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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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tröstend um die Schultern und machte sich mit ihr auf den Rückweg. »Ich versprech dir, uns fällt was ein.« 
    Aber Sprotte sah sich immer wieder um. 
    »Wir werden zusammen mit Oma sprechen«, sagte ihre Mutter. »Und am besten erzählen wir ihr einfach die Wahrheit - dass du gar nichts dafür konntest, dass die Jungs euch ärgern wollten und ...«
    »Aber das geht nicht!«, rief Sprotte verzweifelt. »Dann erfährt Oma doch, dass ich die andern hierher gebracht habe. Und das hat sie mir doch verboten!« Jetzt half gar nichts mehr. Sprotte heulte los.
    Ratlos drückte ihre Mutter sie an sich. »Das hat sie dir verboten?«, fragte sie leise.
    Sprotte nickte - und wischte sich verlegen mit dem Ärmel übers Gesicht.
    Ihre Mutter schwieg. Drückte sie an sich und schwieg. »Das werden die Jungs mir büßen!«, schluchzte Sprotte. »Das schwör ich oder ich will tot umfallen.« 
    »Sie müssen dir ein neues Huhn kaufen«, sagte ihre Mutter. »Und es muss so weiß sein wie Isolde. Vielleicht merkt Oma dann gar nichts.«
    »Hm.« Die Strafe kam Sprotte viel zu harmlos vor. Außerdem merkte Oma Slättberg das ganz bestimmt. Müde öffnete sie das Gartentor. Ihre Alarmanlage hatten sie erst mal weggeräumt.
    »Sprotte, guck mal!«, flüsterte ihre Mutter. »Da, auf dem Kohlbeet.«
    Zwischen den Kohlköpfen leuchtete etwas Weißes. 
    »Bleib du besser da stehen«, sagte Sprotte aufgeregt. »Ich mach das schon.«
    Gebückt und ganz langsam ging sie auf den weißen Fleck in der Dunkelheit zu. »Na, Isolde?«, sagte sie leise. »Na, meine süße, schöne Isolde?«
    Die Henne gluckste und streckte den Hals. Und dann, als Sprotte sich vor ihr auf die kühle Erde kniete, hockte die Henne sich auch hin und gackerte leise und zufrieden.
    Behutsam schob ihr Sprotte eine Hand unter den warmen Bauch, legte die andere auf die Flügel und hob die Henne hoch.
    »Ach, Isolde«, sagte sie und schmiegte ihr Gesicht an die weichen Federn. Dann trug sie ihre Lieblingshenne zurück in den Stall und setzte sie zu den andern auf die Stange.
    »Na«, sagte ihre Mutter, als Sprotte wieder aus dem Stall kam, »dann können wir ja jetzt beruhigt nach Hause fahren, was?«
    »Ja, ich schließ nur noch ab.« Sprotte lief zum Haus. Vor Freude hüpfte sie wie ein junges Kaninchen. »Ach übrigens, Mama«, rief sie, als sie vor der Tür stand, »weißt du, wofür der schwarze Schlüssel an Omas Schlüsselbund ist?« »Was für ein schwarzer Schlüssel?« Ihre Mutter gähnte. »Ach, ist schon gut«, sagte Sprotte. »Ist nicht so wichtig.« Und dann fuhren sie nach Hause.
     

6. Kapitel

    »Na, wie war denn die Hühnerjagd?«, grölte Thorsten, genannt Torte, Sprotte entgegen, als sie am nächsten Morgen in die Klasse kam. Torte war das kleinste und lauteste Mitglied der Pygmäen und nach Sprottes Meinung absolut unterbelichtet. Ständig riss er irgendwelche Witze, über die nur er selber lachen konnte.
    Die andern Pygmäen waren auch schon da: Fred saß auf seiner Stuhllehne, grinste und zupfte zufrieden an seinen abstehenden Ohren. Am linken Ohrläppchen hing deutlich sichtbar der Pygmäen-Ohrring. Neben Fred hockte der dicke Steve und kicherte albern. Er fummelte mal wieder mit einem zerfledderten Kartenspiel herum, denn er hielt sich für einen großen Zauberer und übte immer irgendwelche langweiligen Kartentricks. Hinter Fred und Steve stand groß und breit das vierte Bandenmitglied - Willi, den alle den Würger nannten, weil er im Streit gleich jeden in den Schwitzkasten nahm. Willi machte wie immer ein richtiges Frankenstein-Gesicht. Ohne ein Wort ging Sprotte an den Pygmäen vorbei zu ihrem Platz.
    »Mensch, wir mussten uns schon Sprüche anhören!«, stöhnte Frieda. »Nicht zum Aushalten. Nur Melanie haben sie wieder in Ruhe gelassen.«
    »Na klar!«, knurrte Sprotte. Alle Jungs himmelten Melanie an. Die schöne Melanie. Die wunderbare Melanie. Sie hockte mit Trude auf der Fensterbank und hatte rote Flecken im Gesicht. Die bekam sie immer, wenn sie wütend war. 
    »So was wie gestern dürfen wir uns nicht gefallen lassen!«, zischte Melanie, während sie die grinsenden Jungs mit Giftblicken durchbohrte. Torte warf ihr Kusshände zu. Rot vor Wut schmiss sie ihm Friedas Radiergummi an den Kopf. 
    Die Tür ging auf und Herr Schemmelmann, der kugelrunde Biolehrer, rollte herein.
    »Nächste Pause auf dem Klo!«, flüsterte Sprotte, bevor sie alle auf ihre Plätze gingen. Fred fing wieder mit seinem Gegacker an, worauf Herr Schemmelmann ihn

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