Die Wiederkehr
Skelett, das klappernd in Stücke
brach.
»Siehst du, Andrej, auch ich habe in all den Jahren dazugelernt.«
Nahezu lautlos wichen die Untoten vor ihm zurück.
Aber sie blieben in sprungbereiter, angespannter Haltung stehen,
um sich sofort wieder auf ihn zu stürzen, sollte er eine unvorsichtige
Bewegung machen.
»Von Salm«, rief Andrej. »Lauft weg!«
Der Vampyr lachte bloß, wechselte das Schwert von der Rechten in
die Linke und massierte mit der frei gewordenen Hand seine Brust -
dort, wo ihn Andrejs Schwert getroffen hatte. Der Graf stand noch
immer reglos und stocksteif da. Mindestens fünf oder sechs Untote
hielten sich in seiner unmittelbaren Nähe auf. Weitere der grässlichen Geschöpfe waren auf der Treppe hinter ihm aufgetaucht. Von
Salm gab sich alle Mühe, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen,
aber sein Gesicht war grau vor Entsetzen.
Der Vampyr ergriff das Schwert wieder mit der Rechten und machte eine befehlende Geste mit der anderen Hand. Die Untoten wichen
weiter zurück. Der Unsterbliche deutete auf Andrejs Schwert, das nur
ein kleines Stück von ihm entfernt auf dem Boden lag. Zögernd
bückte er sich danach, aber natürlich hatte er sich in seinem Gegner
nicht getäuscht. Der Vampyr griff ihn an, als er sich in die unglücklichste aller nur möglichen Haltungen begab: weit nach vorn gebeugt
und die Hand nach dem Schwertgriff ausgestreckt.
Andrej ließ sich zur Seite fallen, kam mit einer Rolle wieder auf die
Beine und schlug noch im Aufspringen zu. Seine Klinge zerteilte
Stoff und glitt durch Fleisch. Wieder taumelte der Vampyr zurück.
Blut lief an seinem Bein hinab und versiegte so schnell wieder, wie
es sichtbar geworden war. Auch diesmal versuchte Andrej, ihm unverzüglich nachzusetzen, um die kurze Schwäche seines Gegners
auszunutzen.
Gleich drei Untote warfen sich auf ihn. Andrej schleuderte eine der
Bestien davon, stieß einer zweiten das Schwert in die Brust und fuhr
hastig herum, als er eine Bewegung aus den Augenwinkeln heraus
wahrnahm.
Seine Drehung rettete ihm das Leben. Statt ihn zu enthaupten,
zischte das Schwert um Haaresbreite an seinem Gesicht vorbei und
zerschmetterte den Schädel eines Untoten, der der Klinge nicht
schnell genug ausweichen konnte. Andrej verlor durch die hastige
Bewegung das Gleichgewicht, stolperte ungeschickt einen Schritt
rückwärts und parierte noch im Sturz einen nachgesetzten, geraden
Stich seines Gegners. Er prallte so hart mit dem Hinterkopf auf den
Stein, dass er Sterne sah, und rollte sich hastig zur Seite. Stahl schlug
unmittelbar neben seinem Gesicht auf den Stein auf, während Andrej
blind um sich hieb.
Der andere taumelte zurück, und Andrej versuchte in die Höhe zu
springen. Er brachte die Bewegung aber auch jetzt nicht zu Ende,
weil sich sofort zahlreiche der scheußlichen untoten Kreaturen auf
ihn stürzten und ihn niederzwangen. Auch diesmal verzichteten sie
darauf, ihn zu töten.
Als die Bestien endlich von Andrej abließen, fiel sein Blick auf den
Vampyr, der vornübergebeugt mit schmerzverzerrtem Gesicht zu
ihm sah. Die linke Hand hatte er gegen den Leib gepresst. Zwischen
seinen Fingern quoll Blut hervor. »Verdammt, alter Mann«, presste
er hervor, »ich gebe es ja nur ungern zu, aber mir scheint, ich habe
dich unterschätzt.«
In verkrampfter Haltung machte er einen Schritt nach vorn, streckte
die Hand nach einem Untoten aus, und dasselbe grausige Schauspiel,
das Andrej schon einmal beobachtet hatte, wiederholte sich. Das Geschöpf zerfiel, während alle Spuren von Schwäche und Schmerz aus
dem ebenmäßigen Gesicht des Vampyrs wichen. Allerdings reichte
diesmal nicht ein einziges Opfer aus. Insgesamt sanken drei leblose
Gestalten zu Boden, bevor sich der Unsterbliche vollkommen regeneriert hatte. »Aber am Ausgang unserer kleinen Wiedersehensfeier
ändert es nichts, du wirst sehen.«
»Bring es zu Ende«, grollte Andrej. »Oder habe ich dir auch beigebracht, mit einem geschlagenen Feind zu spielen?«
»Nein«, kicherte der andere. »Aber ich bin ja durchaus lernfähig.«
Er machte eine auffordernde Geste, und Andrej stand langsam auf
und hob sein Schwert.
Der Kampf ging weiter. Andrej traf seinen Gegner schwer, doch
stets, wenn es schien, dass er nun einen entscheidenden Vorteil errungen hatte, und in der Position war, dem ungleichen Duell ein Ende zu bereiten, griffen die Untoten ein. Sie warfen ihn zu Boden oder
drängten ihn weit und lange genug zurück, bis ihr Herr die
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