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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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aus, rollte sich von Bernd runter und blickte zur Decke. „Ich bin froh, mit ihr nichts mehr zu tun haben zu müssen!“
    „Findest du sie kein bisschen scharf? Ich meine, irgendeinen Grund wirst du doch gehabt haben, mit ihr – wie lange? – zusammen zu sein.“
    „Zehn Jahre“, murmelte Niko und Bernd ruckte hoch, starrte seinen Freund fassungslos an.
    „
Wie
lange!“, rief er entsetzt aus.
    „Zehn! Jahre!“, gab Niko an und schüttelte über sich selbst den Kopf.
    „Das ist … lang!“, faselte Bernd nachdenklich vor sich hin.
    „In den ersten Stunden nach meiner Wiederkehr, da fand ich sie schon … na ja, sie war auf einmal wieder so jung und … schlank … und nicht so … konservativ. Aber jetzt regt sich nichts mehr – außer Ärger“, erzählte Niko. „Jetzt finde ich
dich
scharf!“ Niko streckte den Arm aus und zog Bernd mit einer Hand im Nacken zu sich, um ihn zu küssen. Doch dieser zog sich rasch wieder zurück, wirkte unkonzentriert.
    „Zehn Jahre …“, murmelte er noch einmal, ließ sich wieder auf die Matratze zurücksinken und starrte in die Luft. „… du scheinst hartnäckig zu sein, wenn du dich erst einmal entschieden hat.“ Über Bernds Körper kletterte Gänsehaut.
    „Oder ein Feigling. Es hat von Anfang an nicht gepasst und ich war zu … bequem und feige es abzubrechen. Es gibt Menschen, die schaffen es nicht, eine Beziehung überhaupt erst einzugehen – ich schaffe es nicht, eine zu beenden. Nicht einmal, wenn es noch gar keine ist.“
    „Ich zähle wohl zu diesen Menschen. Ich habe nicht einmal zehn Tage geschafft“, murmelte Bernd vor sich hin. Er wirkte auf einmal ziemlich abwesend, verschlossen. „Zehn Jahre … da kennt man einem Menschen bis in die Abgründe.“
    „Zumindest aber den eigenen Abgrund“, scherzte Niko. Bernd lachte auf, aber es war keine Freude darin. Es war ein bitteres, zynisches Lachen. Er setzte sich mit einem Ruck auf, zog die Beine an und verschränkte die Arme um die Knie. Diese Reaktion machte Niko Angst, doch er sagte nichts, betrachtete das Muskelspiel auf Bernds Rücken, wartete ab.
    „Du hast keine Ahnung, wie mir das alles Angst macht“, murmelte Bernd schließlich leise. Nun setzte sich auch Niko auf.
    „Was genau?“, fragte er und legte eine Hand auf Bernds Schulter. Doch dieser versteifte sich, seine ganze Haltung verriet:
'Fass mich nicht an'
und so nahm Niko sie wieder weg.
    „Ich dachte ich wäre …
geläutert
. Könnte die neue Chance nutzen – hätte die alte Scheiße abgelegt. Ich dachte, ich könnte wirklich ganz
neu
anfangen. Es besser machen, besser
sein.
Aber ich habe mir etwas vorgemacht. Drei Jahre abstinent sein für'n Arsch.“ Niko lief es heiß und kalt über den Rücken.
    „Wovon sprichst du denn?“
    „Uns“, gab Bernd knapp von sich und Niko spürte einen Schlag in die Magengrube. Er ließ ein bestürztes Schnauben von sich.
    „Was heißt das?“, fragte Niko und wollte die Antwort gar nicht wissen. Bernd schwieg, blieb die Antwort schuldig. „Hast du nicht vor einigen Tagen gesagt, dass du das mit uns …
fortsetzen
willst?“ Niko hörte den quengelnden Tonfall in seiner eigenen Stimme und hasste sich dafür, aber er konnte nicht anders.
    „Da habe ich auch noch gedacht, dass ich das könnte“, brummte Bernd.
    „Dass du
was
könntest?“, fragte Niko und wieder versank Bernd in ein tiefes, kaltes Schweigen. Eine ganze Weile saßen sie so da und durch Niko zuckten alle möglichen Ängste. Männer heulen nicht. Das sagte er sich, aber ihm war zum Heulen. Er hatte Angst. Angst, Bernd zu verlieren.
    „Soll ich gehen?“, fragte Niko schließlich leise und wartete ein weiteres Mal vergeblich auf eine Antwort. Das war wohl ein
'Ja'
, dachte er bei sich. Er neigte sich vor, gab Bernd einen Kuss aufs Schulterblatt, rutschte an den Rand des Bettes und pfriemelte Socken, Hosen und Schuhe aus dem Kleiderwulst. Dabei verschwamm immer wieder sein Blick. Männer weinen nicht, sagte er sich, aber seine Finger zitterten. Wie hatte Bernd noch vor einigen Tagen gesagt? Es wäre zu
einfach?
Jetzt hatte er sein Drama. Klasse! Gut gemacht! Niko in den Bann gezogen, ihm gezeigt wie schön Liebe sein kann und ihn dann aus dem Glück gestoßen. Wie hätte es auch anders sein können. Eigentlich hätte Niko wütend sein müssen. Er
wollte
wütend sein, aber er war nur traurig. Verletzt.
    Niko ließ sich beim Anziehen Zeit.
'Halte mich auf',
flehte er innerlich.
'Bitte mich zu bleiben!'
Langsam

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