Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
möchtet?«
Der Galdana legte zögerlich den Kopf schief. »Ich kann für Euch jagen.«
»Das ist doch schon einmal ein guter Vorschlag, oder?« Rinartin verzog seine Lippen zu einem wenig überzeugenden Lächeln.
»Ein jedes Volk vermag es, gute Jäger hervorzubringen«, warf der Adlermensch mit starkem Akzent ein und machte eine Handbewegung, bei der seine Krallen gut sichtbar aufblitzten, obwohl sie nicht ausgefahren waren.
»Rinartin … In Eurer derzeitigen Lage solltet Ihr …«, begann Randef fast schon flehend, wurde aber von einer Handbewegung des Schulleiters zum Schweigen gebracht.
»Ich kenne meine Position und weiß, was ich tue. Nachdem die Hohe Schule …«
»Ich werde die Schulgebühren für Carath übernehmen.« Dieses Mal war es Seran, der Rinartin unterbrochen hatte. Schweigen erfüllte das Rondarium.
»Nun gut«, ergriff Diarell als Erste das Wort, »damit wäre ein Problem aus der Welt geschafft.« Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, während sie Seran mit ihren Blicken erdolchte. »Aber was ist mit der Bildung? Ich wage zu behaupten, dass der Galdana noch nie ein Schulgebäude von innen gesehen hat. Eine Aufnahmeprüfung wird er auch nicht absolviert haben, ehe ihn seine Schritte hierher lenkten.«
»Das braucht er auch nicht«, erwiderte Rinartin. Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Aber …«
»Wir haben im Moment eine Kapazität von dreihundertfünfzig Studenten pro Land. Jedes Land entscheidet für sich selbst, nach welchen Auswahlkriterien es diese Plätze füllt. Theoretisch – und ab heute auch praktisch – hat selbst das Winterland Anspruch auf Plätze für seine Studenten an unserer Schule. Carath ist der erste Anwärter der Galdana, von daher haben wir mehr als genügend Gründe, in hier bei uns willkommen zu heißen. Und wenn er seine Prüfungen nicht besteht, können wir ihn immer noch nach Hause schicken.«
»Ihr begeht einen Fehler, Rinartin!«, zischte Diarell mit bleichem Gesicht.
»Das wird sich herausstellen.« Der Schulleiter wandte seine Aufmerksamkeit wieder Carath zu. »Nun denn, Carath, wie Ihr hört, wurde Euch die Aufnahme an der Hohen Schule gewährt. In zwei Wochen beginnen die Prüfungen, anschließend findet das Jadefest statt und nach einer einmonatigen Pause beginnt das neue Schuljahr, zu dem wir Euch dann herzlich an der Hohen Schule begrüßen dürfen. Serrashil?«
Sie zuckte zusammen, als ihr Name plötzlich fiel. »Ja?«
»Darf ich Euch bitten, Carath in den letzten beiden Wochen des Schuljahres Unterkunft zu gewähren? Ihr kennt Euch bereits, wodurch es ihm leichter fallen dürfte, sich ein wenig bei uns einzuleben.«
Sie unterdrückte ein Seufzen. Genau das hatte sie von Anfang an befürchtet. Aber gut, Carath schien ein ganz netter Kerl zu sein und Kie würde ihr sicherlich liebend gern dabei helfen, sich um ihn zu kümmern. Immerhin war er eine Art Elf und sie hatte eine fanatische Vorliebe für alles, was mit dieser Rasse zusammenhing.
»Natürlich«, erwiderte Serrashil.
»Gut. Ihr könnt ihm dabei behilflich sein, die richtige Fächerwahl zu treffen. Wenn die Großmeister nichts dagegen haben, könnt Ihr sicherlich in die einzelnen Unterrichtsstunden hineinschnuppern.«
Diarell öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, schloss ihn aber mit einem finsteren Gesichtsausdruck wieder.
»Keine Einwände? In Ordnung.« Rinartin erhob sich. »Ich erkläre die Versammlung für beendet. Kehrt nun in Eure Wohnung oder Euren Unterricht zurück. Dieses Mal könnt Ihr gerne den Haupteingang benutzen.« Der Schulleiter deutete zwinkernd auf eine Tür, die in seine Säule eingelassen war.
Serrashil verneigte sich und ging darauf zu. Carath folgte ihr. Ihr knurrender Magen verriet, dass es höchste Zeit fürs Frühstück war.
Kapitel 7
»Hohepriester.« Kerib verbeugte sich tief, während der schlanke Mann mit dem grauen Haarschopf an ihm vorbeirauschte. Nedrin trug noch seine tiefrote Großmeisterrobe für offizielle Anlässe, doch er machte sich nicht die Mühe, wieder seine Lehrkutte oder sein Priestergewand anzuziehen.
»Setz dich.« Der Großmeister deutete auf das Sitzpolster am Fuße der Stufen, die zu dem thronartigen Stuhl empor führten. Er war allein Nedrin in seiner Funktion als Hohepriester von Jadestadt vorbehalten. Bereitwillig ließ sich Kerib auf das Kissen sinken. Nedrin goss zwei Becher Wein ein und reichte ihm einen davon, ehe er sich auf seinem Hohen Stuhl niederließ.
Kerib roch mit halb
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