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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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stockdunkel.
    Verflixt! Einfach eingeschlafen!, dachte sie. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wer konnte das da draußen sein? Die Pygmäen lagen doch bestimmt längst in ihren Betten. Mit angehaltenem Atem schlich Sprotte durch den dunklen Flur zur Tür. Was, wenn's ein echter Einbrecher war? Oder jemand, der nach Oma Slättbergs Schatz suchte? Vorsichtig öffnete Sprotte die Tür und lugte hinaus. 
    Viel zu sehen war in der Dunkelheit natürlich nicht. Aber sie hörte jemanden fluchen. Er kam auf das Haus zu! Sprotte klammerte sich an die Klinke. Zurück in die Küche, dachte sie. Zum Telefon. Aber sie war ganz steif vor Angst. 
    »Sprotte? Mach doch mal Licht an, um Gottes willen. Was soll der Blödsinn mit den Dosen? Willst du, dass ich mir die Beine breche?«
    »Mama!«, sagte Sprotte verblüfft. »Wo - wo kommst du denn her?«
    »Ich bin beim Fahren fast eingeschlafen«, sagte Sprottes Mutter. Ihr müdes Gesicht tauchte aus der Dunkelheit auf. »Da habe ich mir gedacht, fahr früher nach Hause und überrasch deine Tochter. Aber was finde ich zu Hause?« Seufzend lehnte sie sich in den Türrahmen. »Einen Zettel. >Mama, ich schlaf bei Oma.< Sonst nichts. Du weißt genau, dass ich dir das nicht erlaubt hätte. So einsam, wie es hier ist.«
    »'tschuldigung«, murmelte Sprotte. »Aber ich hatte einfach keine Lust, in die leere Wohnung zu fahren.«
    »Na, schon gut«, sagte ihre Mutter und zog sie an sich. »Aber mach es nicht wieder, ja? Versprichst du mir das?« 
    Sprotte nickte.
    Ihre Mutter gab ihr einen Kuss aufs Haar und sie gingen zusammen in die Küche.
    »Nicht mal geschlafen hast du«, sagte Sprottes Mutter. »Was soll denn das morgen in der Schule geben, hm?« Sie rieb sich ihr Knie.
    »Was hast du denn?«, fragte Sprotte besorgt.
    »Das habe ich deiner Alarmanlage zu verdanken. So was soll
    das doch sein, oder? Mein Gott, ich habe mich fast zu Tode
    erschreckt.«
    »Das war eigentlich für die Pygmäen.« Sprotte räumte ihre Schulsachen zusammen. »Soll ich dir Tee machen?« 
    Ihre Mutter gähnte. »Ja, gerne. Was denn für Pygmäen?« 
    »Ach, die Bande von Fred«, sagte Sprotte. »Ich hab mich heute hier mit meiner Bande getroffen und da haben die Jungs hinter uns herspioniert und die Hühner rausgelassen.« »Oje. Omas Hühner?« Müde setzte sich Sprottes Mutter an den Küchentisch und legte die Beine auf einen Stuhl. »Ich hoffe, sie sind noch alle da.«
    »Eben nicht!«, sagte Sprotte, während sie an den verschiedenen Teesorten schnüffelte. »Es ist alles ganz schrecklich. Isolde ist weg!« Sprotte schossen die Tränen in die Augen. Hastig wischte sie sie weg. »Willst du Rosenblüten- oder Kokostee?«
    Das war der einzige Luxus, den sich Oma Slättberg leistete - ihre verrückten Teesorten.
    »Rosenblüten«, sagte Mama. »Das wird aber ordendich Ärger geben, wenn Oma zurückkommt. Was machen wir denn da?« »Vielleicht findet Isolde ja heute Nacht zurück«, sagte Sprotte leise. »Sie ist viel klüger als die andern Hennen.« Aber sehr zuversichtlich klang das nicht. Vorsichtig goss sie das kochende Wasser über den Tee. Sofort roch die ganze Küche nach Rosen.
    »Weißt du was?«, sagte Mama. »Wir trinken jetzt unseren Tee und dann suchen wir Isolde. Ich habe eine Taschenlampe dabei.«
    »Das wär toll«, schniefte Sprotte und ihr schossen schon wieder die Tränen in die Augen. »Ich mach mir nämlich furchtbare Sorgen.«

    Es war wirklich eine pechschwarze Nacht. Die Straße, in der Oma Slättberg wohnte, war nur spärlich beleuchtet und die Taschenlampe von Sprottes Mutter tastete wie ein dünner Lichtfinger in der Dunkelheit herum.
    »Isolde ist doch die Weiße, nicht?«, fragte Mama leise.
    »Hm.« Sprotte nickte.
    »Dann müsste sie doch zu finden sein.«
    Wenn sie nicht gefressen worden ist oder von einem Auto überfahren, dachte Sprotte.
    Sie leuchteten in die wilden Wiesen, unter die Hecken und in die Gärten. Zwei Katzen und einen dicken Igel scheuchten sie auf, aber ein weißes Huhn war nirgends zu entdecken. Als sie ans Ende der Straße kamen, blieb Sprottes Mutter stehen. Kopfschüttelnd leuchtete sie in den Wald, der sich von hier aus viele Kilometer weit erstreckte.
    »Wenn Isolde da hineingelaufen ist, finden wir sie nie«, sagte sie. »Außerdem möchte ich, ehrlich gesagt, um diese Zeit nicht im Wald herumlaufen. Es tut mir Leid.« 
    Unglücklich sah Sprotte sie an. 
    »Aber was mach ich denn jetzt?«, fragte sie. 
    »Komm«, sagte ihre Mutter, legte ihr den Arm

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