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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Regionalmarkt gekauft habe.
    »Wo zur Hölle willst du hin?«, frage ich misstrauisch.
    »St. John’s«, sagt er, und da weiß ich, dass irgendetwas im Busch ist. Ches hasst St. John’s mit all den Straßen und Ampeln. Er hat seinen Werkzeugkasten, einen großen, sperrigen Metallkoffer, in der Hand und holt einige Werkzeuge heraus. Ich bin sprachlos vor Verblüffung, als Ches durchs Haus geht und all die Reparaturen erledigt, um die ich ihn seit Monaten bitte. Er zieht den Kaltwasserhahn an der Küchenspüle nach, damit ich nicht mehr das ständige metallische Tropfen hören muss. Er befestigt den Knauf an unserer Schlafzimmertür, dichtet die Haustür ab und wechselt die Glühbirne im Kühlschrank. Das ist der endgültige Beweis für seine Untreue, denn warum sollte Ches all das tun, wenn nicht aus schlechtem Gewissen heraus?
    Nachdem er fertig ist, klimpert er mit den Schlüsseln in seiner Tasche herum. »Na, also ich geh dann jetzt«, sagt er, und ich glaube in seiner Stimme ein leichtes Zittern zu hören. Ich spüre seine Nervosität und interpretiere sie als Bammel vor dem ersten Mal. Ich spiele mit dem Gedanken, ihn nach seinen Plänen zu fragen, ihn zu drängen, sich das gut zu überlegen, aber ich sage nichts.
    »Gut, dann mal los.«
    »Bleib nicht meinetwegen auf«, sagt er beim Gehen, was ich sehr komisch finde, denn es ist erst halb zehn Uhr morgens, und ich würde sowieso nicht seinetwegen wachbleiben. Seltsamerweise nimmt er seinen Werkzeugkasten mit, bleibt kurz an der Tür stehen und sieht auf das Schulfoto von Marianne, das im Flur hängt.
    Dann bin ich alleine, und trotz aller Bemühungen, das Alleinsein zu genießen, fühle ich mich einsam. Zur Ablenkung werde ich für Prissy einen Makkaroni-Auflauf backen und zu ihr gehen, um zu kondolieren. Prissy liebt Makkaroni-Auflauf. Wann immer ich zum Abendessen bei ihr war, musste ihre Mutter uns welchen machen. Prissy spießte die Nudeln einzeln auf die Gabel und tunkte sie dann in Ketchup, deshalb brauchte sie ewig, und am Ende war ihr Essen eiskalt. Vermutlich hat sie mittlerweile einen etwas gehobeneren Geschmack, also koche ich nach einem Rezept, das ich beim Arzt aus einer Frauenzeitschrift herausgerissen habe. Dafür muss man drei verschiedene Sorten Käse reiben, und nach einer Weile reißt mir die Haut an den Fingern auf. Dann mache ich eine Mehlschwitze, erhitze Vollmilch und lasse den Käse darin schmelzen, gieße die Flüssigkeit über die Nudeln und schiebe alles für fünfunddreißig Minuten in den Ofen, bis der Auflauf eine braune Kruste hat und die Sauce blubbert.
    Ich denke währenddessen viel an Prissy. Ich versuche, Mitgefühl aufzubringen, aber das gelingt mir genauso wenig, wie Eifersucht zu empfinden. Wahrscheinlich bin ich emotional vollkommen abgestumpft. Ich liebe Prissy wie eine Schwester und war zugleich auch immer neidisch auf sie. Das Schicksal hatte Prissy in einer Weise begünstigt, von der ich nur träumen konnte. Sie war hübsch und schlank, konnte essen, was sie wollte, sie hatte wohl ein Hufeisen oder eine Hasenpfote oder einen anderen Glücksbringer besessen. Dass es ihr gelungen war, einen Wildfremden bei Hayward’s auf dem Snackregal zu vögeln, war die eine Sache. Dass der dann auch noch vermögend, attraktiv und bis über beide Ohren in sie verliebt war, so etwas brachte nur Prissy zuwege. Sie mag Howie zwar verloren haben, aber er ist bestimmt der Typ, der sich um alles gekümmert und für sie und Quentin vorgesorgt hat. Ich will mir gar nicht ausmalen, welchen Schlamassel mir Ches hinterlassen würde, sollte er einmal sterben.
    Als die Auflaufform so weit abgekühlt ist, dass ich sie mit bloßen Händen anfassen kann, gehe ich rüber zu Prissy. Draußen ist es überraschend heiß, und als ich endlich den steilen Weg zur Hintertür bewältigt habe, bin ich völlig verschwitzt und leicht außer Atem.
    Clara empfängt mich an der Tür, mit Zigarette in der Hand und einem feuchten Geschirrhandtuch über der Schulter. Bei einem kräftigen Zug an der Zigarette fallen ihre Wangen ein, und ihre Lippen verschwinden. »Hallo, Lottie«, sagt sie. »Dachte mir schon, dass du heute kommst.«
    »Ich hab Makkaroni-Auflauf gemacht, für Prissy«, erkläre ich, als brächte ich regelmäßig Essen zu Clara.
    »Makkaroni haben wir schon«, sagt Clara, »aber noch eine Portion schadet wohl nicht.«
    »Darin sind drei verschiedene Sorten Käse«, sage ich zu meiner Verteidigung und blicke auf meine geschundenen Finger. »Das ist kein

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