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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pflegetochter Cleindori, die das kleine Instrument auf den Knien hielt und eine endlos lange Ballade in einer melodiösen Fünftonweise lang. Das Lied berichtete von einem See aus Wolken, die Sterne regnen ließen, und durch diesen Sternenregen schritt eine Frau.
Es war angenehm, in einem hohen Raum zu schlafen, der mit langsam wanderndem Licht gefüllt war. Er wollte aufstehen, um das Licht auszuschließen, doch dann blieb er liegen und sah ihm schläfrig zu. Selbst hinter den geschlossenen Lidern spürte er noch die langsam ineinanderfließenden Eindrücke aus Licht, Schatten und Farben, bis er schließlich einschlief. Seltsame Träume schienen auf ihn niederzuschweben; Landschaften, die sich langsam drehten, hoben und senkten; Stimmen, die ihn riefen: „Suche die Straße nach Carthon! Melitta erwartet dich in Carthon! Nach Carthon… nach Carthon… Carthon…“
Carthon, dachte er, als er einmal in einen Halbschlaf glitt. Was soll ich dort? Wer schickt mich dorthin? Er schlief wieder ein, und wieder kam die Stimme: „Nach Carthon… Carthon…“
Dann änderte sich die Szene. Er ging unendlich lange Treppen hinunter, zerriß mit ausgestreckten Händen dicke Spinnweben, und von den feuchten Wänden, die ihn von allen Seiten her umschlossen, drang grünlicher Phosphorschimmer auf ihn ein. Es war eiskalt, und sein Herz schlug den bekannten Takt: „Carthon… Wo ist Carthon…“
Welchen Bann hat dieser verrückte Planet über mich geworfen? Mit diesem Gedanken glitt er in das Wachsein des Morgens hinüber, der erfüllt war von den vielfältigen kleinen Geräuschen eines Darkovaner-Haushalts. Er versuchte, den seltsamen Zauber von sich abzustreifen und sich den zwingenden Träumen zu entziehen. Deshalb wandte er sich an Lerrys.
„Dein Pflegevater sagte, er wolle mir meine Arbeit erklären. Ich möchte gerne damit anfangen. Willst du ihn fragen, ob er jetzt für mich Zeit hat?“
Lerrys nickte. Barron war schon lange aufgefallen, daß der Junge praktischer und energischer war als ein Durchschnittsdarkovaner und weniger auf Formalitäten gab, als es hier üblich war. „Es ist zwar nicht absolut notwendig, daß du sofort mit der Arbeit beginnst, aber mein Pflegevater und ich stehen dir zur Verfügung. Soll ich dir dein Arbeitsgerät bringen lassen?“ „Bitte… Ich dachte, Valdir sei dein Vater.“
„Pflegevater.“ Wieder hatte es den Anschein, als wolle Lerrys noch etwas mehr sagen, doch dann ließ er es sein.“ Komm, ich führe dich zu seinem Arbeitszimmer.“
Nach darkovanischen Begriffen war es ein kleiner Raum. Durch eine schachbrettartig gemusterte Wand aus Glas und durchscheinenden Ziegeln konnte man auf den Innenhof hinuntersehen. Es war bitterkalt, obwohl weder Valdir noch Lerrys darunter zu leiden schienen. Die beiden trugen nur die unter der Pelztunika üblichen Leinenhemden. Valdir stand am Fenster und beobachtete das Getriebe auf dem Hof, schien aber nur übersehen zu wollen, wie Barron sich fröstelnd die Hände an der Kohlenpfanne wärmte. Dann drehte er sich um und lächelte ihn an.
„Ich konnte Sie gestern leider nur kurz begrüßen, Mr. Barron. Ich bin sehr froh, Sie hier zu sehen. Lerrys und ich haben uns bemüht, jemanden aus der Terranerstadt hierherzuholen, der uns zeigt, wie Linsen geschliffen werden.“ Barron lächelte ein wenig säuerlich. „Es ist nicht mein Fach, aber Anfängern kann ich zeigen, wie sie’s machen müssen. Ich dachte, Ihr Volk hat für die Wissenschaften und Techniken der Terraner nicht viel übrig.“
Valdir warf ihm einen scharfen Blick zu. „Gegen die Wissenschaften der Terraner haben wir gar nichts. Wir fürchten die Technologie, die Darkover nur zu einem Glied in der Kette der Welten machen würde, die einander so ähnlich sind wie die Sandkörner am Strand eines Meeres, wie das Unkraut, das an den Pfaden wächst. Aber darüber sollten wir lieber bei einem Glas Wein sprechen, das versöhnlich stimmt. Ich denke aber, in der Arbeit werden Sie uns sehr lernbegierig finden.“
Seit ein paar Augenblicken war sich Barron eines vagen, unbehaglichen Gefühls bewußt. Es war wie ein Geräusch am Rand der Wahrnehmbarkeit, das er aber noch nicht hörte. Trotzdem machte es ihm Kopfschmerzen. Valdirs Worte traten in den Hintergrund. Er sah sich um nach der Quelle dieses Geräusches.
„… daß in den Vorbergen scharfe Augen durchaus genügen, aber im Hochgebirge ist es unbedingt nötig, jede Spur eines Brandes sofort zu bemerken, ehe es schwierig wird, ihn unter

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