Die Wiederkehrer
du, er würde uns auch …?“ In Nikos Kopf polterten tausend Gedanken durcheinander Er schaffte es nicht, diese seltsam unverschämte Frage einzuordnen.
„Auch …
was?
“, fragte er verwirrt und kniff irritiert die Augen zusammen.
„Dasselbe, was
du
hattest“, erklärte Klaus mit glänzenden Augen.
„Auf der Party“, fügte Fredi euphorisch hinzu.
„Was ich …“ Die Gedanken sprinteten im Galopp davon, trabten im Kreis und holten sich von hinten gemächlich wieder ein. „Ihr denkt, Bernd ist ein Dealer?“, platzte Niko empört hervor.
„Pssst!“, zischten beide Freunde im Chor und rissen verschwörerisch die Augen auf.
„Ihr habt einen Knall!“, fauchte Niko, ließ seine Kumpels auf dem Balkon stehen und betrat wieder das Wohnzimmer.
„Teilen ist nicht gerade deine Stärke, ha?“, rief ihm Fredi beleidigt hinterher. Bernd und Simon fuhren neugierig herum. Niko hob beschwichtigend die Hände und murmelte:
„Einfach nicht hinhören. Vergesst es einfach.“
„Ich hab gewonnen!“, rief Simon im nächsten Augenblick euphorisch und zählte begeistert die Scheine. Bernd strahlte Niko vergnügt an und zuckte mit den Schultern.
„Ich hatte keine Chance!“, erklärte er dabei und zwinkerte. Flink sprang er auf die Beine, streckte sich, dass die Gelenke knackten und fuhr sich durchs Haar. Er sah phänomenal aus. Als er die Arme so über den Körper reckte, blitzte der Bauch hervor, der schmale Streifen dunklen Haars und der Nabel. Das blieb bei Niko nicht ohne Wirkung. Ebenso wie diese souveräne Art, als ruhe Bernd vollkommen in sich. Das machte Niko an, erinnerte ihn an die betörende Verführung vor zwei Tagen.
„Pech im Spiel, Glück in der Liebe“, murmelte Simon und verstaute das Spielgeld in der Schachtel. Niko erstarrte, blickte zu seinem Kumpel, der vor dem Couchtisch kniete und nicht näher auf den Spruch einging. Konzentriert schichtete Simon die Karten, Hotels, Häuser, Figuren, als wäre das ein essentieller Teil des Spielegeschehens. Bernd lachte über diesen Spruch, schob die Ärmel seines Pullis hoch und zeigte damit die sehnigen, wohlgeformten Unterarme. Bernd hatte schöne Hände, lange, ebenmäßige Finger und Niko wünschte sich, jeden dieser Knöchel zu küssen. Es kostete Kraft, nicht auf ihn zuzugehen, um ihn zu berühren. Niko packte kurzentschlossen einige der Bierflaschen, warf Bernd einen auffordernden Blick zu und verschwand damit in der Küche.
„Herrgott, das ist Folter!“, raunte Bernd, als er im Türrahmen erschien und funkelte Niko an. Er machte ein paar Schritte auf diesen zu und stellte dabei beiläufig die Flaschen, die er mitgebracht hatte, ab. Er packte Niko sanft am Hinterkopf, um ihn zu fixieren und auf die Stirn zu küssen. „Ich gehe am besten, ehe ich noch vor deinen Freunden über dich herfalle!“, knurrte er, legte die Hände um Nikos Wangen und gab ihm einen Kuss, der viel zu kurz war. Bernd taumelte einen Schritt rückwärts, presste seufzend die Lippen aufeinander und wandte sich ab, um zu gehen. In diesem Moment betraten Fredi und Klaus die Küche. Bernd verabschiedete sich von ihnen förmlich mit einem Händedruck. Die beiden Freunde sahen ihm nach und beobachteten argwöhnisch, wie er mit Simon ein paar fröhliche Worte wechselte. Als Bernd die Wohnung verlassen hatte, fuhren die beiden zu Niko herum und sahen ihn gespannt an.
„Hast du es ihm gesagt?“, wollte Klaus wissen und zwinkerte verschwörerisch.
„
Was
soll ich ihm gesagt haben?“, fragte Niko genervt und schob die Bierflaschen herum.
„Du weißt schon“, zischte Klaus.
„Oh diese Tapeeete! Oh dieser Küüüühlschrank!“, äffte Fredi Nikos Verhalten auf der Party nach, fuhr mit der Handfläche ekstatisch über den Türrahmen und die Schränke und blinzelte verklärt. Dann wurde er wieder ernsthaft und schaute Niko entschlossen ins Gesicht. „
Dieses
Zeug!“
„Ich hab nicht … ich war nicht drauf!“, behauptete Niko ein weiteres Mal.
„Ja klaaar“, blökte Fredi, „Dann lass eben dieses
'Nichtdrauf'
rüberwachsen.“
„Sei nicht so ein Egoist. Oder sollen wir ihn selbst fragen, ob er uns das
'Nichtdrauf'
verkauft?“, fragte Klaus.
„Lasst Bernd in Ruhe!“, zischte Niko, ballte dabei die Fäuste und war überrascht, wie gefährlich er dabei klang. Die Freunde rissen verdutzt Augen und Mund auf und wichen zurück. Solche Gefühlsausbrüche waren sie vom sonst so defensiven Niko nicht gewöhnt.
„Schon okay“, lenkte Klaus ein und murmelte
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