielen Dank, daß Sie mir geholfen haben.«
      Als wir wieder auf der Straße standen, kicherte er und rieb sich die Hände.
      »Nun?« fragte ich.
      »Wir kommen voran, mein lieber Watson, wir kommen voran. Ich hatte mir sieben verschiedene Pläne ausgedacht, wie ich einen Blick auf das Telegramm werfen wollte, aber daß es gleich beim erstenmal klappen würde, hatte ich nicht gehofft.«
      »Und was haben Sie dabei gewonnen?«
      »Einen Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen.« Er winkte eine Droschke heran. »King’s Cross-Station«, sagte er.
      »Wir gehen auf Reisen?«
      »Ja, ich glaube, wir müssen gemeinsam nach Cambridge. Alle Hinweise scheinen mir in diese Richtung zu deuten.«
      »Haben Sie«, sagte ich, als wir die Gray’s Inn Road hinauffuhren, »schon irgendeinen Verdacht, was den Grund des Verschwindens angeht? Ich glaube, unter all unseren Fällen gab es keinen, bei dem die Motive tiefer im Dunkeln gelegen hätten. Sicherlich glauben Sie doch nicht wirklich, daß der junge Mann gekidnappt worden sein kann, um ihm Informationen über seinen reichen Onkel zu entlocken.«
      »Ich gestehe, mein lieber Watson, daß mir dies als Erklärung nicht sehr wahrscheinlich vorkommt. Sie ist mir nur eingefallen, weil sie mir am

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