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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unser Volk auseinandergerissen, und vier Clans verschwanden für immer, bevor die Eisenmenschen Maegern einfangen konnten. Sie hatte tausend Jahre Zeit, ihre Rache zu ersinnen, und sie wird sich etwas Nettes ausgedacht haben.«
    Sorgenfalten zeigten sich auf Anas Stirn. »Aber ich bin sicher, die Sprecherin weiß, dass …«
    »Sie irrt sich!« Teias Kind regte sich in ihr. Instinktiv legte sie die Hand auf den Bauch und spürte einen Augenblick lang die Farben wieder. »Ich habe versucht, sie zu warnen, aber sie glaubt mir nicht, oder sie will mir nicht glauben, weil es ihre Pläne behindert. Dem Clangesetz zufolge kann sie nicht selbst Häuptling sein, und ich vermute, dass sie stattdessen den Häuptling der Häuptlinge lenken will. Drwyn mag uns mit der dunklen Göttin an seiner Seite in das Land unserer Vorfahren führen, aber es wird Ytha sein, die die Zügel in der Hand hält.«
    »Bei Machas Gnade!« Hastig machte Ana das Zeichen, mit dem das Böse abgewehrt wurde.
    »Und jetzt berichtet sie ihm, was ich zu ihr gesagt habe und woher ich das weiß. Ich habe die Gabe mehr als zwei Jahre vor allen anderen verborgen, Mama. Ich konnte schon Teile meiner Zukunft vorhersehen, lange bevor Ytha mir Unterricht gegeben hat.« Dunkle Wolken der Verzweiflung wogten über ihrer Seele. »Versprich mir, dass du weggehst. Sobald der Clan zu der Versammlung vor dem Auseinandergehen reitet, nimmst du Ailis und Tevira und die Jungen und gehst so weit weg, wie du kannst. Ich weiß nicht, ob ihr irgendwo in Sicherheit sein werdet, aber ihr müsst es wenigstens versuchen.«
    »O Teisha …«
    »Bitte, Mama. Versprich mir, dass ihr gehen werdet. Für die Crainnh wird es sehr blutig werden, sobald es angefangen hat.«
    Ana umarmte sie heftig. »Aber was ist mit dir? Ich fürchte, du hast dir in der Sprecherin eine sehr mächtige Person zur Feindin gemacht.«
    Teia hob die Schultern und breitete hilflos die Hände aus. »Ich habe versucht, vernünftig mit ihr zu reden, aber es ist mir nicht gelungen. Also muss ich sie irgendwie aufhalten. Wenn ich es nicht schaffe, sind wir alle dem Untergang geweiht.«
    »Aber wie willst du das anstellen? Sie ist die Sprecherin, und du bist bloß eine Schülerin!«
    »Ich weiß es nicht, Mama. Vielleicht könnte ich die Eisenmenschen aufsuchen, denn schließlich haben sie der Wilden Jagd einmal widerstanden.«
    »Aber die Sprecherin sagt, dass ihre Festungen leer sind. Wie willst du sie finden?«
    So weit hatte sie noch gar nicht gedacht. Sie kratzte sich am Kopf. »Ich muss dorthin gehen, wo sie leben. In den Süden.«
    »Ins Reich?« Ihre Mutter war entsetzt. »Sie werden uns niemals helfen, Teisha. Bitte denk noch einmal über das nach, was du gesagt hast.«
    »Vielleicht helfen sie uns doch, wenn ihnen bewusst wird, dass die Wilde Jagd auch für sie selbst eine Bedrohung darstellt.«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nein. Es muss einen anderen Weg geben. Wird Drwyn dir nicht zur Seite stehen?«
    »Er ist Ythas Geschöpf – er ist es schon immer gewesen. Von Zeit zu Zeit zerrt er an seiner Leine, aber er weiß genau, wer sie in der Hand hält.« Tränen drohten in ihr aufzusteigen. Rasch unterdrückte Teia sie, bevor ihre Mutter sie bemerkte. »Mach dir um mich keine Sorgen, Mama.«
    »Du trägst sein Kind. Bedeutet das etwa gar nichts?« Die plumpe, sperlingsartige Ana mit ihren hellen Knopfaugen versuchte angestrengt, vorwurfsvoll zu wirken. Teia krampfte es das Herz zusammen. Ich werde dich vermissen, Mama .
    »Es würde etwas bedeuten, wenn es ein Junge wäre«, sagte sie und zwang sich, ihre Stimme leicht klingen zu lassen, »aber ich glaube, ich gehe mit einem Mädchen schwanger.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich bin die Jüngste von drei Schwestern. Und du bist die Mittlere von fünf Schwestern.« Sie legte sich die Hand auf den Bauch. »Und ich glaube, dass es die Gabe besitzt.«
    Ihre Mutter sah sie ungläubig an. »Du weißt es, bevor das Kind geboren ist? Nicht einmal eine Sprecherin kann ein Kind im Mutterleib ausforschen!«
    »Wenn ich sie mit der Kraft ansehe, reagiert sie darauf. Ich erkenne die Farben in ihrem Geist.« Teia hielt sich den Bauch mit beiden Händen und spürte seine Festigkeit und sein Gewicht durch ihr Wollkleid, obwohl sie noch vier Monde warten musste.
    »Teisha, in unserer Familie hat es seit hundert Generationen keine Sprecherin mehr gegeben«, sagte ihre Mutter, »und ungefähr genauso lange keine mehr in Teirs Verwandtschaft. Kaum eine Handvoll

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