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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beiden Frauen verwirrt an, bis Drwyn sich einen Weg zwischen ihnen hindurchbahnte.
    »Bei Aedons Eiern, darf ein Mann nicht einmal in seinem eigenen Zuhause ein bisschen Ruhe haben?«, schrie er und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was ist hier los? Bei dem ganzen Geschrei habe ich geglaubt, eine Viper hat den Weg in die Höhle gefunden.«
    Sein finsterer Blick wanderte von der einen Frau zur anderen. Sofort richtete sich Ytha zu ihrer vollen Größe auf und schob sich die Haare hinter die Ohren. Ihr Gesicht hätte aus Eis gehämmert sein können, denn es zeigte keinerlei Regung, aber Teia spürte, wie die Wut von ihr abstrahlte.
    »Wir müssen uns unter vier Augen unterhalten, Drwyn.« Sogar der Ton der Sprecherin war frostig. »Ich habe ernste Neuigkeiten.«
    »Worüber?« Drwyn runzelte die Stirn. »Sag mir, was los ist.«
    »Nicht hier.« Ytha durchbohrte Teia mit einem scharfen Blick, dann ging sie mit dem Häuptling davon, so erhaben wie eine Märchenkönigin. Drwyns Krieger steckten ihre Waffen wieder ein und folgten den beiden.
    Als sich der Vorhang hinter dem letzten Mann senkte, gaben Teias Knie nach, und sie musste sich auf die Kissen setzen. Sie zitterte. Ihr Herz raste, als ob sie gerade einen Felsenwolf im Wettlauf besiegt hätte, und ihre Lunge schrie nach Luft.
    Mochte Macha sie schützen! Sie hatte der Sprecherin ins Auge geblickt und ihr gesagt, dass sie etwas Falsches tat.
    Sie drückte die Hand gegen die schmerzende Brust und versuchte sich zu beruhigen. Früher hätte sie eher die Aschefelder von Muiragh Mhor barfuß überquert, als sich gegen Ytha zu stellen, aber die Angst vor dem, was geschehen würde, wenn die Wilde Jagd losgelassen wurde, hatte sie zu einem Wagemut angespornt, dessen sie sich nie für fähig gehalten hatte. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn sich Ytha von der Fessel befreit hätte und Drwyn nicht eingetroffen wäre.
    Unter der Hand spürte sie feuchte Stellen auf ihrem Kleid und schaute nach unten. Dunkle Flecken sprenkelten den Stoff, als ob sie mit etwas besprüht worden wäre. Der Hund . Es war nur eine Vision gewesen, denn er hatte sich nicht wirklich in dieser Höhlenkammer befunden, aber irgendwie war diese Vision so real gewesen, dass sie Teia mit ihrem Geifer getroffen hatte.
    Mit wachsendem Entsetzen öffnete sie ihr Kleid am Hals und zog es auf. Die Schmerzen in der Brust hatten nicht nur von ihrer Angst hergerührt. Rote Abdrücke wie von gespreizten Pfoten prangten auf ihren Brustansatz und wiesen dort, wo sich die Krallen in das Fleisch gebohrt hatten, blutergussähnliche Vertiefungen auf.
    Ihr sackte der Magen in die Kniekehlen. Maegerns Hund hatte sich zunächst ausschließlich in ihren Träumen befunden. Nun aber war er aus der Anderswelt herausgetreten und hatte sie gezeichnet.
    Die Legenden besagten, dass die Wilde Jagd erst endete, wenn sie ihre Beute erlegt hatte. Für sie gab es keine Grenzen, weder Berge noch Flüsse noch die großen Tiefen des Ozeans. Die Hunde liefen immer weiter. In den alten Geschichten war Finndail ihnen vierzig Jahre lang stets einen Schritt voraus gewesen und eines Tages in dem Bewusstsein zu Bett gegangen, er sei endlich in Sicherheit, nur um am nächsten Morgen einen der Hunde auf dem Kissen neben sich zu finden.
    Teia senkte die Hände. Jagten die Hunde sie in diesem Augenblick? Sah sie die Bestien deswegen so oft? Bei Machas Gnade, was hatte Ytha da entfesselt?
    Jemand kratzte an dem Eingangsvorhang, und sofort befürchtete sie das Schlimmste. Ihr Herz galoppierte wieder. Sie sprang auf die Beine und band ihr Kleid rasch wieder zu. Dann erst begriff sie, dass niemand, der das Gefühl hatte, um Erlaubnis zum Eintreten bitten zu müssen, die Macht besitzen konnte, ihr etwas anzutun. Dennoch zitterte ihre Stimme, als sie »Herein!« rief.
    Anas vertrautes Gesicht erschien am Rande des Vorhangs. »Die Sprecherin sieht aus wie eine Felsenkatze, deren Schwanz in Flammen steht«, stieß sie aufgebracht hervor und machte große Augen. »Teisha, was hast du zu ihr gesagt?«
    »Ich habe ihr die Wahrheit gesagt, und es hat ihr nicht gefallen.« Teia trat gegen das Kissen, über das Ytha gestolpert war. Es flog quer durch die Kammer. »Ich glaube, sie hat einen Fehler gemacht, Mama.«
    »Teir hat mir berichtet, was du gesehen hast.« Ana kam näher und legte ihr die Hand auf den Arm. »Schwebt der Clan wirklich in Gefahr?«
    Teia nickte. »Als Maegern das letzte Mal über die Erde gewandelt ist, wurde

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