Die Wiederkehrer
sich die Jungs um die Spielfiguren stritten, zwinkerte Bernd Niko zu. Am liebsten hätte dieser den Tisch mitsamt dem Spiel zur Seite gestoßen, um sich an Ort und Stelle auf seinen Nachbar zu stürzen. Stattdessen lächelte Niko mit glühenden Ohren und kämpfte mit einem überschäumenden Herzen.
Bernd wurde im Spiel zu Simons erbittertsten Gegner. Während die anderen Mitspieler recht rasch bankrottgingen, bauten die beiden ihr Imperium auf. Nur Fredi hielt sich noch wacker am Rande des Ruins. Simon wurde immer lauter, jubelte, grölte, wirkte, als sähe er einem Fußballspiel zu. Bernd blieb souverän. Er blickte auf das Spielfeld, als stelle er komplizierte Berechnungen an und warf Niko gelegentlich einen intensiven Blick zu. Der konnte nicht anders, als bis hinter beide Ohren grinsen, dabei verlegen auf seine Knie schauen und ein tiefes Seufzen ausstoßen.
„Das wird hier für mich langweilig! Wer geht mit mir auf den Balkon eine rauchen?“, rief Klaus und sprang hoch.
„Ben und ich wollten schon längst nach Hause gehen“, erklärte Karin und gab ihrem Freund einen kleinen Schubs mit dem Ellenbogen.
„Richtig, ja!“, rief dieser aus, konnte die Überraschung ob seiner angeblichen Pläne kaum verbergen und erhob sich synchron mit seiner Freundin.
„Ich sehe das strassbesetzte Halsband bis hierher funkeln“, murmelte Niko und als er merkte, dass er es laut ausgesprochen hatte, schloss er über sich selbst genervt die Augen und atmete tief durch. Er erhob sich und flötete übertrieben freundlich: „Einen
wunderschönen
Abend wünsche ich dir, Karin, und dir natürlich auch, Benni!“ Seine Versuche, nett zu sein, klangen bösartiger als die gemeinen Sticheleien. Ben und Karin verabschiedeten sich per Händedruck von Bernd und waren auch schon weg.
„Der Aktienindex von Durex steigt in … drei … zwei … eins … JETZT!“, zählte Klaus einen Countdown und schaute dabei prüfend auf eine imaginäre Armbanduhr.
„Hah! Voll bei mir reingetappt!
Das
wird teuer!“, rief Simon euphorisch aus und neigte sich raffgierig über das Spielfeld.
„Willst du dir
wirklich
das Duell der Kapitalistenschweine ansehen?“, fragte Klaus und blinzelte Niko herausfordernd an. „Komm mit mir raus auf den Balkon, lass mich nicht hängen.“ Nur widerwillig löste sich Niko vom Spielgeschehen – beziehungsweise Bernds Nähe. Sie wechselten einen Blick, bei dem die Raumtemperatur um ein paar Grad anstieg, dann folgte Niko seinem Kumpel ins Freie.
Klaus zappte ewig mit dem Feuerzeug herum, ehe er es schaffte, sich eine Zigarette anzuzünden. Er stieß den blauen Rauch aus der Nase und ließ den Blick über die schöne Aussicht schweifen. Die anderen Wohnblöcke, den Park, die Skyline der Stadt. Stolpernd begann die Straßenbeleuchtung die Nachtschicht und die Dämmerung senkte ihre Lider über diesen herrlichen Sommertag.
„Was ist das eigentlich für ein Kauz?“, fragte Klaus und nickte mit dem Kopf Richtung Wohnung. „Der war doch auch auf der Party, oder?“
„Kurz, ja“, gab Niko zu und musterte den Saum seines Shirts, als hätte dieser raffiniert verarbeitete antike Intarsien.
„Was läuft mit dem?“, wollte Klaus wissen und musterte Niko streng. War es
so
offensichtlich?
„Wieso denkst du …“, stammelte Niko und blinzelte seinen Kumpel gehetzt an.
„Aber bitte, das ist doch offensichtlich. Vorhin, auch … als du bei der Tür raus bist und hinter dir zugemacht hast. Verräterischer geht wohl kaum.“
Der Vorhang wurde beiseitegeschoben und Fredi zwängte sich auf den Balkon.
„Ich bin raus“, informierte er Niko und Klaus überflüssigerweise. Dass er in der nächsten Runde bankrottgehen würde, war allen klar gewesen. Fredi nahm Klaus die Zigarette aus der Hand und zog daran. Dann grinste er Niko wissend an.
„Ist das da drin dein …?“ Fredi sprach es nicht aus, wackelte aber bedeutend mit den Augenbrauen. Nikos Herz raste. Offensichtlich hatte er seine Freunde schwer unterschätzt. Dennoch konnte er es nicht zugeben, nicht einfach so, daher senkte er den Blick.
„Ha! Wusst' ich's doch!“, fasste Klaus das als Eingeständnis auf. Fredi machte eine halbe Umdrehung und schlug für ein triumphierendes high five gegen Klaus' Hand. Niko kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. War das zwischen Bernd und ihm tatsächlich so offensichtlich? Die beiden Freunde warfen sich einen verschwörerischen Blick zu, dann neigte sich Klaus nach vorn und flüsterte Niko ins Ohr:
„Denkst
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