Die Willow Akten
Chase behaupten. Na ja, jedenfalls meistens. Und da ich gerade dabei bin: Cordelia hat ihr eigenes Gefolge, die Cordettes, die an ihren Lippen hängen und ihr auf Schritt und Tritt folgen wie ein Rudel junger Hunde. Manchmal glaube ich, mir fehlt etwas. Neben guten Noten, einem Computer und Büchern muss es doch noch etwas geben. Etwas, das ich liebe und für nichts in der Welt aufgeben würde.
Ich meine, das ist die High School, verdammt noch mal. Alle anderen Mädchen haben einen Freund… oder wenigstens einen Kerl wie Xander, der ihnen nachläuft und sich sofort als Freund anbieten würde, wenn er nur eine passende Bedienungsanleitung in die Finger bekäme. Manche gehen schon seit der siebten oder achten Klasse oder sogar noch länger mit demselben Typen! Und ich stehe da und klebe immer noch an Xander nach all diesen Jahren. Ich verstehe nicht, warum ich ihm nicht klarmachen kann, dass ich damals gar nicht so wütend auf ihn war, nur weil er mir die dumme Puppe weggenommen hat, als wir noch im Kindergarten waren.
Und weißt du, was wirklich furchtbar wäre? Wenn ich einen Freund finden würde, einen eigenen Freund, einen, der total anders als Xander Harris wäre. Nicht, dass ich ihn eifersüchtig machen will… trotzdem würde er dann sicher die eine oder andere Sache mit anderen Augen sehen, oder nicht?
Vielleicht ist dieses Freund-Problem genau das: ein Problem, das gelöst werden muss. Und, verdammt, ich bin gut in der Schule und in Mathe und, na ja, ich bin gut im Probleme lösen. Dieses ganze Eins-und-eins-Ding, Junge-trifft-Mädchen, das ist wie… wie eine Gleichung. Genau, nur etwas komplizierter. Wenn ich mir nur ein bisschen Mühe gebe, könnte ich es bestimmt in den Griff kriegen. Ganz sicher könnte ich - so schwer ist das schließlich nicht, oder?
Eins und eins gleich zwei.
Mädchen trifft Junge.
Junge trifft Mädchen.
Und… voilá.
Problem gelöst.
Akte:
Ich Roboter, du Jane
Prolog
Italien: Mittelalter
Die Wände bestanden aus Steinen und derben Holzbalken, roh und feucht, voll mit dem Geruch der Nacht und der Männer in dem Raum. Die vereinzelten Kerzen und die Flammen des Kaminfeuers konnten nicht viel gegen die Dunkelheit ausrichten. Als der dunkelhaarige junge Mann vortrat und seinen Platz vor seinen drei Kameraden einnahm, richteten alle vier ihre Blicke ehrerbietig auf die Kreatur, die wenige Schritte von ihnen entfernt auf dem überdimensionierten hölzernen Stuhl saß. Schweigsam lächelnd, das Gesicht voll jugendlicher Unschuld, sank der Erste der vier auf die Knie und faltete die Hände, ohne auch nur einmal den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden.
Auf dem Stuhl lächelte Moloch der Korruptor auf seinen Götzendiener herab und streckte die Hand aus. »Carlo, mein Lieber…« Die mächtigen, kohlschwarzen Finger Molochs waren verkrümmt und lang und endeten in nadelspitzen Klauen. Sanft, wie eine Mutter gegenüber ihrem Kind, nickte Moloch mit seinem gewaltigen, gehörnten Schädel, während er die Hand auf das Haar des jungen Mannes legte. Unter dieser Berührung wandelte sich das vertrauensvolle Lächeln des Mannes in regelrechte Verzückung.
»Liebst du mich?«, fragte Moloch. Seine Augen glühten im Licht der Flammen rötlich wie Rubine inmitten der faltigen, ledrigen Haut seines Gesichts. »Ich werde dir alles geben, und alles, was ich dafür verlange, ist deine Liebe.«
Der junge Mann strahlte ihn noch immer unterwürfig an, als Moloch zupackte. Dann, mit einer kurzen Bewegung aus dem Handgelenk, brach der Dämon seinem Jünger den Hals.
In dem wenige Meilen entfernten Kloster versammelte sich ein Dutzend Mönche aller Altersstufen. Doch die Zahl der Lebensjahre bedeutete wenig in dem geheimen Raum, tief im Inneren des geheiligten Gebäudes. Hier war es der Glaube, der sie von den anderen Mitgliedern ihres Ordens unterschied, und mit dem Alter wuchs lediglich das Wissen darüber, was zu tun war, und die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dies auch geschah.
Bruder Thelonius, dessen Gesicht unter dem schütteren Haar von den Jahren und den Sorgen gezeichnet war, hielt mit beiden Armen ein Buch mit einem kunstvollen Einband fest, als er in die Mitte des Raumes trat. »Es ist Moloch«, erklärte er. »Der Korruptor. Er wandelt wieder über die Erde. Mehr und mehr unserer Brüder fallen seiner hypnotischen Macht zum Opfer.«
Die Gesichter der anderen erstarrten vor Furcht, und doch konnte Thelonius die Entschlossenheit in den Zügen seiner Brüder erkennen.
»Wir
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