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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Tod verantwortlich gemacht habe. Joseph wäre furchtbar wütend auf mich, wenn er das wüsste. Die Bürde, meinen Mann enttäuscht zu haben, liegt mir schwer im Magen. Ich will keinen Unfrieden zwischen mir und Joseph, und vor allem möchte ich keinen Unfrieden zwischen mir und Fred mehr.
    »Joseph war dein Mann, aber er war auch mein bester Freund. Und nicht nur das – er war wie ein Bruder«, ergänzt er. »Ich frage mich jeden Tag, warum Joseph gestorben und mir nichts passiert ist. Wenn ich daran etwas ändern könnte, glaub mir, ich würde es.«
    »Ich weiß«, flüstere ich sanft, denn ich glaube ihm. »Habt ihr wenigstens gewonnen?« Der Ausgang des Spiels hat mich nie interessiert, aber nun spielt es eine Rolle. »Wenn ihr gewonnen hättet, wäre er vor seinem Tod wenigstens glücklich, ja, er wäre selig gewesen.«
    »Wir haben gewonnen, und er war glücklich, trotz der Schmerzen«, offenbart Fred mit einem angedeuteten Lächeln beim Gedanken an ihre letzten gemeinsamen Augenblicke.
    »Ich bin schwanger.« Keine Ahnung, warum ich das in diesem Moment sage. Das ist ein ziemlich radikaler Themenwechsel, von einem erschütternden Ereignis zum nächsten. »Ich bin fast im vierten Monat«, füge ich erklärend hinzu. »Es ist deins«, sage ich schließlich, weil er noch immer nicht reagiert, sondern im Fernsehen verfolgt, wie die Bruins ein Powerplay abwehren, als ob ich gar nicht anwesend wäre. Er muss mich verstanden haben, denn er ist bleich geworden, und auf seiner Glatze bilden sich Schweißtropfen.
    »Fred? Alles in Ordnung?«
    Er wirkt traurig und wütend zugleich. »Tut mir leid, Georgia«, sagt er kühl. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann nicht …«
    Er bricht ab. Seine Worte schweben im Raum. Ich bin verwirrt. So eine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Eine bevorstehende Vaterschaft sollte von nervöser Vorfreude begleitet werden, von Verheißung und Hoffnung – von allem, was ich empfinde, so unorthodox die Umstände meiner Mutterschaft auch sein mögen. Aber Freds Reaktion nach zu urteilen, wird er mir womöglich gleich anbieten, für die Abtreibung zu zahlen.
    »Ich erwarte nichts von dir«, sage ich. »Ich habe es dir gesagt, weil du das Recht hast, es zu wissen. Ich hatte nur gedacht, du würdest dich freuen.«
    »Warum verdammt sollte ich mich freuen?« Er schreit beinahe. »Erst töte ich meinen besten Freund, aber das reicht noch nicht, nein, denn dann schlafe ich mit seiner Frau, und jetzt das! Jetzt bekommen wir sogar ein Baby! Warum habe ich so verdammt viel Glück? Warum bekomme ich all das, was Joseph nie bekommen hat?«
    Selbsthass schwingt in seinen Worten mit. Dabei hat Fred überhaupt kein Glück. Es muss doch eine ungeheure Last sein, jemanden getötet zu haben, vor allem, wenn man ständig und überall daran erinnert wird. Ich will ihm sagen, dass Joseph ihm vergeben hätte, aber eigentlich liegt mir etwas anderes auf der Seele. Wie oft habe ich schon im Fernsehen gesehen, dass Familien in aller Öffentlichkeit verurteilten Mördern den Tod des Ehemanns, der Frau, der Schwester und des Bruders vergeben, ja sogar des eigenen Kindes. Warum fällt es mir dermaßen schwer, Fred so etwas zu sagen?
    »Es tut mir leid, dass ich die ganze Zeit so schrecklich zu dir war«, flüstere ich. »Ich vergebe dir, was an jenem Abend passiert ist.« Der Buzzer verkündet das Ende der zweiten Spielzeit, und ich verlasse das Haus.

Kapitel 35
    Lottie
    Roger Parsons hat mich unerwartet früh in sein Büro im Confederation Building bestellt. Ich habe ihm den Antrag doch erst vor zwei Wochen gegeben. Es muss sich lohnen, er würde mich bestimmt nicht bitten, den weiten Weg nach Ottawa anzutreten, wenn er schlechte Nachrichten hätte. Vorsichtshalber mache ich mich dennoch auf alles gefasst.
    Am liebsten hätte ich Prissy und Georgia gebeten, zur moralischen Unterstützung mitzureisen. Prissy hätte sicher Zeit. Nachdem sie fast drei Monate lang abgetaucht war und sich nur um ihre Mutter gekümmert hat, kommt sie nun fast täglich zu Lawlor’s, immer zwischen zwei und vier, wenn es ruhig ist, um sich über ihren Ehemann zu beklagen. Genauer gesagt, über seine vielen Aufmerksamkeiten. Ich liebe Prissy wie eine Schwester, wirklich, aber wie kann man sich darüber beklagen, dass der Mann alle Rechnungen bezahlt, sich um die Schwiegermutter kümmert, den Schnee vom Auto schaufelt und auch noch sämtliche Einkäufe erledigt? Immer wenn sie wieder damit anfängt, dass Howie ihr das Gefühl gebe,

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