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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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Inhalt des Glases ein. Was soll deine lächerliche Intervention, dachte Helen, ich will nicht mehr, da kannst du abfahren mit deinen Mühen. Ohne meinen Lebenswillen hast du keine Chance.
    »So, das wäre geklärt«, sagte Toni, als streiche sie Posten auf einer Einkaufsliste durch. Sie ließ Helens Kopf zurück auf den Polster sinken, richtete ihre Schneewittchen-Haare, zupfte an ihrem Kleid. Helen schloss erschöpft die Augen. Aber das Bild von Tonis Gesicht, ihren runden Schultern und dem Dekolleté, das nicht weniger geworden war, blieb haften. »Ich befrei dich jetzt von den nassen Sachen und heb dich aus dem Bett. Ich sag’s dir, nicht dass du wieder erschreckst.«
    Helen sammelte Speichel in ihrem Mund. Das dauerte. Aber noch bevor Toni die Bettdecke zurückschlagen und mit Helens Entkleidung beginnen konnte, hatte sie genug beisammen. »Lass mich«, sagte sie. Es tat ihr im Kehlkopf weh.
    »Nein, ich lass dich nicht«, Toni zog Helens Nachthemd nach oben.
    »Nicht«, flüsterte Helen.
    Toni legte Helens Arme einen nach dem anderen nach oben auf den Polster, um das Nachthemd leichter über Helens Kopf abstreifen zu können. »Wir reden später weiter«, meinte sie und hantierte an Helen herum. Helens Körper lag unbeweglich wie ein Sandsack im Bett, aber Tonis Handgriffe waren routiniert und präzise. Wäre Helen etwas mehr an Konversation interessiert gewesen, sie hätte auf die Bemerkung, ob Toni diese Technik von ihren Sexualpartnern erlernt hatte, nicht verzichtet. »Nur mehr Haut und Knochen und macht sich schwer wie eine Große.« Toni packte Helen mit dem Rautek-Griff, zog sie ans Fußende, legte sie in stabiler Seitenlage ab. »Bin gleich wieder bei dir«, sagte sie, was Helen als Drohung auffasste. Toni kam mit einem Handtuch wieder und rubbelte ihre Freundin trocken. Helens Rücken zeigte offene Stellen.
    »Du bist völlig verrückt, weißt du das?«, sagte Toni und holte eine Wundsalbe aus ihrer Handtasche, die so groß war wie ein Einkaufskorb. »Warum schluckst du keine Schlaftabletten oder springst irgendwo runter? Das wäre effektiver. Aber mit deiner Entschlackungskur kommst du nicht weit. Du hast doch nicht echt geglaubt, das funktioniert? Nein, oder? Bitte sag mir, dass du den Schmäh deiner Mutter nicht geglaubt hast. Weise Schamanin legt sich sterben. Helen, bitte. Ausgerechnet du!« Sie cremte die halb schlafende Helen ein und zog ihr ein frisches Hemd über.
    Im Rautek-Griff schleifte sie ihre Freundin ins Nebenzimmer. Helens Fersen quietschen am Fußboden. Toni setzte sie auf das Sofa. Aus ihrer Handtasche zog Toni eine Thermoskanne, goss klare Hühnersuppe in den Verschlussbecher und pustete, um sie abzukühlen. Helen lag hingestreckt auf dem Sofa und fror. Toni setzte den Becher am Couchtisch ab und holte eine trockene Decke aus dem Schlafzimmer. Sie wickelte Helen bis zum Hals darin ein, stopfte sie unter ihren Körper mit besonderer Berücksichtigung ihrer Füße. »Trink einen Schluck, dann wird dir gleich wärmer«, sagte sie und hielt Helen den Becher an die Lippen. Mit der Hand stützte sie Helens Kopf. Aber die trank nicht, sondern tat, als würde sie schlafen. Toni versuchte es mit einem verständnisvolleren Timbre. »Nimm einen Schluck. Bitte.« Helens Lippen blieben verschlossen, ihr Gesicht blieb abgewandt. »Pass auf, wenn du nicht trinkst, muss ich dich einweisen lassen. Kapiert? In die Psychiatrie. Die Zeit der Lederriemen, Stromschläge und Hirnhälftendurchtrennungen ist noch nicht vorbei, ich warne dich! Wenn du so weitermachst, wird’s in den nächsten Wochen nichts mit dem selbstbestimmten Leben.«
    Helens Mundwinkel verzog sich. Anscheinend musste sie für Toni ihren Entschluss klarer formulieren. »Ich will überhaupt nicht leben«, sagte sie.
    »Ich lass dich aber nicht sterben. Pech gehabt, meine Liebe. Da hättest du dir eine andere Freundin aussuchen sollen.«
    »Ich hab dich nicht ausgesucht. Du hast mich angesprochen.«
    »Da steht wohl Aussage gegen Aussage. Trink!«
    »Ich will nicht«, sagte Helen schwach.
    Toni atmete aus. »Gut«, meinte sie, stellte den Becher ab, ließ Helen los, stand auf und holte ihr Handy aus der Handtasche. Helen hörte die piepsenden Töne der Tasten. »Servus, ich bin’s, Toni – Bitte, schick wen in die Lerchengasse 19. – Weiblich. Dreißig. Dehydriert. Zwangsernährung. – Ja, die freut sich schon wie wild drauf. – Helen Cerny. – Danke, bis gleich, baba.« Noch einmal piepste eine Taste, dann ließ sich Toni neben

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