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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Mutter. Überall brennt das Licht, ich muss mehrfach zwinkern, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.
    »Deine Mom hatte einen Traum.«
    »Es war kein Traum.« Howies Auslegung scheint meine Mutter so zu verärgern, dass sie ihn anfährt, das erste Mal seit seiner Rückkehr. »Sie war hier.«
    »Wer war hier?«, frage ich verwirrt.
    Howie gibt sich geschlagen. »Deine Mutter hat die Heilige Jungfrau gesehen«, seufzt er.
    »Die Jungfrau Maria?«
    »Ganz genau, die Heilandsgebärerin«, antwortet Howie und wirft die Hände in die Luft.
    »Oh«, antworte ich. Was soll man auch anderes sagen, wenn jemand behauptet, die Jungfrau Maria gesehen zu haben? Ich würde meiner Mutter gerne widersprechen und sie daran erinnern, dass sie nicht einmal katholisch ist, denn soweit ich weiß, erscheint die Jungfrau nur Katholiken, und zwar gläubigen.
    »Meine Zeit naht«, sagt Mom. Ich bekomme eine Gänsehaut. Weder klingt noch wirkt sie wie sie selbst, und das ist sehr verstörend. Es dauert fast eine Stunde, bis wir sie so weit beruhigt haben, dass wir sie wieder ins Bett bringen können. Danach sind Howie und ich nicht in der Stimmung, schlafen zu gehen, und so setzen wir uns in die Küche und trinken bis vier Uhr morgens Tee.
    »Gott, man sollte meinen, die Jungfrau besäße so viel Anstand, zu einer vernünftigen Zeit zu erscheinen«, sagt Howie und reibt sich den Nacken. »Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geschlafen.«
    Natürlich will er mit seinem Scherz bloß die unbehagliche Situation entkrampfen, aber irgendetwas an seinen Worten regt mich auf.
    »Es hat dich niemand gebeten zu kommen«, raunze ich ihn an. »Warum fährst du nicht endlich nach Hause und schläfst, so viel du willst?«
    Er wirft mir einen wütenden Blick zu. »Na schön«, sagt er kühl. »Wenn du wirklich willst, treffe ich die entsprechenden Vorkehrungen.«
    »Das ist wieder typisch. Sobald es schwierig wird, verschwindest du!« Meine Stimme zittert leicht, und ich habe Angst zu weinen, obwohl ich nicht weiß, warum. Die ganze Zeit wollte ich, dass Howie verschwindet. Ich gebe mir alle Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen, aber wenn er endlich fort ist, werde ich ihn trotzdem vermissen. Ich bedecke meine Augen und hole zitternd Luft.
    Howie sieht mich verzweifelt an. »Herrgott, Prissy, was willst du denn von mir? Ich dachte, ich sollte abhauen.«
    »Natürlich sollst du das.«
    »Warum bist du dann so aufgebracht?«
    »Ich bin nicht aufgebracht.«
    »Soll ich bleiben? Sag’s mir, und ich bleibe.«
    Im Klartext heißt das, er will genau darum gebeten werden, aber den Gefallen erweise ich ihm nicht. »Ich will nur, dass du tust, was du tun willst. So läuft das doch bei dir, oder nicht?« Bemerkungen dieser Art haben ihn schon während unserer Beziehung immer wütend gemacht, und sie provozieren ihn auch heute noch.
    »Was soll denn das schon wieder heißen, Prissy?« Er steht auf, geht zur Spüle und schaut aus dem Fenster, obwohl es draußen noch stockdunkel ist und er bei dem Lampenlicht allein sein Spiegelbild sehen kann. »Ich will doch bloß für dich da sein, und du weist mich ständig ab.«
    »Du willst nicht für mich da sein. Du fühlst dich verpflichtet, da zu sein, aber du bist nicht … verpflichtet. Du kannst jederzeit gehen«, sage ich schon weniger konfrontativ, denn ich füge mich bereits wieder in das Unvermeidliche.
    »Wir könnten sie mit zu uns nehmen«, sagt Howie und dreht sich zu mir. »Wir könnten mein kleines Büro umfunktionieren und meinen Computer und die Sachen nach oben in das leere Schlafzimmer bringen. Ich organisiere ihr eine Pflegekraft, die rund um die Uhr für sie da ist. Ihr wird es an nichts fehlen.«
    Ich traue meinen Ohren kaum. »Was hast du gerade gesagt?«, flüstere ich.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Seine Worte haben ihn offenbar genauso überrascht wie mich. »Vielleicht könnten wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
    Da, wo wir aufgehört haben, hatte Howie eine Affäre, war mit einer anderen Frau zusammen und wollte nach eigenem Bekunden nicht länger mein Ehemann sein. Ich bin fassungslos. Nicht nur, weil er vorgeschlagen hat, dass ich mit ihm nach Hause kommen soll, sondern vor allem, weil ich das Angebot nicht auf der Stelle annehme. Monatelang habe ich dafür gebetet und von diesem Moment geträumt, und nun, da Howie mich tatsächlich fragt, wird mir bewusst, dass ich nicht mehr das neunzehnjährige Mädchen bin, das ihm vor so vielen Jahren blind gefolgt ist.
    »Warum hattest du eine

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