Die Witzekiste
holt aus einem kleinen Täschchen einen Zettel heraus, schaut auf den Zettel, legt ihn wieder zurück in das Täschchen. Dann fängt er
an. Eines Tages bekommt er bei einer Probe einen Schlaganfall und fällt um. Er ist tot.
Der Konzertmeister geht hin, öffnet sofort das kleine Täschchen und schaut nach, was auf dem Zettel steht. Und er liest ›Erste Geige links, zweite Geige rechts, Bratschen links, Cello rechts‹.«
Franz Xaver Ohnesorg war einst Gründungsintendant der Kölner Philharmonie. Er ging dann für zweieinhalb Jahre als Artistic and Executive Director zur Carnegie Hall nach New York. Bis zum 31. Dezember 2002 war er Intendant der Berliner Philharmoniker, um nach getaner Reformarbeit wieder ins geliebte Rheinland zurückzukehren. Von dort leitet er künstlerisch das von ihm inzwischen zu internationalem Renommee gebrachte Klavier-Festival Ruhr.
Ohnesorg ist fest davon überzeugt, »dass Musik und Humor sehr, sehr tief zusammenhängen. Ich glaube, dass Musik insbesondere geeignet ist, Menschen von seelischen Belastungen zu erlösen, sie fröhlich zu machen. Man kann genauso das Gegenteil behaupten, dass Musik auch geeignet ist, Menschen sehr ernst zu stimmen. Aber der primäre Ansatz der Musik ist eigentlich, die Menschen ein wenig zu erheitern.«
Bei den Wiener Philharmonikern hatte ein Gastdirigent seinen ersten Tag. Ein Besucher erkundigt sich bei den Musikern: »Wie war es denn?«
»Ach , wir haben zehn Takte gebraucht, dann hat er keinen nennenswerten Widerstand mehr geleistet.«
Der Intendant trägt zu Hause ein rotes Polohemd, das hat mich überrascht. Mir fällt auf, dass ich ihn zum ersten Mal ohne Jackett und die zum Erkennungszeichen gewordene Fliege am Hals sehe. »Unter den vielen Anekdoten ist eine, die ich sehr liebe:
An einem sehr schönen Frühlingstag geht der Dirigent Sir Thomas Beecham die Fleet Street entlang. Die Sonne kommt heraus, und er hat einen Mantel an. Es wird ihm zu warm, also ruft er ein Taxi, gibt dem Taxifahrer seinen Mantel, legt ihn in den Wagen und sagt: ›Follow me!‹ Dann geht er weiter.«
Ohnesorgs Ehefrau Franziska ist Staatsanwältin, aber deswegen nicht weniger an Musik interessiert. Sie freut sich über das nächste Beispiel. Für weitere Späße fehlt ihr heute leider die Zeit.
Sir Thomas Beecham dirigiert die Londoner Symphoniker. Die 9 . von Bruckner steht auf dem Programm und soll geprobt werden. Der Dirigent klopft an das Pult und sagt: »Meine Damen und Herren! Ich habe die 9 . von Bruckner sicher dreihundertmal dirigiert, ich nehme an, jeder von Ihnen hat sie bis zu zweihundertmal gespielt. Wir treffen uns morgen zur Aufführung.«
Da meldet sich ein junger Geiger in der zweiten Reihe: »Sir , ich habe die 9 . von Bruckner noch nie gespielt!«
Sagt Sir Thomas: »Sie wird Ihnen gefallen!«
»Ich glaube, dass viele Musiker auch ganz besonders reiche und glückliche Persönlichkeiten sind, weil diese nichtverbale Tätigkeit des Musikmachens und des Sich-Mitteilens über das Erzeugen von Melodien und Rhythmen und alles das, was Musik ausmacht, ihre Erlebnisfähigkeit prägt. Das formt natürlich auch eine Persönlichkeit.« Apropos nichtverbale Tätigkeit:
Ein Konzertsaalvermieter sagt zu einem Musiker: »Ich habe sie alle erlebt, Rubinstein , Brendel , Serkin , Isaac Stern, Menuhin , Rostropowitsch – keiner hat so geschwitzt wie Sie!«
Musiker spielen nicht nur mit Instrumenten, sondern gelegentlich auch mit Worten. »Richard Strauss hat in seiner Alpensinfonie ein Hauptthema, das aus dem Bruch’schen Violinkonzert stammt. Das ist ein Zitat, aber er hat selbst immer gesagt, das sei die Bruch-Stelle«, flachst mein Gastgeber und fährt fort:
»Da kommt der Komponist Hans Pfitzner zu Richard Strauss in die Garderobe, nachdem er die Alpensinfonie zum erstenmal gehört hat, Strauss hat sie selbst dirigiert. Und Pfitzner sagt: ›Na , Herr Kollege, da ist Ihnen ein wunderbares Werk gelungen, aber Sie müssen nur aufpassen: Kurz vor Erstürmung des Gipfels hätten Sie sich fast noch einen Bruch geholt.‹«
»Natürlich gibt es Lachen und Gelächter in der Musik. Es gibt auch komische Instrumente. Humor in der Musik hat damit zu tun, dass Menschen ungewöhnliche Klangfarben wahrnehmen. Da ist zum Beispiel das Fagott als eines dieser Instrumente, das einfach Schmunzeln hervorruft. Oder die Klarinette. Klarinette kommt vom lateinischen »clarus« und heißt »die hell Tönende«. Sie ist erhellend und besonders geeignet, um
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