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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ritt vor den anderen den Hohlweg entlang. „Hast du das Reiten inzwischen sattbekommen?“ Barron schüttelte den Kopf. „Das ist gut. Aber vielleicht will der Lord der Comyn, daß wir unsere Reise dort für ein paar Tage unterbrechen, ehe wir zu den Hügeln kommen.“ Barron grinste vor sich hin. Wenn Colryn nach Armida zu den Hügeln kam, was war dann das, was sie in den vergangenen vier Tagen durchgeritten hatten? Seit sie die Handelsstadt hinter sich hatten, wand sich ihr Pfad um einen Berg, führte über den Kamm des nächsten in ein Tal hinab, dann zum folgenden Gipfel, und Barron hatte es aufgegeben, die Gipfel zu zählen.
Trotzdem war er nicht müde. Er saß jetzt nicht mehr krampfhaft auf dem Pferd, und er war auch härter geworden. Irgendwie hatte jedes Stückchen des Weges, ihn verzaubert, ihn in einem unerklärlichen Bann gehalten.
Bitterkeit und Resignation waren in seiner bekannten Welt zurückgeblieben, bei jenen, die den riesigen Bogen über die ganze Galaxis spannten. Er war ins Exil gegangen, in die Fremde.
Es war alles fast wie im Traum, als lerne er wieder eine Sprache sprechen, die er längst vergessen glaubte. Die fremde Welt griff nach ihm und lockte ihn. Ihm war, als trenne ihn ein Vorhang der Unwirklichkeit von seinem früheren Leben.
Verliebst du dich in diese Welt? fragte er sich. Er atmete die kalte, duftende Luft und lauschte den Hufschlägen der Pferde auf der beinhart gefrorenen Straße. Irgendwie hatte er das Gefühl, schon einmal hiergewesen zu sein. Alles war ihm vertraut. Nein, nicht vertraut. Ihm war, als müsse er in einem früheren Leben schon einmal so geritten sein, diese Luft geatmet, den Weihrauch gerochen haben, den seine Kameraden in das Lagerfeuer streuten. Es war, als sei er blind gewesen, als hätten sich seine Augen erst jetzt der stillen, seltsamen Schönheit erschlossen, die ihm ans Herz griff.
Gelegentlich dachte in ihm wieder der alte Barron. Dann wurde ihm klar, daß dieses Erlebnis des déjà vu eine neue Form jenes Wahnsinns sein mußte, der ihn den Job gekostet hatte. Aber diese Zwischenspiele waren nur ganz kurz. Sonst ritt er wie in einem Traum befangen dahin, und er genoß das Gefühl, zwischen zwei Welten und zwei Persönlichkeiten zu pendeln. Er wußte, wenn die Reise unterbrochen wurde, fiel auch der Zauber von ihm ab. „Was ist Armida?“ wandte er sich nach einer Weile an Colryn.
„Der Besitz des Lords Valdir Alton, der nach dir gesandt hat. Er wird sich freuen, daß du seine Sprache fließend sprichst, und er wird dir erklären, was er wünscht. Dort unten ist es.“ Er beschattete seine Augen mit der Hand und deutete mit der anderen.
Die dicken, graublauen Koniferen standen immer weiter auseinander, je tiefer sie ins Tal kamen. Die kleinen Zapfen, die in großen Mengen auf dem Boden lagen, rochen würzig. Manchmal zwitscherte in den Büschen ein Vogel. Im Unterland stieg da und dort schon ein wenig Nebel auf, und Barron überlegte, daß es gut sein würde, unter Dach und Fach zu sein, wenn der Abendregen begann. Er hatte es allmählich satt, Abend für Abend unter einer Plane zu liegen und immer nur das zu essen, was am offenen Feuer gekocht werden konnte. Er schloß die Augen, denn sein Pferd fand den Weg auch ohne ihn. Er schwamm in einem kurzen Tagtraum. Ich muß meinen geheimen Zweck vor den Altons verbergen, bis ich weiß, daß sie mich nicht hindern, sondern mir helfen würden. Ich kann den besten Weg erfahren. Bald wird der Schnee die Pässe schließen, aber zuvor muß ich noch den Weg nach Carthon finden. Den Weg zum Ende der Welt…
Er schüttelte den Traum von sich ab. Wo war Carthon? Und was war Carthon. Vielleicht hatte er schon einmal diesen Namen auf einer Karte gesehen. Man sagt immer, das Unterbewußtsein vergißt nichts. Vielleicht webte dieses Unterbewußtsein nun halbvergessene Fragmente in seine Tagträume.
Vor vielen Jahren einmal hatte er auf einer anderen Welt ein Lied gelernt: Man schickt mich auf eine Reise Drei Meilen hinter dem Ende der Welt Ich glaub’, das ist keine Reise… Nein, das stimmt nicht. Er forschte in seinem Geist nach den richtigen Worten, denn das lenkte ihn ab von der Fremdheit um ihn herum.
„Sagtest du etwas, Barron?“ fragte Lerrys.
„Nein, eigentlich nicht. Es ist auch schwer zu übersetzen. Man müßte schon die terranische Sprache kennen. Verstehst du sie?“
„Ganz gut“, erwiderte Lerrys grinsend.
Barron pfiff das Bruchstück einer Melodie und begann dann mit einer etwas heiseren, doch

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