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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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klappte das nicht. Ganz schlecht war ihr vor Sorge - und Angst vor dem, was ihre Oma sagen würde.
    Den Blumenkasten stellte sie umgekehrt hinter die Hecke, sodass er durchs Tor nicht zu sehen war. Als Nächstes zog sie einen langen Bindfaden durch die Dosenlöcher und reihte die zusammengebundenen Dosen auf dem Blumenkasten auf. Dann band sie das lange Ende des Fadens an der Klinke des Gartentors fest. Mit grimmiger Miene betrachtete sie ihr Werk.Ja, das musste klappen. Wenn jetzt jemand das Gartentor öffnete, fielen die Dosen vom Blumenkasten runter und machten so einen Lärm, dass sie es bis ins Haus hören würde. Vorsichtshalber probierte Sprotte ihre Alarmanlage selber aus. Der Erfolg war beeindruckend. Herr Feistkorn, Oma Slättbergs ewig schlecht gelaunter Nachbar, guckte über die Hecke und schnauzte: »Was ist hier los?« Und mindestens drei Hunde in der Nachbarschaft fingen wütend an zu kläffen. Na, wenn das nicht alle spionierenden Pygmäen auf der Stelle in die Flucht schlug!
    Sorgfältig stellte Sprotte die Dosen wieder auf und lief zum Hühnerstall. Die Hühner saßen schon auf ihren Stangen, die Augen geschlossen, die Federn aufgeplustert. Als Sprotte hereinkam, um noch mal nach Eiern zu sehen, gackerten sie verschlafen. Emma saß ganz vorne, Kokoschka hinter ihr, daneben Huberta. Sprotte staunte wieder mal, wie früh Hühner schlafen gehn. Oma Slättberg hatte ihr erklärt, dass das schwächste Huhn immer vorne sitzt und die stärkste Henne in der Mitte. Weil sie's da nachts, wenn es kalt wird, am wärmsten hat. Im Winter steckt sie sogar ihren Kamm unter das Hinterteil der Henne vor ihr, damit er nicht erfriert. Sonst saß Isolde immer in der Mitte.
    Wenn Fred jetzt hier wäre oder irgendein anderer von diesen blöden Pygmäen, dachte Sprotte, ich würde den so verhauen, dass er drei Tage nicht sitzen kann.
    In den Nestern lagen drei Eier. Natürlich waren es keine richtigen Nester, sondern kleine Holzkisten, mit Stroh gepolstert und mit einem Kalkei drin, damit die Hennen besser legten.
    Vorsichtig nahm Sprotte die Eier heraus. »Schlaft gut!«, sagte sie. Dann ging sie leise hinaus und verriegelte die Tür hinter sich. Der Stall hatte einen winzigen Vorraum, in dem Sprottes Oma Stroh und Futtersäcke aufbewahrte. Sprotte legte die Eier ins Stroh, füllte einen alten Blumentopf mit Futter und lief wieder nach draußen.
    Es war immer noch ganz warm. Nebenan mähte jemand seinen Rasen und irgendwo balgten sich lautstark zwei Katzen. Katzen! Ach, dachte Sprotte, mit 'ner Katze wird Isolde schon fertig.
    Als sie gerade eine Futterspur vom Tor zum Stall streute, hörte sie das Telefon klingeln. Sie rannte ins Haus. »Ja, hallo, hier bei Slättberg«, sagte sie etwas außer Atem. 
    »Wo warst du denn?«, raunzte ihre Oma ihr ins Ohr. »Ich habe es schon mindestens zehnmal klingeln lassen.« 
    »Ich? Wieso - ich war im Garten«, stotterte Sprotte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie dachte, ihre Oma würde es hören. 
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Wieso? Nein, alles in Ordnung.« Sprottes Oma merkte sofort, wenn Sprotte log, weil sie dann rot wurde. »Rot wie Kirschmarmelade«, sagte Oma Slättberg immer. Aber durchs Telefon konnte sie das ja zum Glück nicht sehen.
    »Hm. Denk bloß dran, daß du den Stall immer verriegelst. Du weißt, wie leicht die Tür aufspringt«, sagte sie. 
    »Ja, klar.« Wenn die wüsste!, dachte Sprotte. Den Kopf würd sie mir abreißen.
    »Du hörst dich irgendwie komisch an«, sagte Oma Slättberg. »Bist du krank?«
    »Nein!«, sagte Sprotte. »Mir geht's gut. Wirklich.« 
    »Na gut.« Oma Slättberg räusperte sich. »Wieso bist du eigentlich noch da? Du müsstest doch längst zu Hause sein!«
    »Mama arbeitet noch«, murmelte Sprotte. 
    »Was hast du gesagt? Nuschel doch nicht so.« 
    »Mama arbeitet noch!«, wiederholte Sprotte. 
    »Deine Mutter arbeitet zu viel.«
    »Geht doch nicht anders«, sagte Sprotte und streckte dem Hörer die Zunge raus.
    »Mach's gut«, brummte Oma Slättberg. Und knallte den Hörer auf. So beendete sie ihre Telefonate immer. Knallte einfach den Hörer auf. Das sollte ich mal machen, dachte Sprotte. Dann nahm sie ihre Schultasche, setzte sich an den Küchentisch und machte Hausaufgaben. Obwohl sie ganz zittrig war vor Wut. Und krank vor Sorge um Isolde.

    Sprotte wurde davon wach, dass die Dosen schepperten. Erschrocken fuhr sie hoch - und merkte, dass sie immer noch am Küchentisch saß. Draußen war es

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