Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
Vom Netzwerk:
oben.
    Links und rechts der Bretterwand herrschte Stille. Niemand sagte etwas, und doch wusste Lilli, dass noch alle wach waren. Sie schaltete die Lampe aus und stellte sie ab. Darauf bedacht, nicht auf Enyas lange schwarze Haare zu treten, tapste sie zum Giebelfenster und wühlte sich zwischen ihren Freundinnen in ihren Schlafsack. Jetzt, wo Lilli auf ihrem Platz lag, rutschten Enya, Bob und Very noch ein wenig näher. Im Fenster war ein Stück vom Mond zu sehen.
    Jenseits der Bretterwand setzte ein kurzes Tuscheln ein. Dann ertönte Eriks Stimme. »Seit wann ist Ole der Boss der
Grottenolme

    Er fragte nicht Ole selbst, sondern die andern beiden Bandenmitglieder.
    »Schon immer«, flüsterte Little.
    »Ich finde, eine Bande sollte ihren Boss wählen können!«, meldete sich Erik wieder zu Wort. »Was denkst du, Mitch?«
    »Ja, klar, wieso nicht!« Mitch versuchte, möglichst lässig zu klingen, es gelang ihm aber nicht.
    Ole schwieg.
    Sogar durch die Wand hindurch fühlte Lilli die Schwere dieses Schweigens.
    »Also!« Erik hustete kurz. »Ich schlage vor …«, er machte eine Pause, »wir wählen einen neuen Boss!«
    Eine fast zu greifende Anspannung breitete sich auf dem Dachboden aus. Auch auf der Seite der
Wilden Küken
hielten alle die Luft an.
    »Wann?«, fragte Ole schließlich heiser.
    »An unserem letzten Tag hier«, sagte Erik.
    Dann war es still.
    Bob ergriff Lillis Hand, Lilli tastete mit der anderen nach der von Enya, und Enya nahm Verys Hand. Stumm hielten sich die
Wilden Küken
an den Händen.

    Bereits am frühen Morgen lag eine brütende Hitze über der Hadersdorfer-Alm. Lilli steckte das Kabel der Campinglampe in den Solarladeregler und setzte sich zu ihren Freundinnen an den Frühstückstisch. Mit den Fingern fuhr sie sich durch die von der Luftfeuchtigkeit weichen Locken. Wie vorhin im Halbschlaf spielte sie erneut alle möglichen Kombinationen der bevorstehenden Bosswahl der
Grottenolme
durch. Würde Little gegen seinen Bruder stimmen? Nein! Aber Mitch? Gut möglich. Würde Ole sich selbst wählen? Eher nicht. Dafür war er viel zu stolz. Erik würde das aber wahrscheinlich machen. Was, wenn die Bande der Jungs sich auflöste? Lilli wagte es nicht, Ole ins Gesicht zu sehen. Wie würde sie sich fühlen, wenn die
Wilden Küken
sie plötzlich abwählen würden? Wenn Very auf einmal das Oberküken wäre? Oder Enya? Verwundert blickte Lilli in die Runde. Alles schien wie immer zu sein. Very übte sich im Zubereiten von Rührei mit frischen Wildkräutern, die Mitch für sie gesammelt und gehackt hatte. Die
Grottenolme
strichen sich dick Butter auf noch dickere Brotscheiben. Fast, als hätte das kurze Gespräch in der Nacht davor gar nicht stattgefunden.
    Lilli goss sich heiße Milch ein. Giulia schlief wohl noch und Gelatino war bereits in aller Frühe zum Staigerhof abgestiegen.
    »Ich habe die Herzchenbude vermessen und eine Zeichnung gemacht!« Little räusperte sich. »Der Staiger Sepp hat eine Kreissäge und Gelatino will dort Bretter zurechtschneiden lassen.«
    »Wir sollen uns bereithalten!« Mitch zeigte auf das auf Empfang gestellte Walkie-Talkie.
    »Bis er wiederkommt, könnten wir die Wasserrutsche aufbauen!«, schlug Ole vor und grinste. »Das war doch eine klasse Erfindung mit der alten Plane!«
    Erik schüttelte den Kopf. »Sobald Gelatino zurück ist, müssen wir die Herzchenbude renovieren. Und wem wir das zu verdanken haben, ist klar, oder?«
    Niemand antwortete, aber in Lillis Ohren hallte das Wort nach, das Erik gestern zu Ole gesagte hatte. Petze.
    Lilli malte mit dem Löffelstiel Muster auf ihr Heidelbeermarmeladenbrot und versank im Chaos ihrer Gedanken.
    Plötzlich aber holte sie Oles lautes Lachen wieder zurück in die Gegenwart.
    »Der Punkt geht an die
Grottenolme
!« Grinsend stand Ole mit Gelatinos Rasierschaum in der Hand hinter Enya. Auf ihren schwarzen Haaren erhob sich ein weißes Horn aus Schaum. Erneut drückte Ole auf die Düse der Spraydose. Zischend bildete sich ein zweites Horn auf Enyas Kopf.
    Geschickt entwendete Enya Ole die Spraydose. »Na, warte!« Gleich würde sie ihm ihrerseits eine Ladung verpassen, dachte Lilli.
    Aber da stellte sich Erik vor Enya. Er griff sich das Küchentuch, das auf dem Waschtisch lag, und wischte sanft den Schaum von ihren Haaren. Fast ungläubig himmelte Enya ihn an und hauchte ein »Danke, Erik!«.
    Der aber schenkte ihr nur ein kurzes Lächeln und wandte sich an Ole: »Findest du das witzig, oder was …?«
    Das Grinsen auf

Weitere Kostenlose Bücher