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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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unmöglich!«
      »Hervorragend!« sagte er. »Eine höchst erleuchtende Bemerkung. So wie ich es dargestellt habe, wäre es unmöglich, und deshalb muß an meiner Darstellung etwas falsch sein. Aber Sie haben doch alles selber gesehen. Könnten Sie sagen, wo der Trugschluß möglicherweise liegt?«
      »Er könnte sich wohl nicht den Schädel bei einem Sturz eingeschlagen haben?«
      »Im Morast, Watson?«
      »Ich bin mit meiner Weisheit am Ende.«
      »Na, na, wir haben schon viel schwierigere Probleme gelöst. Wenigstens haben wir reichlich Material. Wir müßten nur den richtigen Gebrauch davon machen. Nun, da wir alle Luft aus dem Palmer-Reifen gelassen haben, wollen wir sehen, was der Dunlop-Reifen mit dem Flicken uns bieten kann.«
      Wir nahmen die Fährte wieder auf und folgten ihr eine Weile. Aber bald schob sich aus dem Moor ein langgezogener, mit Büscheln von Heidekraut bestandener Hang, und wir ließen den Wasserlauf hinter uns. Jetzt durften wir nicht mehr auf Hilfe durch Spuren rechnen. Von dem Punkt aus, wo wir den Abdruck des Dunlop-Reifens zum letztenmal sahen, konnte das Fahrrad genausogut nach Holdernesse Hall, dessen stattliche Türme einige Meilen entfernt zur Linken ragten, gefahren sein wie zu einem kleinen, grauen Dorf, das vor uns lag und uns anzeigte, wo die Chaussee nach Chesterfield verlief.
      Als wir uns dem häßlichen und schmutzigen Gasthaus näherten, über dessen Tür ein Schild mit einem Kampfhahn hing, stöhnte Holmes plötzlich und hielt sich an meiner Schulter fest, um nicht zu fallen. Er hatte sich schwer den Knöchel verrenkt; so etwas kann einen völlig hilflos machen. Mühsam humpelte er zur Tür. Davor stand ein untersetzter, dunkelhaariger älterer Mann, eine schwarze Tonpfeife rauchend.
      »Wie geht es, Mr. Reuben Hayes?« sagte Holmes.
      »Wer sind Sie und woher kennen Sie meinen Namen?« antwortete der Dörfler und blitzte ihn aus verschlagenen Augen mißtrauisch an.
      »Nun, er steht auf dem Schild über Ihrem Kopf. Es ist leicht, den Herrn eines Hauses zu erkennen. Ich nehme an, Sie haben keine Kutsche oder etwas Ähnliches in Ihrem Stall?«
      »Nein, habe ich nicht.«
      »Ich kann kaum den Fuß aufsetzen.«
      »Dann setzen Sie ihn doch nicht auf.«
      »Aber ich kann nicht gehen.«
      »Dann hüpfen Sie.«
      Mr. Reuben Hayes Art war nicht gerade freundlich, aber Holmes nahm sie mit bewundernswerter guter Laune hin.
      »Aber sehen Sie doch, Mann«, sagte er, »ich befinde mich wirklich in einer üblen Klemme. Mir ist es gleich, womit ich weiterkomme.«
      »Mir auch«, sagte der mürrische Herr des Hauses.
      »Die Sache ist sehr wichtig. Ich wäre bereit, Ihnen einen Sovereign zu geben, wenn ich ein Fahrrad bekommen könnte.«
      Der Mann spitzte die Ohren.
      »Wohin wollen Sie?«
      »Nach Holdernesse Hall.«
      »Wohl Kumpels vom Duke?« sagte er und musterte unsere schlammbespritzte Kleidung mit ironischen Blicken.
      Holmes lachte gutmütig.
      »Er wird uns gern empfangen.«
      »Warum?«
      »Weil wir ihm Neuigkeiten von seinem verschwundenen Sohn bringen.«
      Der Herr des Hauses zuckte sichtlich zusammen.
      »Was, Sie sind ihm auf der Spur?«
      »Man hat gehört, er sei in Liverpool. Man erwartet, daß er jede Stunde gefunden wird.«
      Wieder ging eine schnelle Änderung in dem massigen, unrasierten Gesicht vor sich. Plötzlich wurde der Mann munter.
      »Ich habe weniger Grund als die meisten, dem Duke alles Gute zu wünschen«, sagte er, »denn ich war früher sein Leibkutscher, und er hat mich schlecht behandelt. Er hat mich ohne Zeugnis gefeuert, auf die Aussage von einem verlogenen Getreidehändler hin. Aber es freut mich, daß man von dem jungen Lord in Liverpool gehört hat, und ich will Ihnen helfen, die Nachricht nach Holdernesse Hall zu bringen.«
      »Ich danke Ihnen«, sagte Holmes. »Erst wollen wir aber etwas essen. Dann können Sie das Fahrrad bringen.«
      »Ich habe kein Fahrrad.«
      Holmes hielt den Sovereign hoch.
      »Ich sage Ihnen doch, ich hab keins. Ich gebe Ihnen zwei Pferde bis Holdernesse Hall.«
      »Gut, gut, wir werden darüber sprechen, wenn wir gegessen haben«, sagte Holmes.
      Als wir allein in der gefliesten Küche saßen, war es erstaunlich, wie schnell sich der verrenkte Fuß erholte. Es war fast Abend, wir hatten seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen, und so verbrachten wir einige Zeit mit unserem Mahl. Holmes war in

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