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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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die Wand ihnen gegenüber und Serrashil drehte sich um.
    Der Staub hatte sich gelegt und den Blick auf eine Tür freigegeben, die sich vor ihnen aus der Mauer heraus gebildet hatte.
    »Verzeih mir.« Carath trat einen Schritt zurück. Er zitterte immer noch, doch seine Lippen formten sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich ahnte nicht, was ich auslösen würde.«
    »Nichts passiert. Noch nichts.« Serrashil warf ihm einen strengen Blick zu. »Warne mich das nächste Mal bitte vor, ehe du auf irgendwelche verborgenen Knöpfe drückst.« Sie wandte sich der Tür zu und atmete tief ein. Hoffentlich war bei ihr kein weiterer, jahrhundertealter Mechanismus eingebaut, um neugierige Studenten abzuwimmeln.
    Carath neben ihr verspannte sich, als Serrashil zur Türklinke griff und sie langsam herunterdrückte. Sie war bereit, bei jedem verräterischen Geräusch zurückzuspringen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als die Tür leise aufschwang und einen unbeleuchteten Gang freigab.
    Mit einem Lächeln, das hoffentlich nicht kläglich misslang, sah sie Carath an. »Gehen wir.«
    Sich an der Wand entlangtastend schritt sie voraus in die Dunkelheit. Es behagte ihr gar nicht, dass sie den Boden zu ihren Füßen nicht erkennen konnte. Bald schon verringerten sich ihre Sorgen jedoch, als sie Licht in der Ferne erblickte. Serrashil beschleunigte ihre Schritte, um den schwarzen Gang möglichst schnell hinter sich zu lassen. Eine gefühlte Ewigkeit lang vernahm sie nichts anderes als ihren Atem und die Geräusche ihrer und Caraths Schuhe auf dem Boden, ehe sie das Licht endlich erreichte.
    »Willkommen im Rondarium.«
    Serrashils Augen brauchten einen Moment, ehe sie sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Sie fand sich mit Carath in einem kreisrunden Saal wieder. Er wurde von neun krallenartigen Gebilden getragen, die von der Mitte des Kuppeldachs an der Wand zum Boden verliefen und in jeweils einen thronartigen Sitz samt Rednerpult endeten.
    Auf acht dieser Sitze saßen die Großmeister, lediglich gegenüber von Serrashil und Carath stand der Schulleiter der Hohen Schule, Yua Rinartin, vor der prunkvollsten der neun Säulen und blickte auf sie hinab.
    Serrashil schluckte. Den Schulleiter bekam man normalerweise höchstens bei der Jahresabschlussfeier zu Gesicht, wo er eine kurze Rede hielt und für das nächste Jahr wieder verschwand. Als Oberhaupt des Stadtstaates Jadestadt verfügte er nicht nur über beträchtlichen Einfluss auf sämtliche politische Geschicke, sondern war obendrein der Hüter des größten Wissensschatzes in der Bekannten Welt.
    Kurzum: Vor ihr stand einer der mächtigsten Männer unter den Göttersonnen.
    Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, und beeilte sich, ihren Oberkörper zu einer tiefen Verbeugung zu senken. Unter den Blicken des Schulleiters und der anderen Großmeister fühlte sie sich unbeholfen.
    Haltung bewahren , ermahnte sie sich verzweifelt und richtete sich wieder auf. Zu ihrem Erstaunen war Rinartin von seinem Säulenvorsprung gestiegen und überwand den freien Platz in der Mitte der Halle, bis er direkt vor ihnen stand. Seine Robe, die in verschiedenen Gold- und Brauntönen gehalten war, umspielte bei jedem Schritt seine schlaksige Gestalt. Die ebenfalls braune Haube auf seinem Kopf rutschte ihm immer wieder in die Stirn, weshalb er sie in unregelmäßigen Abständen zurückschob. Seine sanften, dunklen Augen musterten sie durch die Gläser seiner Brille, während er sie freundlich anlächelte.
    »Ihr habt einen ungewöhnlichen Weg gewählt, um in das Rondarium zu gelangen.«
    »Nicht ganz freiwillig«, erwiderte Serrashil mit dünner Stimme.
    Rinartin lachte hinter vorgehaltener Hand. »Das dachte ich mir. Großmeister Seran erlaubt sich manchmal ganz, ähm, besondere Späße.«
    Serrashil bemerkte, wie sich ihr Körper allmählich entspannte. Der Schulleiter war ihr sofort sympathisch. Selbst das Wissen, dass er sich vermutlich mit Absicht so verhielt, um ihnen ihre Scheu zu nehmen, änderte nichts daran. Im Gegenteil. Sie betrachtete ihn von oben bis unten. Auch wenn er körperlich gesehen alles andere als eindrucksvoll war, verrieten seine aufrechte Haltung und sein durchdringender Blick, dass Rinartin ein Mann war, der wusste, was er tat.
    Der Schulleiter wandte sich an Carath, der halb hinter Serrashil geschoben stand. Im Gegensatz zu ihr war noch immer jeder Muskel in seinem Körper angespannt und sie spürte seinen flachen Atem an ihrer Schulter. Dem Galdana

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