Die Witzekiste
Fröhliches ertönen zu lassen, womöglich Gelächter wiederzugeben.
In Mozarts Oper ›Cosí fan Tutte‹ ist sogar von überirdischer Heiterkeit die Rede: »Das war auch Mozarts Absicht. Er hat in dieser Oper auch ein Lehrstück gesehen: So sind sie halt, die Menschen, sprechen von ewiger Liebe und sind nicht in der Lage, auch nur zehn Minuten allein zu sein. Wir müssen alle mit unseren Unvollkommenheiten leben, und deshalb ist es gut, wenn wir dazu ein heiteres, von göttlicher Gelassenheit getragenes Verhältnis haben. Es heißt ja sogar beim ›Don Giovanni‹ ausdrücklich ›Drama giocoso‹, auch wenn es um den Tod zweier Menschen geht.
Humor finden wir auch im Liedgesang, beim Klavierlied. Nehmen wir Hugo Wolf, ›Der Rezensent‹. Da hat Wolf ein Mörike-Gedicht vertont, und der Rezensent, den er vorher veräppelt hat, wird mit einem kleinen Tritt gegen das Gesäß die Treppe heruntergeworfen. Das ist musikalisch unglaublich eindrucksvoll illustriert. Und schließlich erklingt ein Walzer als Nachspiel zu diesem Lied. Das zeigt eben auch, wie sich Humor und Fröhlichkeit durch Dreiertakte sehr schön ausdrücken lassen.«
Gibt es auch in der modernen Musik eigentlich noch so etwas wie Fröhlichkeit?
»O ja. Das beginnt schon bei Richard Strauss. Er hat die Tonsprache, die Klangsprache enorm ausgeweitet, zum Beispiel. Im ›Till Eulenspiegel‹. Es gab in der Musikgeschichte eigentlich zwei große Schritte fortschrittlicher Instrumentierung. Den einen setzt Berlioz, den anderen Strauss. Natürlich stehen da Oboen und Englisch Horn und vor allen Dingen Klarinette und Es-Klarinette stark im Vordergrund. Der ›Till Eulenspiegel‹ strotzt geradezu von frechen Bemerkungen, die in Musik umgesetzt werden. Und wenn der Till schließlich aufgehängt wird, geht die Es-Klarinette in die obersten Regionen und verhaucht auf eine sehr witzige Weise. Selbst von seiner ›Salome‹sagte Strauss bei einer Probe, sie sei ein Scherzo mit tödlichem Ausgang.«
Bei Otto Nicolai und seinen ›Lustigen Weibern von Windsor‹ steht in der Partitur: »Elfen und Kobolde melden sich kichernd«. Hier gackern allerdings nicht Instrumente, sondern Stimmen. Damit kommen wir zu den Tenorwitzen. Tenöre und Bratscher sind bevorzugt Opfer von Witzen:
Ein neuer Tenor ist im Stadttheater zum Vorsingen bestellt. Nach zwei Zeilen der ersten Arie verhustet er sich und bricht ab
Im zweiten Versuch kommt er auch nur eine Zeile weiter. Der Rest geht wieder im Husten unter.
Beim dritten Ansatz singt er die erste Strophe fast perfekt durch. Aber als er im zweiten Teil zum hohen C ansetzen will, verhustet er sich wieder.
Da schüttelt sich der Sänger, schaut böse in die Runde und ruft: »Scheiß Theater!«
Ein Tenor auf einem Schiff verlässt nach dem Aufstehen seine Kajüte und geht auf das Oberdeck. Er blickt über die Reling in den Nebel und ruft: »Was ? Weiter sind wir noch nicht?!«
Ein Tenor kommt im Theater die Treppe hoch. Es begegnet ihm die Sekretärin des Intendanten. Er fragt: »Ist der Intendant da?«
»Nein.«
Sagt er: »Weiß ich doch!«
Ein Tenor wird von einer Verehrerin angesprochen.
»Ich habe Sie vorgestern in der Straßenbahn gesehen.«
»War ich gut?«
Kennt und mag Ohnesorg ausschließlich Musikerwitze?
»O nein, da sind auch ganz andere, allgemeine. Einer meiner Lieblingswitze ist dieser:
Der kleine Moische wird vom Rabbi gefragt: »Moische , wie viel ist zweimal zwei?«
Moische springt auf, schaut den Rabbi ganz verzweifelt an, nimmt seine Finger zur Hilfe, wiegt seine beiden Hände und stammelt: »Sieben?!«
Darauf der Rabbi: »Moische , wie oft hab’ ich dir schon erklärt:
Zweimal zwei ist vier! OK – fünf ! Aber nicht sieben!«
Das ist für mich einer der anrührendsten Witze, den ich kenne: Der Cellist Misha Maisky hat ihn mir mal erzählt, als wir über das ›richtige‹ Tempo im letzten Satz von Haydns C-Dur Cello-Konzert diskutiert haben.«
Damit sind wir zurück in der Musik:
Max Reger wird nach einem Konzert, in dem besonders die Fagotte zur Geltung kamen, von einer musikinteressierten adeligen Dame gefragt: »Sagen Sie, Maestro , bringen die Musiker diese merkwürdigen Töne mit dem Mund hervor?« Sagt Reger: »Hoheit , das will ich doch sehr hoffen!«
»Der berühmte Liedbegleiter Gerald Moore, ein wunderbarer Erzähler, hat mich um eine schöne Anekdote über den russischen Bassisten Schaljapin bereichert«, erzählt Ohnesorg:
»Moore und Schaljapin haben ein Lied
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