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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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Anblick aus der Ferne es hatte vermuten lassen, bestand er nur noch aus seiner Außenmauer, an deren Fundament sich die Grundmauern eines ursprünglich viel größeren Gebäudes anschlossen.
    Lilli legte ihren Rucksack auf einen der behauenen Steinblöcke. Hier hatten sich Franziska und Antonio also heimlich getroffen. Ein frischer Wind pfiff kalt und wenig romantisch durch die Ruine. In einer etwas geschützteren Ecke packten die anderen Bandenkids ihre Brotzeit aus. An den Mauern klebte Falkenkot und in einer Ecke lagen zerbrochene Bierflaschen. Vergeblich versuchte Lilli, sich hier ein verträumtes Liebespaar vorzustellen. Enttäuscht gesellte sie sich zu den andern und holte ihr Käsebrot aus dem Rucksack.

    Die
Wilden Küken
und die
Grottenolme
stöberten noch ein wenig in der Ruine herum und erkundeten die nähere Umgebung. Bob machte ein Foto mit ihrer Sofortbildkamera, und Lilli schnallte sich schon wieder ihren Rucksack auf den Rücken, da zeigte Ole auf eine Ritze in der Turmmauer. »Sieht ja komisch aus!«
    Lilli ließ den Rucksack sinken und sah sich die Sache aus der Nähe an. Das war tatsächlich seltsam. In einer Mauerritze klemmte ein abgebrochener Ast. Lilli fingerte das dürre Holzstück aus der Fuge zwischen den grob behauenen Steinen und sofort fing ihr Herz wie wild zu klopfen an. Tief in der Ritze steckte ein mehrfach gefalteter Zettel. Sie hob einen dünnen Zweig auf und stocherte nach dem verknitterten Papier. Endlich bewegte es sich, Lilli quetschte ihre Hand in die Ritze und erwischte es mit den Fingerspitzen.
    Inzwischen standen Vroni, die
Olme
und die anderen
Küken
neugierig um sie herum. Vor Aufregung zitterten Lillis Finger, als sie den verwaschenen und stellenweise eingerissenen Zettel auseinanderfaltete. »Liebe Franziska …«, las Lilli halblaut die seltsame Handschrift auf dem fleckigen Papier. Immer näher drückten sich Bob, Enya und Very an sie heran, und ergriffen lasen sie eine wundervolle Liebeserklärung, die mit
Für immer Dein!
und der Unterschrift
Antonio Kofler
endete.
    Lilli verschluckte die Tränen ihrer Rührung. »Antonios Brief hat all die Jahre hier oben darauf gewartet, dass Fanni ihn findet!« So vorsichtig, als könnte er jeden Augenblick zu Staub zerfallen, legte Lilli den Brief wieder zusammen. Wie von selbst knickte das Papier an genau den brüchigen Stellen um, an denen Antonio es vor Jahrzehnten gefaltet hatte.
    Die Mädchen waren sich einig: Sie mussten Fanni Schrader den Brief geben – und zwar sofort.
    Die Jungs machten sich zwar nicht offen über die Ergriffenheit der Mädchen lustig, aber andauernd grinsten und schmunzelten sie und verdrehten die Augen.
    »Da gibt es überhaupt nichts zu grinsen!« Lilli wickelte den Brief in ein Papiertaschentuch und verstaute ihn im Seitenfach ihres Rucksacks.
    »Für immer Dein!«, zitierte Mitch den Liebesbrief mit übertrieben bebender Stimme. Er zupfte sich ein Taschentuch aus Lillis Packung und schniefte hinein. »Das ist ja soooo romantiiiihihiiisch!«
    »Das sagt der Richtige!« Very warf Mitch einen verächtlichen Blick zu. »Von Romantik habt ihr Jungs nicht die geringste Ahnung!«
    »Und ob!«, beschwerte sich Little. »Dazu muss man nur eine Situation schaffen, in der anfällige Personen von einem Überschwang an Gefühl und Sehnsucht erfasst werden!«
    Und genau das waren die
Wilden Küken
: Von einem Überschwang an Gefühl und Sehnsucht erfasst.
    Anders als auf dem Hinweg, führte Vroni sie jetzt auf kürzestem Weg zum Windbruch.
    Da die Jungs nicht mitgehen wollten, entschied Vroni, dass Lilli und ihre Bande Fanni den Besuch abstatten sollten, während sie und die
Olme
auf sie warten würden.
    Lilli, Bob, Very und Enya kletterten über die Trockenmauer und standen kurz darauf in der niedrigen Stube der Schraderhütte. Mit angehaltenem Atem beobachteten sie, wie Fanni den Brief las.
    Das knittrige Papier zitterte zwischen den dürren Fingern der alten Frau.
    Lilli dachte erst, Fanni würde mit den Tränen kämpfen, aber der Eindruck täuschte. Die quecksilbrigen Augen wurden noch winziger und stechender, als sie ohnehin schon waren. Wütend knüllte Fanni den Brief zusammen und warf ihn Lilli vor die Füße. »So dankst du mir mein Vertrauen?« Fannis leise Worte klangen bitter.
    Verwirrt hob Lilli das Papierknäuel auf.
    »Raus hier!« Fannis Hexenfinger wies zur Tür und ihre Augen durchbohrten Lilli. »Ich will dich hier nie wieder sehen!«
    Eilig und mit gesenkten Köpfen verließen Lillis

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