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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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es so. Ich erinnere mich gut daran, wie Howie auf den Tod meines Vaters reagiert hat. Er blieb vollkommen stoisch, organisierte uns für den nächsten Tag einen Flug und nahm meiner Mutter noch von zu Hause aus die Last ab, das Begräbnis zu organisieren. Er ging in sein Arbeitszimmer und regelte alles. Er kümmerte sich effizient und gewissenhaft um jedes Detail und fühlte sich in dieser Rolle offenkundig wohl, doch als der Sarg in das frische Loch hinabgelassen wurde, als mein Mann auf die feuchte Erde schaute, waren seine Augen zum ersten Mal gerötet und vor Tränen nass. Ich habe still seine Hand gedrückt und ihm damit gesagt, ich bin für dich da, damit er im Stillen trauern konnte.
    Bei jeder unserer Reisen nach Paradise Bay war Howie bei Tagesanbruch aufgestanden und Dad und Charlie aufs Meer gefolgt. Wenn sie Stunden später zurückkamen, quollen die Eimer meines Vaters und Bruders vor Fischen über, nur Howie trug verlegen den leeren Eimer, in dem seine Köder gewesen waren, hinter ihnen her. Er ließ unseren Spott mit heiterer Gelassenheit über sich ergehen und tischte uns im Gegenzug seine Geschichten von dem einen Fisch auf, der ihm entwischt war. Natürlich gab es immer genug frischen Fisch für alle, und so saßen wir dann abends bei einem guten Mahl und ein paar Bier zusammen.
    Dass mein Vater meinen Ehemann abgelehnt haben soll, ist wirklich schockierend. »Was willst du denn damit sagen?«, frage ich mit vorwurfsvollem Unterton. »Dad und Howie haben sich prima verstanden.« Allmählich werde ich wütend. »Du kannst nicht im Rückblick die Beziehung zwischen Dad und Howie ändern, nur weil du Howie nicht mehr leiden magst.« Mir kommt das Foto von Howies Gedenkfeier in den Sinn. Howie und Dad haben ständig miteinander gelacht. »Howie hat Dad geliebt und umgekehrt«, füge ich hinzu.
    Meine Mutter nickt zustimmend. »Am Ende, ja«, sagt sie ruhig und schaukelt vor und zurück. »Anfangs konnte dein Vater Howie nicht ausstehen. Ihm war schleierhaft, was du an ihm gefunden hattest, denn Howie konnte nicht angeln, kein Zelt aufbauen und auch kein Schneemobil fahren.«
    Für mich sind das lächerliche Gründe, einen Menschen abzulehnen, aber für Dad, den es mit Leib und Seele ins Freie zog, war ein Mann von Howies Schlag wohl nur schwer zu akzeptieren.
    »Ach, in Wahrheit war dein Vater eifersüchtig, weil er nicht mehr der wichtigste Mann in deinem Leben war, auch wenn er das niemals zugegeben hätte.«
    Beim Gedanken an meinen Vater wird mir warm ums Herz. Auch meiner Mutter fühle ich mich in diesem Moment ungewöhnlich nahe, gleichzeitig aber ist mir diese seltene Offenheit und Ehrlichkeit ein wenig unangenehm.
    »Wann hat Dad denn seine Meinung geändert?« Mein Vater war ein so verträglicher Mensch, es scheint unvorstellbar, dass er sich über irgendjemanden oder irgendetwas hätte ärgern können.
    »Wie ich schon sagte. Als Howie gekommen ist und uns gefragt hat, ob er dich heiraten dürfe.« Sie bricht in spontanes Gelächter aus, die Falten an ihren Augen graben sich tiefer ein. »Sag bloß, das hat dir Howie nie erzählt?« Sie gluckst leise in sich hinein. »Nein, hat er wohl nicht.«
    Gespannt beuge ich mich vor. Was weiß ich noch nicht über die beiden Männer in meinem Leben, die ich am besten zu kennen glaubte? »Erzähl du’s mir«, dränge ich.
    »Howie ist von Toronto hergekommen, in seinem Sonntagsstaat, um in aller Form um deine Hand anzuhalten. Das war in der Woche, in der Lottie ihr Baby gekriegt hat und du bei ihr in Carbonear warst. Howard hat wohl gedacht, mit so einer altmodischen Geste würde er uns alte Säcke erweichen, aber darauf ist dein Dad nicht reingefallen. Er sagt also zu Howie, er könnte am besten draußen auf dem Meer nachdenken, und dort sollten sie über alles reden. Howie erwidert, dass er nichts zum Wechseln dabeihat, weil er abends zurückfliegen will. Dein Vater ignoriert das einfach. Er stellt sich in Gummistiefeln an die Tür und sagt: ›Na, was, willst du meine Tochter heiraten oder nicht?‹ Also folgt Howie deinem Vater runter zum Kai, alles in seinem schicken Anzug. Dann nimmt dein Vater ihn richtig ran. Er muss das Benzin in den Motor füllen, Köder kaufen und das Boot vom Kai losbinden, aber Howie fällt beim Versuch, an Bord zu kommen, ins Wasser, und dein Vater muss ihn ins Boot ziehen. Als die beiden zurückgekehrt sind, war Howie klitschnass, hat nach Fischabfällen gestunken, seinen Flug verpasst, und sein Anzug war auch

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