Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
gingen Holmes und ich die berühmte Eibenallee von Holdernesse Hall entlang. Durch eine elisabethanische Eingangshalle wurden wir in das Arbeitszimmer Seiner Gnaden geführt. Dort fanden wir Mr. James Wilder, ehrbar und höflich, aber noch immer mit Spuren des wilden Schreckens vom vergangenen Abend in den Augen und in den zuckenden Zügen.
      »Sie wollen Seine Gnaden sprechen? Es tut mir leid, aber der Duke fühlt sich gar nicht wohl. Die tragische Nachricht hat ihn sehr aufgeregt. Gestern nachmittag erhielten wir von Dr. Huxtable ein Telegramm, in dem er uns Ihre Entdeckung mitteilte.«
      »Ich muß mit dem Duke sprechen, Mr. Wilder.«
      »Aber er ist in seinem Zimmer.«
      »Dann muß ich eben in sein Zimmer gehen.«
      »Ich glaube, er liegt im Bett.«
      »Dann werde ich ihn an seinem Bett aufsuchen.«
      Holmes’ kalte und unerbittliche Art brachte den Sekretär zu der Erkenntnis, daß es nutzlos war, mit ihm zu argumentieren.
      »Sehr schön, Mr. Holmes. Ich werde ihm sagen, Sie seien hier.«
      Nach halbstündigem Warten erschien der berühmte Edelmann. Sein Gesicht war leichenblaß. Er ging gebeugt, und er schien mir älter als am vergangenen Morgen. Er grüßte uns mit vornehmer Höflichkeit und setzte sich an den Schreibtisch. Sein Bart überflutete die Tischplatte.
      »Nun, Mr. Holmes?« sagte er.
      Aber die Augen meines Freundes waren starr auf den Sekretär gerichtet, der neben dem Stuhl seines Herrn stand.
      »Ich denke, Euer Gnaden, ich könnte freier sprechen, wenn Mr. Wilder abwesend wäre.«
      Der Mann wurde um eine Schattierung bleicher und warf Holmes einen feindseligen Blick zu.
      »Wenn Euer Gnaden es wünschen…« ,
      »Ja, ja, es wäre besser, wenn Sie gingen. Nun, Mr. Holmes, was haben Sie zu sagen?«
      Holmes wartete, bis sich die Tür hinter dem abtretenden Sekretär geschlossen hatte.
      »Es geht darum, Euer Gnaden«, sagte er dann, »daß meinem Kollegen Dr. Watson und mir von Dr. Huxtable versichert worden ist, Sie hätten eine Belohnung ausgesetzt. Es wäre mir lieb, wenn ich das durch Ihren Mund bestätigt bekommen würde.«
      »Das tue ich gern, Mr. Holmes.«
      »Sie beläuft sich, wenn ich recht informiert bin, auf fünftausend Pfund für denjenigen, der Ihnen den Aufenthalt Ihres Sohnes nennen kann.«
      »So ist es.«
      »Und auf weitere tausend Pfund für den, der die Leute namhaft macht, die ihn gefangenhalten.«
    »So ist es.«
      »Sind unter letzterer Bedingung nur die eingeschlossen, die ihn entführt haben, oder auch die, die sich zusammentaten, um ihn unter den jetzigen Umständen zu halten?«
      »Ja, ja!« rief der Duke ungeduldig. »Wenn Sie Ihre Arbeit anständig verrichten, sollen Sie keinen Grund haben, über Knauserei zu klagen.«
      Mein Freund rieb sich die schmalen Hände mit einem Ausdruck von Gier, der mich, der ich seine Genügsamkeit kannte, in Erstaunen setzte.
      »Ich glaube, ich sehe Euer Gnaden Scheckbuch dort auf dem Tisch liegen«, sagte er. »Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie einen Scheck über sechstausend Pfund ausstellten. Sie könnten die Summe auch überweisen. Ich habe mein Konto bei der Capital and Counties Bank in der Oxford Street.«
      Seine Gnaden saß starr aufgerichtet im Sessel und sah meinen Freund mit steinernem Blick an.
      »Ist das ein Witz, Mr. Holmes? Die Angelegenheit scheint kaum geeignet, Scherze zu machen.«
      »Nicht im geringsten, Euer Gnaden. Nie im Leben war ich ernsthafter.«
      »Was bedeutet das?«
      »Das bedeutet, ich habe die Belohnung verdient. Ich weiß, wo sich Ihr Sohn befindet, und ich kenne wenigstens einige der Leute, die ihn gefangenhalten.«
      Der Bart des Duke hatte nie zuvor so aggressiv rot gegen das geisterbleiche Gesicht abgestochen.
      »Wo ist er?«
      »Er ist – oder er war gestern abend – im Wirtshaus ›Zum Kampfhahn‹, ungefähr zwei Meilen vom Tor Ihres Parks entfernt.«
      Der Duke ließ sich in seinem Sessel zurückfallen.
      »Und wen beschuldigen Sie?«
      Sherlock Holmes Antwort war verblüffend. Er ging rasch auf den Duke zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
      »Ich beschuldige Sie«, sagte er. »Und jetzt, Euer Gnaden, möchte ich Sie wegen des Schecks bemühen.«
      Ich werde nie vergessen, wie der Duke aufsprang und die Hände in die Luft krallte, als stürze er in einen Abgrund. Dann setzte er sich wieder mit einem außergewöhnlichen Aufwand an aristokratischer

Weitere Kostenlose Bücher